Fresh
Von Ralph Hofbauer | 11. September 2006 | 1 Kommentar
Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass bei Anticon emsig an alternativen Entwürfen zum gängigen HipHop gearbeitet wird. „Music For The Advancement Of HipHop“ hiess der erste Anicon Label-Sampler und dieses Credo haben verschiedenste MCs und Musiker aus dem Umkreis der San Francisco Bay Area in die erstaunlichsten Resultate umgesetzt.
Die umtriebigsten Exponenten von Anticon kumulieren sich in Subtle gewissermassen zu einer Supergroup. Die prominentesten der sechs Mitglieder sind Adam „Doseone“ Ducker, Poet, Sänger und Rapper, sowie Jeffrey „Jel“ Logan, Beattüftler und Produzent. Zusammen agieren die Beiden zudem im Duo Themselves und wirken an der Seite von Notwist bei 13 & God mit, während Doseone hat mit cLOUDDEAD noch ein eigenes Projekt hat. Alles in allem vielbeschäftigte Leute also.
Eine einschneidende Tragödie überschattet die Karriere von Subtle. Auf ihrer ersten Nordamerikatour geriet der Bandbus von der Fahrbahn und Keyboarder Dax Pierson verletzte sich so schwer, dass er noch heute im Rollsstuhl sitzt. Es war Pierson der Subtle ins Leben gerufen hatte und an Keyboard-Spielen war für ihn vorerst nicht zu denken. Die Zukunft der Band war ungewiss und man veröffentlichte als Übergangslösung ein Remix- und Kollaborations-Album (u.a. mit Mike Patton und Beck).
Inzwischen ist Pierson weitgehend genesen und Subtle werden sich am 10. Oktober wie Phönix aus der Asche erheben. Für ihr zweites Album „For Hero: For Fool“ (Lex/EMI) konnten Subtle sich einen Major-Vertriebsdeal angeln und so werden hoffentlich möglichst viele Menschen erfahren, wie surreal HipHop jenseits von Goldketten und Räuberpistolen klingen kann. Intelligente Inhalte werden in einer Achterbahn der Ideen durch Jazz und Electronica transportiert. Rhymes treffen auf Rockriffs und Falsett-Gesang. Zwischen elektifiziertem Folk lassen GROSSE Beats die Wände erzittern.
Wer behauptet HipHop sei tot, muss sich das nochmal überlegen. Er hat sich nur verändert, um nicht länger der Gefangene seines eigenen Klischees zu sein.
Eine Reaktion
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14:52 Uhr, 11.9.2006, Link
anticon in der schweiz:
JEL, 24.10, zukunft züri
SUBTLE, 25.11, palace st. gallen