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Der perfekte Song

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Der Indie-Rock-Wettstreit: Fell gegen Sonnenuntergang

Flauschiges Fell bleibt flauschiges Fell hat sich wohl Wolf Parade-Gitarrist Dan Boeckner gesagt und seine Zweitband mit Lebensgefährtin Alexei Perry Handsome Furs (Bild) getauft. Sein Wolf Parade-Genosse Spencer Krug hat sich Bandnamen-technisch von der Fauna wegbewegt in Richtung grösseren Naturwundern und taufte seine Band Sunset Rubdown. Wer hat nun die bessere Zweitband?

Spencer Krugs Sunset Rubdown haben das Kräftemessen locker für sich entschieden. So lässt sich die Spontantreaktion nach dem ersten Hördurchgang von Handsome Furs „Plague Park“ (Sub Pop/Irascible) zusammenfassen. Denn für Indie Rock-Fans gehört das Sunset Rubdown-Album „Shut up I am Dreaming“ zu einem der Höhepunkte des letzten Jahres. Ein paar Durchgänge später hat sich die vermeintlich klare Sache aber zu einer hauchdünnen Milimeterentscheidung gemausert.

Die Handsome Furs sind ein ganz schön beeindruckender Zeitvertrieb geworden. Eine Europa-Tour war schon fix bevor das Paar überhaupt einen Song fertig hatte, der Vertrag mit Sub Pop kam dann mir-nichts-dir-nichts im Vorbeigehen.

Wie aus dem Ärmel geschüttelt prasseln denn auch die ruhigen, gequält-nachdenklichen Indietronic-Klänge (Keyboards, athmosphärische Samples, E-Gitarren) aus den Boxen, wie feiner Nieselregen an einem Herbsttag. Die poetische Klangwelt erinnert zuweilen stark an Sparklehorse. Somit befinden sich die Handsome Furs in bester Gesellschaft und können Sunset Rubdown locker das Wasser reichen.

Handsome Furs – What We Had
[audio:http://www.goodhodgkins.com/assets/music/handsome_furs-what_we_had.mp3]
Handsome Furs – Snakes on the Ladder
[audio:http://www.goodhodgkins.com/assets/music/handsome_furs-snakes_on_the_ladder.mp3]
Handsome Furs – Dead + Rural
[audio:http://iguessimfloating.net/assets/mp3s/07%20Dead%20+%20Rural.mp3]

Sunset Rubdown – Stadium and Shrines
[audio:http://www.absolutelykosher.com/musicfiles/Stadiums_And_Shrines_II.mp3]

Ein Plädoyer für Tribute-Alben

tribute-hilde.jpgTributes bezichtigt man gerne der Leichenfledderei, weil sie mit den Geniestreichen anderer Geld scheffeln. Als Cover-Fetischist möchte ich einige Gegenargumente in Form von Tonträgern ins Feld führen, da Tributes im Idealfall aus guten Songs noch bessere machen.

Ein Paradebeispiel dafür ist die Hildegard Knef-Hommage „Ihre Lieder sind anders“. In allen Belangen grossartig und inspiriert, was Cobra Killer, Die Moulinettes, Regy Classen und allen voran das Tillmann Rossmy Quartett mit Klassikern der 2002 verstorbenen Knef anstellen. Ja, die Lieder der (laut Ella Fitzgerald) „besten Sängerin ohne Stimme“ waren in der Tat anders und funktionieren noch heute formidabel. Lohnt sich allein schon wegen zwei famosen Versionen von „In dieser Stadt“.

Immer wieder widmen sich Tributes gerne auch kompletten Schlüsselwerken der Popgeschichte. Jüngster Vertreter dieser Gattung: „Do It Again: A Tribute To Pet Sounds“. Die Highlights auf diesem gelungenen Beach Boys-Tribute stammen von den Oldham Brothers, Mazarin und Daniel Johnston. Ebendieser wurde übrigens bereits selbst mit einem Tribute geehrt, bevor der manisch-depressive Songwriter überhaupt dazu kam, sich umzubringen. „The Great Late Daniel Johnston“ versammelt Künstler, die selbst eines Tages Gegenstand für ein Tribute sein werden: u.a. Bright Eyes, Eels, Sparklehorse und Tom Waits (der gerade widerwillig als Cover-Objekt herhält). Mit kleineren Namen, aber ebenso grossem Tennis huldigt „Dream Brother“ gleich zwei Suizidkandidaten bzw. einem Selbstmordopfer: Tim & Jeff Buckley.

Einen enorm hohen Spassfaktor bringen insbesondere genreübergreifende Tributes mit sich. So lassen sich z.B. sommerliche Playlists vorzüglich durch karibische alternative Takes aufpeppen (Beatles/Stones/Dylan). Ein Reggae-Radiohead-Tribute geht dann aber doch ein wenig zu weit, könnte man meinen. Das stimmt einerseits, weil die „OK Computer“-Neuinterpretationen der Easy Star All Stars nicht ganz aufgehen. Andererseits aber auch wieder nicht, weil Radiohead-Gitarrist Johnny Greenwood selbst eine Sammlung mit Reggae-Covers in petto hat (V.Ö. 6.3.).

Glitzerpferdchen vs. Presslufthammer

Heute haben die Sanierungsarbeiten an den Balkonen meiner Nachbarschaft begonnen und nach fünfjähriger Wartezeit ist ein neues Sparklehorse-Album erschienen. Presslufthammer und Zerbrechlichkeit – eine denkbar unfaire Begegnung. Zum Glück gibts Kopfhörer, doch leider kommen auch die nicht gegen vibrierendes Parkett und zitternde Wände an.

Während die Büezer rackern, versuche ich mich in das Werk eines Taugenichts zu versenken. Mark Linkous, das Mastermind hinter Sparklehorse, ist Träumer von Beruf. Er ersinnt dunkle Schönheiten, die in bizarren Märchen ihre Haare mit Blut waschen und erzählt mit kauziger Stimme Fabeln von dicken Spinnen, die im Sonnenlicht explodieren.

Man sollte nicht darauf hoffen, dass sich Mark Linkous während seiner fünfjährigen Absenz neu erfunden hat. Er bleibt auf „Dreamt For Lightyears In The Belly Of A Mountain“ (EMI) der alte Märchenonkel und schmiert uns mit schönen Geschichten und wimmernden Gitarren Honig um den Mund, um uns mit der Pointe das Messer ins Herz zu rammen. Wieder sind illustre Gäste mit an Bord. Waren es bei „It’s A Wonderful Live“ PJ HarveyNina Persson und Tom Waits, sind auf dem neuen Album neben Waits Danger Mouse und Steven Drodz von den Flaming Lips dabei.

Wer sich dadurch betrogen fühlt, dass für das neue Album alte Songs recycled wurden („Shade And Honey“ kennt der Raritätensammler bereits von den B-Seiten des letzten Albums) kann im Waschsalon nachlesen, weshalb faule Leute die intelligenteren Menschen sind. Und wer behauptet, er könne einen Song wie „Mountains“ mal schnell unter der Dusche schreiben, muss grössenwahnsinnig sein.

Dank den Rockern „Ghost In The Sky“ und „It’s Not So Hard“ können es Sparklehorse dann doch noch mit dem Baulärm aufnehmen, denn bekanntlich durchbricht keine andere Band verstörender ein Album voller Lullabies mit Stromgitarren. Deshalb geht das auch nie ganz auf, wenn man Sparklehorse zum Einschlafen hören will. Oder wenn Presslufthämmer Glitzerpferdchen zerstören wollen.

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