78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Die Welt liebt dich auch wenn’s herbstet

Von    |   24. August 2006   |   7 Kommentare

Zupft wie keine andere: Ani DifrancoIn Amerikas Norden beginnt der Herbst schon im August. Dieses Jahr ausnahmsweise auch in Mitteleuropa. Das passt, weil sich dieses Jahr eine kanadische Band und eine Nordamerikanische Sängerin den August als Erscheinungsmonat für ihre Herbstplatten aussuchten. Bei Ani Difranco ist das neu. Bisher hat sie ihre Jahresfrist-Platten jeweils zu Beginn des Jahres veröffentlicht, gerade dann also wenn ihre Heimatstadt New York den Schnee schon wieder satt hat. Ihre Fans haben inzwischen aufgehört, die Platten ihrer Lieblings-Protestsängerin zu zählen. So ist „Reprieve“ (Righteous Babe/Rec Rec) eigentlich nur ein weiteres wunderschönes Werk voller melancholischer Akustiksongs, die insbesondere durch die starke Zupfkraft unverkennbar nach Difranco riechen. With a little help von ihrem Kontrabassisten Todd Sickafoose und einem Mann namens Saint Claude (dessen Instrumentenliste so aussieht: Traffic, Trains, Birds, Rain, Thunder, Frogs) hat Ani Difranco aber ihren Feinden (den Machos) einen weiteren Stein in den Weg gelegt. Denn am Ende werden alle weich.Collagenkunst: The Dears

Nun zu den Kanadiern: The Dears kommen aus Montreal. Montreal ist das Fribourg Kanadas, wo die eine Hälfte englisch spricht und die andere französisch. Diese Spaltung spiegelt sich auch in der Musik dieser Band. Rock oder Soft? Harmonie oder Chaos? Die „Protest“-EP (2004) war organisiertes Chaos, während auf „No Cities Left“ (2004) das Chaos die wunderbare Harmonie nur noch ab und zu herausforderte. Nun erscheint „Gang Of Losers“ (Cooperative Music/TBA) und eines wird klar: Man sucht die Masse. Das Chaos wurde mit viel viel Liebe bekämpft. Das ist gut, denn die Liebe macht The Dears mindestens zur Hälfte aus: „The World is really gonna love you“ singt Murray Lightburn ernsthaft in „Ticket To Immortality“, bevor er im rockigen „Death Or Life We Want You“ so weiterfährt: „Nobody wants you but we want you“. Da wird viel Liebe versprüht, diesen Herbst.