78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

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Biblisch

Folgendes Szenario: du hörst liebend gerne ab und zu harte Rockmusik. Es darf einen Schuss Glam (Guns N Roses) haben, soll aber nicht zu sleazy sein (Mötley Crüe, LA Guns). Im Herzen bist du ein Punker, aber natürlich nicht so eine Green Day-Pussy, denn bei DIY denkst du nicht an den Coop-Baumarkt. In jungen Jahren warst du ein grosser Dead Kennedys und Minor Threat-Fan. Später kamen Soundgarden oder die Queens of the Stone Age. Seither magst du die nicht mehr so, alles zu viel Mainstream. Danach warst du auf der Suche. Das ist nun vorbei. Ladies and Gentlemen: The Bronx (Universal).
Das Debüt von The Bronx erschien bereits vor drei Jahren. Aufgenommen wurde es von Ex-Guns n Roses-Gitarrist Gilby Clarke in Los Angeles, in der Heimatstadt von The Bronx. Maximal drei Takes pro Song war die Regel. Voll Punk halt. In der Stadt der Stars und Sternchen passte dies wie die Faust auf’s Auge. Das neue The Bronx-Album (Bronx-Alben werden aus Prinzip nicht betitelt) verhilft der Bedeutung von „Mitten in die Fresse“ zu einer ganz neuen Bedeutung.

Die vierköpfige Band spielte ihre erste Show 2002. Viele der Besucher berichteten anschließend von einem der besten Konzerte ihres Lebens. Wenig später erklärte der amerikanische Rolling Stone The Bronx zu einer der „10 Bands To Watch in 2003“ und die Majorlabels standen Schlange. Lasst euch eine Reinhauen, ihr werdet in eine andere Dimension eintreten. Und dann in biblischer Manier auch noch die andere Backe hinhalten wollen.

Heart Attack American (mp3)
History Stranglers (mp3)
White Tar (mp3)
They Will Kill us All (Video)
Interview
mit Matt von The Bronx
Bats“ (NUR für gaaanz harte Jungs)

Wer will schon nach Jena?

nevissNeviss werden langsam zum Hitlieferanten aus der britischen Enklave Luzern. „Nach Kings On The Run“ kommt nun: „Never Wanted To Go To Jena“, schonmal ein super Songtitel, besser noch ist der Song: Very Bloc Party zu Beginn, Kaiser Chiefish in den Stophen und der Refrain ist The Others in noch dreckiger. Diesen Song müsste man in einer Londoner U-Bahn-Station uraufführen – tätsächlich ist die Premiere inkl. Video am Funk am See. Immerhin.

Ayrtonwall

Ärtonwall vereinen auf „Naive Deeds“ (Irascible) Rock’n’roll, Zynismus und Zeitgeschichte. Der Rock kommt aus der Eagles of Death Metal/QOTSA-Ecke. Der Zynismus offenbart sich im Bandnamen: Ayrton Senna und die Wand gegen die er gefahren ist, mussten dafür herhalten. Das Bronski Beat-Cover „Smalltown Boy“ – der Vorzeigesong im Kampf gegen Diskriminierung von Homosexuellen – sorgt dann zuguterletzt für die Portion Zeitgeschichte, die man diesem unprätentiösen Rockalbum nicht gegeben hätte. Auch deswegen verdiente es eine zweite Chance – und nützte diese.

More Morr!

Frustriert? Liebeskummer? Kopf hoch! Morr Music wird dich für immer lieben – behauptet zumindest die Webpage des Labels. Verlieben kann man sich in so einiges, was Morr an Lager hat, in B. Fleischmann, Lali Puna oder das Tied & Tickled Trio zum Beispiel. Filigrantechniker der Spielarten Indie, Elektronik und Jazz finden beim Berliner Label ein zu Hause. Gemeinsam ist Morr-Alben das Feingefühl für akustische Seelenlandschaften und Artwork, das Downloader vor Neid erblassen lässt. Drei sehr verschiedene, aber kongeniale Morr-Releases werden diesen Herbst zu einem Spätsommer machen. Die totgeglaubten Weilheimer Couch beweisen, dass instrumentale Gitarrenmusik nicht langweilig sein muss, Guther lassen auf sanfte Weise den Indie-Rock hochleben und F.S. Blumm zeigt, wie schön Kammermusikjazz sein kann. Wer more Morr will kann hier ein Interview mit Labelgründer Thomas Morr lesen.

Zukunftsmusik

Am 15. September erscheint das neue Album von Dani Siciliano. Die Vorab-Promo klingt tatsächlich als käme sie aus der Zukunft, so futuristisch steht die Klangarchitektur von „Slappers“ (K7/Namskeio) im Raum. Ein ganz anderes Album als das vielgelobte Debut „Likes“ ist es geworden. Weniger Kerzenlicht, mehr Drive. „Slappers“ entschlackt Genres wie R&B, Funk und Soul zu Groove-Skeletten und Song-Miniaturen. Siciliano verwendet Stilmittel von Songs, in deren Videos reichlich Champagner über Bikinis fliesst, und torpediert textlich gleichzeitig die Arschfixiertheit solcher Musik: „Use your head, not your behind.“ Ihren Po braucht Siciliano lieber in Herbert’scher Manier zum Musikmachen: Der Beat der B-Seite der Single „Why Can’t I Make You High“ besteht aus einem Sample von einem Klaps auf den Allerwertesten.

Wicked Games

In den USA im letzten Jahr schon aus den Presswerken entlassen, erfährt „Hearts and Unicorns“ (Universal) von Giant Drag nun auch in unseren Breitengraden offizielle Berücksichtigung (Stream zum ganzen Album hier). Any und Micah bilden wohl derzeit das charmanteste Indie-Pop-Ensemble. Der Sound ist lasziv und sexy. Im Kopf formen sich Bilder von sich räkelnden Damen mit engen und knappen Sommerkleidern, die die Bezeichnung Kleid eigentlich gar nicht mehr verdienen. Prall und drall eröffnen sich einem die Melodien. Exotische Früchte und Sirenen dürften nicht mehr allzuweit entfernt sein. Und Kinder der späten Achtziger aufgepasst: Wer bei Exotik, lasziv und Sirenen nicht an Chris Isaak und an das Video zu „Wicked Games“ denkt (Yeah, mit Helena Christensen), der hat nicht gelebt. Ja, und genau diesen Song covern Giant Drag auf „Hearts and Unicorns“. Und das rockt ungemein.
Kevin is Gay (Video)
This isn’t it (Video)

Hier gibt’s noch mehr Links zu Giant Drag

That’s city life.

Mit ihrer Hommage an ihre Heimatstadt London („LDN“) hat Lily Allen den Sommerhit dieses Jahres gelandet. Jetzt da ihr Album („Alright, Still“, EMI) veröffentlicht ist, ist klar: Lily Allen ist der Sommerhit des Jahres. Wie es sich für einen Hit gehört, ist das Album sofort an die Spitze der Charts gestürmt, dank tatkräftiger Unterstützung des Bekanntheitsmulitiplikators MySpace. Dort wurden die Vorabhits „LDN“ und „Smile“ bereits millionenfach angehört. Und weil Lily Allen und ihr Management von EMI wissen, wie man MySpace nutzt (was niemanden stört ausser dem FACTS), steht nun das ganze Album zum Anhören bereit.

Der Vergleich mit Mike Skinner alias The Streets drängt sich auf. Unbekümmert, unverblühmt und unglaublich schwungvoll erzählt Allen aus dem Leben einer 20-jährigen Britin – ähnliches kennt man von Skinner aus männlicher Perspektive. Genüsslich erzählt Allen in „Smile“, wie sie sich an einem Ex rächt: „When I see you cry, yeah it makes me smile“. Auch wer Nachhilfe darin braucht, wie man lästige Pubbekanntschaften los wird, ist bei Allen richtig („Knock ‚Em Out“): „Du kannst meine Nummer nicht haben, ich habe mein Telefon verloren“, „Aus uns wird nichts, ich bin schwanger“, „Ich muss jetzt los, mein Haus brennt ab und ich habe Herpes, ehm, nein, Syphilis“. Unterlegt sind diese klaren Worte mit einem poppigen Gemisch aus Reggae, 2-step/Garage, Hiphop mit stark in den Vordergrund gemischten Beats. So fetzt der Grossstadtsommer. Ja, die Grossstadt. Lily Allen liebt sie und besingt sie wunderbar in „LDN“: London als ein Ort, wo auf den ersten Blick alles schön nice aussieht und dahinter sich lauter Lügen verbergen. „Life, that’s city life“, trällert Allen, so dass wir ihr honigsüsses Lächeln förmlich hören können.

Nach den drei Knallern zu Beginn flacht das Album etwas ab, allerdings kaum störend. Wie würde Allen sagen: „That’s city life“.

Neu Neu Neu

Seit dieser Woche ist das neue (alte) Album «The Avalanche» von „Noch-Juwel“ Sufjan Stevens in den Läden. Geplant war vor zwei Jahren eigentlich ein Doppelalbum. Da Sufjan aber einen Hang zum Vielschreibertum hat, uferte das ursprüngliche Unterfangen aus, worauf er sich entschied 2005 «Illinoise» und das nun vorliegende «The Avalanche» separat zu veröffentlichen. Hier
gibt’s den kompletten Albumstream dazu – good on you, Sufjan!

CSS – „Cansei de Ser Sexy“ (Irascible/Sub Pop)

The Rifles – „No Love Lost“ (Rough Trade)

Ziggy Marley – „Love ist My Religion“ (Phonag)

The Pipettes – „We are the Pipettes“ (TBA)

Bluesbueb – „Viva El Capitan“ (FF Records/recrec)

Ali Farka Touré – „Savane“ (World Circuit/recrec)

Lilly Allen – „Allright Still“ (EMI)

Nina Kinert – „Let There Be Love“ (TBA)

Sinner DC – „Mount Age“ (recrec)

Alle Berner haben diese Band schon mal gehört

David findet, den englischen Klaxons hat’s die Eier eingeklemmt. Singen könnten sie auch nicht und verbreiten täten sie eine morbide Computerspielerotik. Na ja. Ich seh das etwas pragmatischer: die Klaxons sind Arctic Monkeys in Test Icicles-Umdrehungen. Andere haben dazu auch schon Happy Hardcore-Brit-Pop-New Wave-of-New Wave gesagt. Und wohin das alles noch dreht, ist noch nicht klar. Auf jeden Fall vereinen sie auf MySpace schon eine Schweizer Kleinstadt in der Friendslist und ungefähr alle Berner haben schon mal ihre Songs gehört. Der Myspace-Koeffizient hat ja bei Lily Allen auch gewirkt. Obwohl’s das Facts ganz scheuerlich findet. Tsts.

Überlänge

Am 22. August erscheint das neue Mars Volta-Album „Amputechture“ (Universal). Auf der MySpace-Seite gibt es mit „Viscera Eyes“ bereits den ersten Song zu hören. Aber aufgepasst: der Song ist wegen seiner Überlänge in zwei Teile gesplittet.