78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Für hartnäckige Liebhaber und im Bauch eines Cellos

Von    |   16. Oktober 2006   |   1 Kommentar

Für HartnäckigeDu bist ein lustiger Kauz, Du „Badly Drawn Boy“, ganz schön anstrengend. Da schieb ich Deine „Born In The U.K.“ (EMI) in meinen gierigen Player, warte bis Du mich betörst und dann, ja dann… Kommt es einfach nicht, das Betörende. Nervös haste ich von einem zum nächsten Song. Und dann… „Promises“ ich wusste es, das würde es sein – Klavier, das kannst Du gut. „It’s a different day everyday / Don’t want you to walk alone“, nein, nein, nein. Zu platt – unpoetisch. Wie eine welkende Liebe fermentierst Du, wirst schlabbrig, stinkst. Weiter, weiter… „Without a Kiss“: „All the songs have been sung / You’re too old then you’re too young / Did you leave your mark on the world? / One as deep as true love / Let’s sing Hosanna“. Endlich, Du bist zurück – noch nicht ganz – ich brauche mehr. Suchen, suchen, suche! Auf einmal sitzt Du da in meinem Kopf – ein wunderschöner Akkord, dann Streicher, ich wusste es: „The Time of Times“. Deine sanfte Stimme bezirzt meine Synapsen, Dein makelloses Piano berauscht meine Gehörgänge. „Born In The U.K“ – für Liebhaber und Hartnäckige, oder hartnäckige Liebhaber.

Im Bauch des CellosEine andere Geschichte erzählt uns Isobel Campbell in „Milkwhite Sheets“ (V2/Rough Trade, VÖ 20.10). Man stelle sich die lieblich-zarte Isobel eingeschlossen im Bauch eines Cellos vor. Nie hätte sie das Licht der Welt erblickt. Wie ein ungeborenes Kind summte sie im bauchigen Tannholz. Zu ihr gesellten sich klitzekleine Violinen, schwingende Saiten, lustige Pauken, und feine Banjos. Drückte man sein Ohr auf des Cellos Bauch, so horchte man der Campbells samtenen Klangfarbe. Schlösse man die Augen, so schwänge man mit den Saiten, wippte mit den Trömmelchen und verlöre ob dem Hauchen des ungeborenen Stimmchens vollends das Bewusstsein. Isobel Campbell übersetzt alten Folk in erschreckend dunkle Lullabys, erhebt das Suhlen in Melancholie zum Dogma. Aus dem Mutterleib haucht ein Fötus – die betörende Isobel Campbell.

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