78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Obskuradio

obskuradio Vol. 21: Summertime

Summertime dürfte der meistgecoverte Song aller Zeiten sein. The Summertime Connection, eine internationale Gesellschaft von Sammlern, beziffert die Anzahl existierender Aufnahmen auf 12’976. Seinen Ursprung hat der Evergreen in der Oper Porgy & Bess, die George Gershwin 1933 geschrieben hat. Von dort aus wanderte das Stück über den Jazz in den Pop hin zu The Zombies. Wie übercool die waren, ist nebenstehender Abbildung sowie untenstehendem Song zu entnehmen.

The Zombies – „Summertime“ (1964)

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/07/the-zombies-02-summertime.mp3]

obskuradio Vol. 20 – Jubiläumsausgabe: Moondog

Im New York der 50er und 60er Jahre gab es an der 6th Avenue eine Sehenswürdigkeit aus Fleisch und Blut zu bestaunen. Tag für Tag bezog vis-á-vis des Hilton-Hotels eine bizarre Gestalt Stellung: Ein blinder Wikinger mit Rauschebart, der sich Moondog nannte und auf selbstgebastelten Instrumenten spielte oder einfach nur dastand mit seinen Hörnern und seinem Speer.

Passanten mögen ihn für einen exzentrischen Spinner gehalten und als Don Quijote der Gegenwart verspottet haben. Igor Stravinski nannte ihn „einen ernstzunehmenden Komponisten“, Leonard Bernstein „ein seltsames Genie“, Charlie Parker sah in ihm einen Geistesverwandten, die Hippies vermuteten in Moondog einen blinden Seher.

Die Musik von Thomas Harding alias Moondog war so andersartig wie seine Erscheinung. Einerseits komponierte er nach strengen formalen Regeln: Der Kontrapunkt, der seit der Renaissance das Kernstück der Kompositionslehre bildet, war seine Obsession. Andererseits gewann Moondog durch seine Faszination für Jazz und indianische Rhythmen eine Freiheit, die seine Musik visionär wirken lässt: „Rhythmisch könnte man mich der Moderne, ja der Avantgarde zurechnen; melodisch und harmonisch der Klassik.“

1974 blieb „Moondog’s Corner“ an der 6th Avenue plötzlich leer. Moondog galt als verschollen, wurde aber in Tat und Wahrheit vom Hessischen Rundfunk nach Deutschland eingeladen – und blieb. Er liess sich auf norddeutschen Strassen nieder, bis ihn eine mitleidige Studentin von der Strasse holte, ihm seine Wikingerkluft ausredete und ihm half seine Musik auf Papier und Platte zu bringen. 1989 gab er in New York ein vielbeachtetes Comeback, zehn Jahre später verstarb er im Alter von 83 Jahren. Moondog hinterliess rund 30 Tonträger.

moondogeicher.jpg„Birds Lament“
[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/06/moondogg.mp3]

„Oasis“
[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/07/moondog-a-new-sound-01-oasis.mp3]

„All Is Loneliness“
[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/07/moondog-all-is-loneliness.mp3]

(Ja, das ist Stephan Eicher.)

obskuradio Vol.19: „Yeter Ki“

Fikret Kizilok wurde 1946 in Istanbul geboren. Während seinem Zahnmedizin-Studium an der Galatasaray-Universität begann er Popmusik zu machen, bis eine Reise nach Anatolien Ende der 60er sein musikalisches Schaffen in folkigere Bahnen lenkte. 1970 wurde er in der Türkei wider Willen zum Star: „I became famous, without knowing why – I was only a kid back then. Then I realized that being famous meant nothing to me. I started making my life a song and then I was happy.“

Fikret Kizilok „Yeter Ki“ (Just As Long)

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/07/01-audiotrack-01_112.mp3]

obskuradio Vol. 18: I Can’t Help (It If I’m Still In Love…)

Das jüngere Publikum kennt Michael Parks als den Texas Ranger Earl McGraw, der in „From Dusk Till Dawn“, „Kill Bill“ sowie den beiden „Grindhouse“-Filmen auftaucht, das mittelalterliche Publikum als Jean Renault aus „Twin Peaks“ und das ältere Publikum vielleicht aus einem der rund 40 Spielfilme, in denen er zuvor mitwirkte. Bekannt wurde Parks durch die TV-Serie „Then Came Bronson“ (Bild), mit deren Titelsong „Long Lonesome Highway“ er 1969 die Hitparaden stürmte. Parks hat insgesamt fünf Platten voller Country-Sentimentalitäten aufgenommen.

„I Can’t Help It (If I’m Still In Love With You)“
(Orig. Hank Williams)

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/07/michael-parks-i-cant-help-it-if-im-still-in-love-with-you_pcm.mp3]

obskuradio Vol. 17: Identity

Die X-Ray Spex aus London waren eine der ersten Punkbands überhaupt und gleichzeitig die Punkband mit der vielleicht kürzesten Karriere. Sie existierten lediglich von Mitte 1976 bis Anfang 1979. Abgesehen von einem gescheiterten Comeback- Versuch in den 90ern blieb „Germfree Adolescence“ von 1978 ihr einziges Album. Der hysterische Gesang der zahnspangentragenden Sängerin Poly Styrene ist so etwas wie das weibliche Pendant zu Johnny Rotten, der Sound der X-Ray-Spex hingegen weit weniger Punk-typisch, weil sie als einzige Punkband ein Saxophon einsetzten. So auch auf „AaaaIDENTITYeeeee“:

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/06/04-identity.mp3]

obskuradio Vol. 16: Wrapped Up And Tangled Up In Jesus

Die Sonntagspredigt hält heute Reverend Charlie Jackson, der 1932 als Farmersohn im Mississippi-Delta geboren wurde. Als er sich im Teenageralter an Bluessongs versuchte, wollte ihm seine Mutter die Gitarre wegenehmen, da sie wie so viele Kirchgänger des Südens glaubte, dass wer den Blues spielt, einen Pakt mit dem Teufel eingeht. Doch Charlie liess sich nicht beirren. Er zog aus, um dem Teufel mit seinen Rock’n’Roll-Predigten das Fürchten zu lehren.

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/06/reverend-charlie-jackson-wrapped-up-and-tangled-up-in-jesus_pcm.mp3]

obskuradio Vol. 15: Club Country

Weil Billy Mackenzie eine Ohren- und Augenweide war, heute ausnahmsweise obskuradioTELEVISION aus der youtube-Fundgrube. Obwohl The Associates zwei drei Chart-Erfolge hatten, wird Mackenzies Band kaum je genannt, wenn die 80er-Referenzenmaschine Joy Division, Talking Heads oder Scritti Politi ausspuckt – wahrscheinlich weil der Jim Carrey des New Wave von unvergleichlich schräger Genialität war. Billy Mackenzie kollaborierte mit Yellow, war ein Freund Morrisseys und nahm sich 1997 das Leben.

„Club Country“ @ Top Of The Pops (1982)
[flash]http://www.youtube.com/watch?v=7I7jfZxITaU[/flash]

obskuradio Vol. 14: Babe I’m Gonna Leave You

plebs.jpgZillionen von Garagerock-Samplern zeugen von der explosionsartigen Verbreitung der Bandgründungsidee Mitte der 60er, kurz bevor aus Hipstern Hippies wurden. Das Rezept war einfach: Vier Jungs, Gitarre, Schlagzeug, Bass, Orgel eventuell, ein „The“ vor dem Bandnamen und 2-Minuten-Songs mit einem zentralen Thema: Mädchen. Zwischen schepprigen Aufnahmen, schlechten Sängern, leiernden Gitarren und holprigen Drums finden sich Trouvallien wie „Babe I’m Gonna Leave you“ von The Plebs, die den von Joan Baez popularisierten Folksong fünf Jahre vor Led Zeppelin mit Rock’n’Roll infizierten.

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/06/the-plebs-babe-im-gonna-leave-you_pcm.mp3]

obskuradio Vol. 13: Pretty Polly

Moran Lee „Dock“ Boggs (1898-1971) begann mit 12 Jahren in den Kohleminen der Appalachen zu arbeiten und tat dies sein Leben lang, da er trotz seines meisterlichen Banjospiels als Musiker nie genügend Geld verdiente. Wie viele andere Folkmusiker hatte auch er „Pretty Polly“ im Repertoire, eine Murder Ballad, die britische Einwanderer in die Appalachen gebracht hatten. Darin lockt der Erzähler Willie die hübsche Polly mit falschen Versprechen in den Wald. Das Letzte was Polly erblickt, ist ein frisch ausgehobenes Grab.

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/05/10-dock-boggs-_-pretty-polly.mp3]

obskuradio Vol. 12: The First Time I Ever Saw Your Face

Weil im Wonnemonat Mai das frischverliebte Glück so penetrant durch alle Strassen bummelt, schickt obskuradio heute das schönste Liebeslied aller Zeiten über den Äther. Vom 1957 geschriebenen Folksong „The First Time I Ever Saw Your Face“ existieren unzählige Versionen, unter anderem von Roberta Flack, Elvis, Johnny Cash, Marianne Faithfull, Maria Taylor und den Stereophonics – doch keine ist so schön wie jene von Marcia Griffith, die mit ihrer mittlerweile über 40-jährigen Karriere den Reggae wie keine andere Künstlerin geprägt hat.

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2007/05/marcia-griffith-the-first-time-i-ever-saw-your-face.mp3]