78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Suchresultate für Nu Rave

lofiDogma – das Recording-Manifest aus Zürich

Dogmen sind ja für frei denkende Menschen oft ein rotes Tuch, da sie einschränkend wirken. Dass Dogmen aber auch zu neuen künstlerischen Höchstleistungen verhelfen, wissen wir nicht zuletzt seit Lars von Trier. Aber nicht nur cineastische Dogmen wurden aufgestellt, auch musikalische. Die dänische Band The Raveonettes hat sich ebenfalls Dogmen geschaffen beim Schreiben und der Produktion ihrer Alben. Nun hat’s das musikalische Dogma auch in die Schweiz geschafft, genauer gesagt ins Sound Development Studio nach Zürich.

Dem Recording-Manifest unterliegen acht knallharte Regeln, die jedem Musiker den Angstschweiss auf die Stirn treiben. Das Ziel ist laut Initianten die „technische Reduktion und Rückeroberung von Risiko und Zufall in der Produktion von Popmusik“. Seit gestern ist der erste Song online, der unter Anwendung des lofiDogmas produziert worden ist. Testkaninchen waren Schnitzer aus Zürich. Mehr zum Dogma gibt’s hier.

> lofiDogma Record No1 Schnitzer – „Hold The World Inside a Box“

Tanzbodenkracher No3

La Grève Générale ist ein Produktions-Duo aus London, das einen formidablen Tanzmix aus Electro, Techno, Hip Hop und Funk zusammengestellt hat. Der Namen des Mixes ist auch Programm: Soixantes-Trois-Minutes-Mix heisst er und so lang ist er auch. (via)

> Soixantes-Trois-Minutes-Mix

Ausserdem haben wir hier noch einen Produzenten aus Brooklyn namens Streetlab, der drei äusserst ansprechende Remixes im Gepäck hat:

Professor Murder – Free Stress Test (Streetlab Remix)
[audio:http://www.streetlab.net/remix/Free_Stress_Test_(streetlab_mix).mp3]

The Rolling Stones – Gimme Shelter (Streetlab Remix)
[audio:http://www.streetlab.net/remix/Gimme_Shelter_(streetlab_mix).mp3]

Chemical Brothers – Galvanize (Streetlab Remix)
[audio:http://www.streetlab.net/remix/galvanize-streetlab_mix.mp3]

Was in Britannien wirklich läuft

Achtung, es wird farbig: New Young Pony ClubIn Grossbritannien zeichne sich ein Trendwechsel ab. Franz Ferdinand, Maximo Park, Bloc Party, Kaiser Chiefs, das sei die Musik der letzten zwei Jahre gewesen. So hallt es aus dem (Blätter-)Walde. Die vielversprechendsten Newcomer aus England deuten dies ja auch an. Ihre Musik tönt nach Crossover. Aber nicht wie damals, in den 90ern, sondern anders. Electro/Techno und Electroclash werden bunt zusammengemischt zu einem neuen Brei aus Beats und Riffs, fast so bunt wie ihr Outfit. Einige sagen Nu-Rave andere Death-Disco. Whatever.

An der Front dieser Entwicklung finden wir die Klaxons, Simian Mobile Disco oder Hadouken. Dahinter folgt aber – wie immer auf der Insel – ein Rattenschwanz ähnlicher Bands. „Electro der rockt“ tönt zum Beispiel wie Enter Shikari. Das zurzeit sehr hoch gehandelte Trio macht lustigen Trance-Hardcore, eine akkustische Überlagerung von frühen Prodigy und einer x-beliebigen Hardcore-Combo. Does it Offend You, Yeah? bringen dann den Dancefloor in seiner Ganzheitlichkeit auf den Plan. Electro Marke Justice. Sehr empfehlenswert! Daneben bewegt sich der New Young Pony Club (Bild) noch im konventionellen Rock-Song-Schema, allerdings mit starken Electro-Einflüssen. Ist das also der neue Sound aus England? Hat Rock á la Bloc Party auf der Insel bald ausgedient?

Denkste. Dartz! machen erfrischenden Indie-Rock wie zu besten Dischord-Zeiten, aber kommen aus England! Los Campesinos aus Wales haben herzerwärmenden Indie-Pop im Gepäck, eine Mischung aus Trash-Pop und Sonic Youth. Und dann gibts natürlich auch noch Punk (wer hätte das gedacht?!). Die Xerox Teens kennen keine Gnade. Hier rumpelt die Kiste. Und bei Pull Tiger Pull sind Maximo Park keinesfalls in Vergessenheit geraten, sondern präsenter denn je.

Also, Nu-Rave-Hype hin oder her. Es gibt mindestens so viele Gegentrends oder Nicht-Trends. Und überhaupt. Menschen mit so bunten Kleidern wie sie diese Nu-Raver tragen, die wollen doch eh nur von irgendwas ablenken.

Nimm zwei

Semifinalists, aber finalreif.Zwei Bands, auf die ich schon länger mal hinweisen wollte, weil sie so klein und doch so grossartig sind. Nummer 1: Travels aus Massachusetts. Zarter Indie-Folk-Pop, der von fernen Gegenden dieser Welt träumen lässt (haben die für „Isabelle“ eigentlich bei Muse geklaut? Hört mal genau hin.). Nummer 2: Semifinalists (Bild) aus London, mit Finalambitionen in Sachen Pop, der dich glücklich macht (aber auch 2-step haben sie drauf, wie „Moonlight Bounced“ zeigt). Habe ich euch überzeugt?

Über-Cool: Maison Kitsuné 3

Cool as cool canEgal ob Electro-Punk, Dance-Rock oder New Rave, das Kunstkollektiv Kitsuné ist zurzeit in diesem Bereich das Mass aller Dinge. Ihre Kultcompilation Maison Kitsuné geht nun in die dritte Runde und ist besser denn je.

Um den Kultstatus dieses Pariser Kollektivs unter dem Namen Kitsuné zu erklären, muss man etwas ausholen. Kitsuné ist keine Band, sondern eine Art Künstlerkollektiv. Unter seinem Dach vereint es die unterschiedlichsten Produkte und Kollaborationen im Mode- Event- und vor allem Musikbereich. Kitsuné hat sich diesbezüglich vor allem beim Entdecken von neuen Indie-Acts in der Schnittmenge von Dance und Rock einen Namen gemacht. So haben unter anderem Hot Chip, The Klaxons und die australischen The Valentinos ihre ersten 7- und 12inches bei Kitsuné veröffentlicht.

Noch berüchtigter als diese Scoutingaktivitäten sind allerdings Kitsunés äusserst exquisit ausgewählten Remix-Compilations, die unter dem Namen „Maison Kitsuné“ laufen. Die Künstler auf den bisherigen zwei Veröffenlichungen in der Maison Kitsuné-Reihe lesen sich wie das who-is-who der Electro-Indie-Szene. Bloc Party, MSTRKRFT, Jenny Wilson, VHS or Beta, Metronomy, Digitalism oder Hot Chip waren auf den bisherigen zwei Compilations vertreten. Auf der nun Anfang Dezember erschienenen dritten Ausgabe covern The Gossip die Soulwax Nite Version von „In the Way of Control“, Van She remixen The Klaxons und daneben gibt’s noch Tracks von Whitest Boy Alive, Oh No! Oh My! und The Valentinos. Kein Wunder geniessen die Leute von Kitsuné Kultstatus.

Trailer zu Maison Kitsuné 3
[audio:http://pharrellfluokids.free.fr/Kitsun%e9%20maison%203%20-%20Fluokids%20Trailer2.mp3]

Für etwas mehr Aussagekraft gehet hier: Kitsuné Musik

Goldkehlchen

Wie soll man die werte Leserschaft von einer weiteren Singersongwriterin überzeugen? Ich könnte Namen wie Cat Power oder CocoRosie droppen und behaupten, dass die Kalifornierin Alela Diane den Weltschmerz ebenso tiefschürfend artikuliert. Ich könnte von Nick Drake-Gitarren erzählen, die wie Tränen an Alelas Stimme hinunterrinnen. Ich könnte häusliche Tätigkeiten wie Stricken oder Häkeln als Metaphern für die Sorgfalt bemühen, mit der hier Folkfäden gewoben werden. Ich könnte den Einsatz eines Kinderchors erwähnen. Ich könnte den Minimalismus von Piano und Lapsteel begrüssen. Ich könnte in der Repetition einzelner Phrasen Blueswurzeln entdecken. Ich könnte die Dringlichkeit und den Ausdrucksreichtum ihrer Stimme hervorheben. Ich könnte behaupten auf „The Pirates Gospel“ befinde sich Musik, mit der sich Piraten ebenso wie Priester identifizieren können.

The Pirates GospelNichts von all dem würde Alela Diane gerecht.
Wahr ist einzig und allein diese Stimme:

„Can You Blame The Sky?“

[audio:http://www.ravensingstheblues.com/mp3/Can_You_Blame_the_Sky.mp3]

The Rifle“ (Amateur Live-Video – die Zoomfunktion entdeckt der Kameramann leider etwas spät)

Mit gutem Gewissen Geld machen

Gutes Gewissen und Schmieröl der Musikindustrie: John PeelEnde Oktober hat sich der Tod des legendären BBC Radio-DJs John Peel (MySpace, Wikipedia) zum zweiten Mal gejährt. Noch immer gilt er vielen als gutes Gewissen des Musikgeschäfts und Schutzheiliger aller unterbewerteten Künstler. Dazu – und das darf man durchaus auch mit einem kritischen Auge sehen – dient er seitdem ungezählten Bands als Verkaufsargument. Denjenigen Bands nämlich, die ihre Peel Sessions veröffentlichen, jüngste Beispiele sind die Isländer Mùm und die Briten Pulp.

Geboren wurden die Peel Sessions ursprünglich aus der Not. Ein Gewerkschaftsvertrag schränkte die Anzahl Songs ein, die Peel ab Platten (jawoll, damals gab es noch keine „Silberlinge“) durch den Äther senden durfte. Also holte sich der findige Moderator die Bands live ins Studio – die Peel Sessions waren geboren, am 21. September 1967 ging die erste mit Tomorrow über die Bühne. Die Namen der Bands aufzuzählen, die seitdem bei Peel gespielt haben, wäre müssig. Es sind unglaublich viele und unglaublich viele gute (nach Peels Tod 2004 wurden die besten 125 Sessions zusammengestellt).

Man mag sich glücklich schätzen, wenn nun diverse Bands ihre Auftritte bei Peel für die Ewigkeit auf Cd festhalten und öffentlich zugänglich machen. Andererseits handelt es sich bei den meisten Aufnahmen um einfache Live-Mitschnitte, die nicht besser klingen, bloss weil sie in Peels Studio aufgenommen wurden. Es ist die Legende des Radiomoderators, welche die jeweiligen Platten heller strahlen lässt. In der Ehrerbietung der Bands an einen grossen Fürsprecher schwingt also auch eine gute Portion betriebswirtschaftliches Kalkül mit.

Alleine Amazon listet 59 Platten auf, die im Namen Peels verkauft werden. Weitere werden folgen. Eins kann man den Bands immerhin zu gute halten: John Peel hätte es wohl so gewollt.

> Dieser Tage erscheinen die Memoiren Peels in Deutscher Übersetzung. Kauft Sie euch, auf englisch!

Peter und der Wolf

Es war einmal ein junger Mann. Sein Name war Peter, doch alle nannten ihn Red Hunter, denn er war Jäger. Banjo und Gitarre waren die Waffen mit denen er die Ungeheuer erlegte, die im Zeichen des Wolfs Zerstörung und Leere zurückliessen. Und doch fühlte er sich, als wäre er der Gejagte – denn Red war ein Getriebener. Er war für Abenteuer geboren. Die See war seine Braut.

Eines Tages stach der vagabundierende Troubadour mit seinen Verbündeten unter der Flagge von Peter And The Wolf in See, um als Arche Noah der Neuzeit 2.0 das Gute vor dem bösen Wolf zu retten. Sie segelten der Küste des übermächtigen Imperiums entlang und gewannen die Herzen derjenigen Bewohner der Küstenstädte, die ihre Seele noch nicht dem Wolf verkauft hatten.

Auf Friedhöfen predigte Red gegen den dritten Weltkrieg und an Lagerfeuern sang er von Menschen, die Maschinen geworden sind. Seine Märchen über den realen Wahnsinn verbreiteten sich wie Lauffeuer. In jeder Stadt wurde er wie ein Messias empfangen.

Bei seinen Auftritten begleiteten ihn Freunde und Seelenverwandte, deren Bekanntschaft er auf früheren Reisen gemacht hatte. Manche reisten einige Tage mit ihm, andere länger, um sich schliesslich wieder auf den Heimweg zu machen und zu Hause an einem neuen Testament weiterzuschreiben. Schliesslich glaubten eines Tages so viele an Red und seine Lehre, dass sich der Wolf mit seinen Ungeheuern murrend in die Wälder verzog und nie mehr gesehen ward.

Und wenn sie nicht gestorben sind… So ähnlich hat sich dieses Märchen unlängst tatsächlich zugetragen – nur treibt der Wolf leider noch immer sein Unwesen. Peter And The Wolf’s neueste Sammlung von schaurig schönen und schamanisch scheppernden Liedern wird erstmals auch in den Läden, an denen der gierige Wolf beteiligt ist, erhältlich sein. The Worker’s Institute, das unter anderem auch die ersten Expeditionen von Sigur Ros unterstützt hat, hat die Scheibe in die Regale und Datenbanken geschmuggelt. „Lightness“ erscheint im Wolfsreich an Halloween, in allen Kolonien des Imperiums am 6. November.

„Safe Travels“

[audio:http://www.workersinstitute.com/music/Peter%20and%20the%20Wolf%20-%2003%20Safe%20Travels.mp3]

„The Fall“

[audio:http://www.whiskeyandapples.com/mp3s/PETER%20AND%20THE%20WOLF%20-%20the%20fall.mp3]

„Strange Machines“

[audio:http://www.whiskeyandapples.com/mp3s/experiments%20in%20junk/strange_machines.mp3]