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So stark wie eine Flasche Vodka

Von    |   15. Dezember 2006   |   0 Kommentare

Wenn man von A Hawk And A Hacksaw berichten will, kommt man um den Namen Beirut nicht herum. Einerseits, weil es hier wie dort um Einflüsse östlicher Folktraditionen geht. Andererseits, weil es Jeremy Barnes von A Hawk And A Hacksaw war, der Beirut dabei geholfen hat Indie- und Balkanmusik unter einen Hut zu bringen. Barnes, ehemaliger Drummer von Neutral Milk Hotel, ist nun schon seit fünf Jahren als A Hawk And A Hacksaw solo unterwegs und spielt so viele Instrumente wie möglich selbst (Akkordeon, Piano, Perkussion), wobei er sich dabei auch gerne mal einen Hut mit Glocken aufsetzt.

Ähnlich wie Matt Elliot hat sich auch Jeremy Barnes gänzlich von den Mustern herkömmlicher Indiemusik losgesagt und dadurch zu einer archaischen Klangsprache von fremder Schönheit gefunden. So etwas wie Pop hat es, wenn es nach A Hawk And A Hacksaw geht, nie gegeben. Stattdessen wird einer zeitlosen Schwermut Ausdruck verliehen, die sich in den Kompositionen von Bela Bartok (1881-1945) ebenso findet, wie in alten Volksweisen aus dem Osten.

Inzwischen sind A Hawk And A Hacksaw durch die Geigerin Heather Trost zum Duo angewachsen. Auf ihrem dritten Album „The Way The Wind Blows“ (Leaf/Namskeio) werden die beiden von einer rumänischen Gypsy Brass Band sowie anderen Gastmusikern wie Zach Condon von den besagten Beirut unterstützt. Entsprechend orchestral fällt das Resultat aus. Im Gegensatz zum Vorgänger wird die Dynamik zwischen getragener Melancholie und rasendem Gepolter nicht mehr so stark ausgereizt. So schunkelt man vorwiegend im gemütlichen Walzertakt und aufs Polkagaspedal wir nur zweimal gedrückt.

Bei mehrmaligem hören von „The Way The Wind Blows“ kann einem leicht schwindlig werden. Man wird von einem ähnlich gefühlsduseligen Strudel erfasst, wie beim übermässigen Konsum von Alkohl, denn: Dieses Album ist so stark wie eine Flasche Vodka. Mindestens.

„The River“:

[audio:http://www.theleaflabel.com/audio/74.mp3]

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