Mauey (HipHop á la Hamburgoise)
Von David Bauer | 20. November 2006 | 1 Kommentar
In Sachen HipHop sind wir bei 78s leider immer noch eher schwach auf der Brust (a.k.a. schmal in der Hose). Das soll sich ändern. Also habe ich heute in der Hamburger Innenstadt den jungen Mann nicht ignoriert, der sich corrismässig an mich heranschlich und fragte: „Stehst du auf HipHop?“. Eine Compilation von Hamburger HipHop Künstlern wollte er mir verkaufen, „fürn Fünfer“ (Merke: Dieses Vertriebsmodell ist bei guten Cds eher unüblich). Jetzt mein Einsatz: „Ich stehe eher nicht auf HipHop“. Den Einwand scheint der Kollege zu kennen. „Neinnein, es ist nichts aggressives, so n’bisschen wie Freundeskreis“ (Merke: Einer, der auf der Strasse Cds verkauft, greift mit einem Freundeskreis-Vergleich vermutlich sehr hoch). Kurzum: Die Cd ist gekauft, siehe einleitender Satz (Notiz an mich: Spesenabrechnung!).
„N’bisschen wie Freundeskreis“ echot es in meinen Gedanken, als ich die Platte einlege. Das erste was ich zu hören bekomme, ist eine junge Stimme, die wiederholt von „Mauey“ spricht. Mauey, wie ein Zusammenzug aus Maui und Ey. Mauey. Tatsächlich ist gemeint, frei nach Frank Sinatra: „I did it mauey„. Da spricht einer davon, wie er es auf seine Art macht. Meine Herren Hamburger, so spielt ihr euch nicht in meinen Freundeskreis.
Was folgt, tönt tatsächlich n’bisschen nach Freundeskreis, was leider nur bedingt viel bringt, da Freundeskreis vor allem durch ihre Texte und nicht durch ihre Musik bestochen haben. Die Rhymes hier holpern bedenklich, obwohl man ja meinen müsste, mit leeren Inhalten reime es sich leichter. Man kann die Silbentrennzeichen am Ende der Zeilen geradezu heraushören, als wäre Microsoft Word hier Geburtshelfer der Reime gewesen. Gefällige Beats machen leider noch keinen guten HipHop.
Wer jetzt neugierig geworden ist: „Für’s Leben“ heisst das Projekt, „Da draussen“ der Sampler, hier gibt’s mehr Infos dazu. Tipps, wo ich richtig guten Hamburger HipHop (den es sicher gibt) finde, nehme ich gerne entgegen.
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