78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Hintergrund

Highly anticipated

Wir sitzen hier ja rund um die Uhr vor Musiknewstickern und warten bis etwas passiert. Meistens passiert wenig Gegenwärtiges, denn das Gros der Sensationsmeldungen kommt aus ferner Zukunft. Gerüchte über Reunionen oder Tracklists von kommenden Alben tröpfeln rein, aber wer interessiert sich schon für Song- und Albumtitel von noch nicht existierenden Platten, wie z.B. dieser? Doch alles im Musikzirkus scheint mittlerweile dermassen „highly anticipated“, dass wahrscheinlich bald schon Leaks von Alben auftauchen, die erst noch geschrieben werden müssen.

Die Legende: Joe Cocker im Interview

cocker-joe.JPGMr. Cocker, was bedeutet Ihnen Ihr aktuelles Album „Hymn For My Soul“?

Joe Cocker: Als wir damit begannen, realisierte ich, dass ich viel mehr Blues und Gospel machen würde, als ich es in der letzten Zeit getan habe. Viele Leute fragten mich, ob ich diese Art von CD machen könne. Mir war wichtig, dass man das Album als Ganzes anhören kann.

Was ist Ihre Motivation, nach über 40 Jahren im Musikbusiness immer noch CDs aufzunehmen und zu touren?

(lacht) Das ändert von Tag zu Tag. Im letzten Jahr war ich so müde nach der Tour, dass ich mir sagte, dass ich ein Jahr Pause machen müsse. Ich war ziemlich froh, nichts tun zu müssen. Jedes Mal, wenn man ein Album macht, weiss man nicht, ob die Leute es hören wollen und ob sie an die Konzerte kommen. Es ist eine Geschichte mit mir, die immer weitergeht. Und ich denke, wenn ich mich für drei oder vier Jahre von der Musik zurück ziehen würde, dann käme ich nicht mehr zurück. Irgendetwas in mir, es kann Angst sein, bringt mich dazu, weiterzumachen.

Sie seien früher auf der Bühne oftmals beinahe kollabiert…

Als ich jünger war und „With A Little Help From My Friends“ gesungen habe, wurden wir gegen Ende hin immer schneller. Ich wurde gefangen, wie die Sänger in der Kirche, die Gospel singen. Man verliert sich, ohne sich darüber bewusst zu sein. Das passiert mir heute immer noch, aber es ist kontrollierter als damals.

Wenn Sie Ihre Karriere in der heutigen Zeit hätten starten müssen, wären Sie genau so erfolgreich geworden?

Das ist ein interessanter Punkt. Die Zeiten haben sich so stark verändert. Es gibt heute viele Frauen wie Joss Stone oder Amy Winehouse, die wieder verstärkt in die Soul-Richtung gehen. Bei den Männern ist es John Mayer. Aber ich denke, es wäre heute viel härter. Ich hasse all diese „Idol-Shows“. Es dauerte fünf Jahre, bis ich einen Vocal-Stil entwickelt hatte. Ich habe in Sheffield in den Bars gespielt – so lernt man, aufzutreten. Ich spielte jeden Abend.

78s FörderBand: Dizzy by Fortune im Portrait

Dizzy by Fortune ist im Rahmen vom 78s FörderBand Espace Mittelland die zweite Band, die wir euch näher vorstellen. Die vier Jungs bewegen sich seit 2004 in harten Rock-Gewässern.

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Was sind eure musikalischen Einflüsse?

Kiss, Kyuss, Monster Magnet und Led Zeppelin.

Was war bisher euer grösster Erfolg?

Der feuchte Tanga, der einen Kurzschluss auf der Bühne verursachte.

Drei Dinge, dir ihr am aktuellen Musikbusiness ändern würdet, wenn ihr könntet?

Nie mehr Musicstar, keine Profitgier und kein „Meh-Dräck“-Geschwätz.

Welche Schweizer Band würdet ihr pushen, wenn ihr die Möglichkeit dazu hättet?

Nancy Glowbus und Aziz.

Was geht momentan bei euch ab. Release oder kleine Tour in Planung?

Diverse Gigs, EP-Release geplant, auf der Suche nach einem Label.

Was macht ihr neben der Musik?

Working, fishing, fucking…

Angenommen, ihr gewinnt das Voting in der Region Bern, was kann man von euch live im Fri-Son in Fribourg erwarten?

God damned rollin‘ rock!!

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Die Fantastischen Vier und die „Fornika“

fanta-4-toilette.jpgIst es schwierig, sich auf jedem Album neu zu erfinden?

Smudo: Ja, allerdings. Das ist auch unser Antrieb. Bei uns muss alles abwechslungsreich sein – das war immer schon so. Wir sind ja auch zu Beginn von englischsprachiger Rapmusik zu deutschsprachiger Rapmusik gekommen. Das liegt wohl auch daran, weil wir halt schon viel Musik gemacht haben und deshalb viele Ideen geäussert haben. Und dass man jedes Mal, wenn man etwas Neues schreibt, das auch vergleicht: Hatten wir so etwas schon mal? Das ist schwieriger, je fortgeschrittener die musikalische Künstlerkarriere ist.

„Fornika“ sei unter anderem die Angst davor, dass einem nichts mehr einfalle. Ist sie euch bei der Arbeit begegnet?

Ja, genau, die hat uns geprägt. „Fornika“ ist eigentlich ein Fantasiebegriff, den wir beispielsweise auch im Zusammenhang mit Paranoia eingesetzt haben, im Stile von: „Wo sind meine Zigaretten? Die sind weg. Was? Die „Fornika“ hat sie?“ Oder auch Spannung, Grusel, ist die „Fornika“ und die Schreibblockade kann sie sein.

Gabs einen Song, auf dem du dich austoben konntest?

„Du mich auch“ ist mein Song. Er ist inspiriert von einer BBC-Doku, die heisst „Grumpy Old Men“, wo Männer ab Vierzig bis Sechzig schimpfen. Ab einem gewissen Alter fangen Männer an, zu schimpfen. Ich bin selber nicht so. Ich bin kein so pessimistischer Mensch. Aber diesen Teil in dieser Gefühlspalette kenne ich auch. Ich hab als Jugendlicher in der Friedenskette gestanden, gegen Atomkraft demonstriert und für die Legalisierung von Marihuana. Und heute schaue ich zurück und denke, nichts davon ist in Erfüllung gegangen. Gegen Nazis gekämpft, und heute merke ich, es gibt ganz klar ein rechtes Problem. Und dann muss man doch sagen: „Scheisse, wofür habe ich gekämpft?“ Das ist diese Wut, die in „Du mich auch“ zu hören ist. Das ist mein Song. Geht ab wie die Sau. Sehr kraftvoll. Das ist ein richtiger Hip-Hop-Song. Der einzige auf dem Album, glaube ich.

Vorfreude auf Wir Sind Helden

Nicht richtig im Bild: Wir Sind HeldenDie Plattenfirma teilt heute mit: Es gibt einen „Vorgeschmack“ auf die neue Single von Wir Sind Helden, „Endlich ein Grund zur Panik“ (das Album „Soundso“ kommt am 25. Mai). Den „Vorgeschmack“ könnt ihr euch hier ansehen. Toll, nicht?

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78s FörderBand: Goodbye Fairbanks im Portrait

Goodbye Fairbanks ist im Rahmen vom 78s FörderBand Espace Mittelland die erste Band, die wir euch näher vorstellen. Das Quartett existiert seit einem Jahr und ist bekannt für kompromisslosen Indie-Rock mit Popelementen.

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Was sind eure musikalischen Einflüsse?

Ben: Wir haben eine Vielzahl von Einflüssen, welche sich nicht auf Rock beschränken. So läuft auf der Fahrt an unsere Konzerte unter anderem auch Hip Hop, Electro oder Swing.

Was war bisher euer grösster Erfolg?

Aktuell bestimmt das Konzert als Support von Fall Out Boy im Rohstofflager in Zürich, was für uns ein unglaubliches Erlebnis war. Dann auch die beiden Touren durch die Schweiz, die wir mit anderen Schweizer Bands aufgezogen haben.

Drei Dinge, die ihr am aktuellen Musikbusiness ändern würdet, wenn ihr könntet?

Es braucht mehr Plattformen für aufstrebende Bands! Mehr unabhängige Labels anstatt Majorlabels, die sich heute selten für innovative Musik zu interessieren scheinen und den Musikmarkt Schweiz für sich beanspruchen.

Welche Schweizer Bands würdet ihr pushen, wenn ihr die Möglichkeit dazu hättet?

Sinoma und Lahar aus der Zentralschweiz, aber auch Bump Liz und die Nutcutters aus der Hauptstadt sind bemerkenswerte Bands.

Was geht momentan bei Euch ab? Release oder kleine Tour in Planung?

Eine Tour ist erst wieder für die nächste Konzertsaison geplant, denn wir müssen ab Mai prüfungsbedingt pausieren. Bis dahin spielen wir aber noch die eine oder andere Show. Eine Single ist bereits in der Pipeline, um einen Vorgeschmack auf unser Album zu geben, welches hoffentlich Ende dieses Jahres erscheinen wird.

Was macht ihr neben der Musik?

Dave, Olivier und ich legen diesen Frühling ihre Maturitätsprüfungen ab, während Ricardo nach einen halbjährigen Praktikum nun eine Hochschule antritt.

Angenommen, ihr gewinnt das Voting von der Region Bern, was kann man von euch live im Fri-Son Fribourg erwarten?

Ein Wechselbad der Gefühle! Eine abwechslungsreiche, energiegeladene Show mit grossem Unterhaltungswert. Wir lieben es live zu spielen und wir lieben es, Leute an den Konzerten für unsere Musik zu gewinnen. Wir geben auf der Bühne immer alles und wir leben unsere Musik wirklich, was uns von Goodbye Fairbanks schlussendlich auch ausmacht.

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Draufhauen auf Flink: Jeder darf mal

Wollen verrissen werden: FlinkWir nehmen die Wünsche unserer Leser ernst. Unser Lieblingskritiker und externes Korrektorat, Jonathan Winkler, seines Zeichens Gitarrist der Luzerner Band Flink, ist neidisch auf Puts Marie und will unbedingt verrissen werden. Also tut uns und ihm den Gefallen und verreisst die Band und ihre neue Platte mal ordentlich. Pop B. Sessen hat vorgelegt, ich lege nach: Die neue Platte von Flink ist nicht viel mehr als eine rockig abgemischte Platte von Dada (ante portas). Your turn now!

78s FörderBand: The Big Bang Boogie im Portrait

The Big Bang Boogie ist im Rahmen vom 78s FörderBand der Nordwestschweiz die vierte und letzte Band, die wir euch näher vorstellen. Die Heavy-Blues-Pop’n’Roll-Band existiert seit 2004 und klingt englischer als Chikinki.

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Was sind eure musikalischen Einflüsse?

Martin: Wir mögen alle summa summarum gerne den Blues, vor allem Pablo (Guitar Stallion) mag John Lee Hooker u.s.w. The Beatles sind wichtig, The Doors, Danzig, Rolling Stones und Pyerre, unser Schlagzeuger, ist ein Metaller.

Was war bisher euer grösster Erfolg?

Schwierig, hmmm. Also wir sind unter den Top-Friends von Navel auf MySpace!? Ach ja, und an irgendeinem Contest im Aargau wurden wir von 120 Bands ins Finale gewählt (6 Bands). Gewonnen hat dann aber eine Trash-Metal-Band… und die Aussicht, wir könnten die beste Band der Nordwestschweiz werden.

Drei Dinge, die ihr am aktuellen Musikbusiness ändern würdet, wenn ihr könntet?

Unbegrenzte Copy-Erlaubnis, Coversong-Verbot für Casting-Shows, CD’s aus Bambus.

Welche Schweizer Band würdet ihr pushen, wenn ihr die Möglichkeit dazu hättet?

Lamps of Delta (BL), Lysergic Sunshine (FR), Discodoom (ZH), Dirk Dollar (BS), Mosaic (BL), Ganjo (BL), Framed Letter (BL, ouuups Konkurrenz) und Indefinable Horizons (BL).

Was geht momentan bei Euch ab? Release oder kleine Tour in Planung?

Wir spielen wieder Konzerte in der ganzen Schweiz. Soeben ist unsere Debut-EP auf Pottwallplatten rausgekommen, die haben wir in der Biomill Laufen in Schweiss und Schämpis gebadet. Bald gibts einen Bericht im Facts über uns und soeben hat sich ein belgisches Konzertveranstaltungslabel für uns zu interessieren begonnen.

Was macht ihr neben der Musik?

Sänger David und ich (Bassist) knabbern an einer gestalterisch-künstlerischen Ausbildung an der Schule für Gestaltung bzw. der HGK Basel. Pablo macht hauptberuflich Liebe, Pyerre hat einen grünen Daumen.

Angenommen, ihr gewinnt das Voting in der Region Basel, was kann man von euch live auf dem Schiff erwarten?

Wir werden uns live kielholen.

Beatsteaks gehen auf die Zwölf

beatsteakss.JPGDie Beatsteaks lassen es mit Limbo Messiah (30.03., Warner) und diversen Auftritten in der Schweiz krachen. Interview mit Bassist Torsten (rote Mütze):

Wie geht ihr mit dem Druck um, der nach dem Erfolg von „Smack Smash“ auf euren Schultern lastet?

Von diesem Druck kriege ich eigentlich immer erst in den Interviews etwas mit, wenn ich dazu befragt werde. Weil wir haben uns eigentlich nur den Druck gemacht, dass uns die Aufnahmen genau so flashen sollen, wie bei „Smack Smash“. Wir wollten nicht eine erfolgreiche Platte machen, die sich 300’000 Mal, oder keine Ahnung wie oft, verkauft, sondern wir wollten eine Platte machen, die uns einfach total gut gefällt. Nur am Ende, kurz vor der Fertigstellung war noch ein weiterer Druck da, weil es wie immer knapp wurde.

Die CD klingt ziemlich härter als die Vorgänger. Stimmt dieser erste Eindruck?
Die Platte ist auf alle Fälle ein Brocken, find ich. Es ist alles viel gröber, spielerisch anspruchsvoller und viel gereifter. Das hat sich so ergeben, die Demos trudelten nach und nach ein und immer wenn wir uns einen Song vorgenommen haben, wurden wir immer härter. Dazu mussten aber noch ein paar chilligere Stücke her. Aber ansonsten geht die Platte voll auf die Zwölf, auf jeden Fall.

Einer dieser chilligeren Songs ist „She Was Great“. Der klingt ziemlich soulig. Ist das eine neue Facette bei euch?

Soul, super. Endlich mal wieder jemand, der eine Ahnung von Musik hat. Sonst spricht man ja immer von Justin Timberlake und solchem Scheiss. Arnim hat irgendwann im Proberaum diesen Song vorgesungen und wir dachte: „Boah ist das geil“. Und ich musste gleich an Marvin Gaye denken und an Motown-Geschichten, Prince und Lenny Kravitz. Wir proben den Song jetzt im Proberaum und merken, dass er ziemlich schwer zu spielen ist. Laut spielen, so rumpel, rumpel, können wir gut. Und deswegen war es gut, dass wir eine Aufgabe hatten, den Song gut rüberzubringen, weil wir den auch Live bringen wollen.

Gender Studies

Jungs fühlen sich im Plattenladen wohl, Mädchen auf der Tanzfläche. Typen gründen Bands, Musikerinnen starten eine Solokarriere. Frauen begnügen sich mit dem Hören von Musik, das missionarische Schreiben darüber überlassen sie den Männern. Mädchen schmachten und kreischen, Jungs pogen und moshen.

Soweit die Klischees, die nicht allzu stark von statistisch nachweisbaren Tatsachen abweichen dürften. Doch wie immer, wenn es um die Unterschiede zwischen den Geschlechtern geht, ist nicht alles ganz so eindeutig wie die primären Geschlechtsmerkmale. Denn seit sich die Rollenbilder vor vierzig Jahren aufzuweichen begonnen haben, ist das Geschlecht von Pop oftmals ein uneindeutiges: Männliche Popikonen experimentieren mit Eyeliner, weibliche Stars geben sich maskulin. Peaches und Juliette Lewis beweisen, dass Frauen Rock mit Eiern machen können und Tokio Hotel, dass Jungs keine haben müssen, um bei den Mädchen anzukommen.

Cock-Rock und Sexismus im HipHop hin oder her – im Pop waren oft gerade jene Role Models federführend, die Gegenpositionen zum Chauvinismus und zur femininen Zartheit vermittelten: Janis Joplin trat ohne Schminke auf, Patti Smith in Männerkleidern, Grace Jones als Killermaschine mit Bürstenschnitt und die Rrriot Girls machten in Hosen Rock mit explizit feministischer Attitude. David Bowie wurde als androgyner Dandy zum Superstar, Prince führte dieses Rollenspiel weiter, Marc Almond von Soft Cell bekannte sich als einer der ersten Musiker zu seiner Homosexualität und in den 90ern störte es schliesslich auch Queen Mom nicht mehr, dass Elton John schwul ist, während Marylin Manson als Monster bereits gänzlich ohne menschliche Geschlechtsmerkmale auskam.

Obwohl inzwischen alle Rollen durchgespielt sind und unsere Gesellschaft ein gutes Stück toleranter geworden ist, bleibt Queerpop und das Spiel mit dem Gender nach wie vor beliebt – man denke an die angemalten Schnurrbärte und die männlichen Kopfstimmen im Antifolk. Abseits der Bühne bleibt die Rollenverteilung jedoch trotz vermeintlicher Gleichberechtigung die alte: Frauen gebären, Männer morden.