78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯
Conor Oberst präsentiert mit „Noise Floor“ (Saddle Creek/Irascible VÖ 20.10) Raritäten für Liebhaber und Kenner. Zu hören sind Auskopplungen, unveröffentlichte Songs sowie Kollaborationen und Covers – aufgenommen zwischen 1998 und 2005. Die Tracks wurden aus verschiedenen Datenträgern (minidisc, real-to-real tape, Computer u.v.) destilliert und zu einem ansehnlichen Patchwork zusammen gebastelt: „These songs trace Bright Eyes‘ evolution from basement project to band of international repute“, wirbt Coners Saddle Creek in eigener Sache. Im Frühjahr 2007 folgt sodann eine weitere Bright Eyes-Scheibe; mit an Bord: Sleater Kinney und Matt Ward. Wir bleiben dran! In the meantime take that.
Von Sven Zaugg | 20. Oktober 2006 | Kommentare deaktiviert für Patchwork aus dem Hause Saddle Creek
Du bist ein lustiger Kauz, Du „Badly Drawn Boy“, ganz schön anstrengend. Da schieb ich Deine „Born In The U.K.“ (EMI) in meinen gierigen Player, warte bis Du mich betörst und dann, ja dann… Kommt es einfach nicht, das Betörende. Nervös haste ich von einem zum nächsten Song. Und dann… „Promises“ ich wusste es, das würde es sein – Klavier, das kannst Du gut. „It’s a different day everyday / Don’t want you to walk alone“, nein, nein, nein. Zu platt – unpoetisch. Wie eine welkende Liebe fermentierst Du, wirst schlabbrig, stinkst. Weiter, weiter… „Without a Kiss“: „All the songs have been sung / You’re too old then you’re too young / Did you leave your mark on the world? / One as deep as true love / Let’s sing Hosanna“. Endlich, Du bist zurück – noch nicht ganz – ich brauche mehr. Suchen, suchen, suche! Auf einmal sitzt Du da in meinem Kopf – ein wunderschöner Akkord, dann Streicher, ich wusste es: „The Time of Times“. Deine sanfte Stimme bezirzt meine Synapsen, Dein makelloses Piano berauscht meine Gehörgänge. „Born In The U.K“ – für Liebhaber und Hartnäckige, oder hartnäckige Liebhaber.
Eine andere Geschichte erzählt uns Isobel Campbell in „Milkwhite Sheets“ (V2/Rough Trade, VÖ 20.10). Man stelle sich die lieblich-zarte Isobel eingeschlossen im Bauch eines Cellos vor. Nie hätte sie das Licht der Welt erblickt. Wie ein ungeborenes Kind summte sie im bauchigen Tannholz. Zu ihr gesellten sich klitzekleine Violinen, schwingende Saiten, lustige Pauken, und feine Banjos. Drückte man sein Ohr auf des Cellos Bauch, so horchte man der Campbells samtenen Klangfarbe. Schlösse man die Augen, so schwänge man mit den Saiten, wippte mit den Trömmelchen und verlöre ob dem Hauchen des ungeborenen Stimmchens vollends das Bewusstsein. Isobel Campbell übersetzt alten Folk in erschreckend dunkle Lullabys, erhebt das Suhlen in Melancholie zum Dogma. Aus dem Mutterleib haucht ein Fötus – die betörende Isobel Campbell.
Von Sven Zaugg | 16. Oktober 2006 | 1 Kommentar
Wer zu seinem Leidwesen keine Zeit hatte, dem „The Divine Comedy“-Konzert am letzten Freitagabend beizuwohnen, sei hier abgeholfen. Neil Hannon on stage:
[flash]http://www.youtube.com/watch?v=nzZNXtxSVHs[/flash]
Von Sven Zaugg | 8. Oktober 2006 | Kommentare deaktiviert für Nothing but lies!
Orchestral ausufernder, zeitloser, intelligenter Pop – das ist The Divine Comedy. Neil Hannon und sein göttliches Lustspiel beglücken diesen Freitagabend die Limmatstadt. Nach nicht weniger als acht Longplayers gastiert Dantes Jünger mit seinem neusten Werk „Victory For The Comic Muse“ im zürcher Kaufleuten. Ein Zufall sei diese Scheibe gewesen, ein Experiment, eine Hommage an die von ihm so verehrte Liveperformance, schmunzelte Hannon beim Tritt vor die Journaille. Zufall hin oder her; The Divine Comedy ist grosses Kino.
Von Sven Zaugg | 4. Oktober 2006 | 1 Kommentar
Frida Hyvönens Album „Until Death Comes“ (Licking Fingers/EMI) erschien eigentlich schon Ende letzten Jahres. Nun gabs dieses Jahr einen Re-Release (Secretly Canadian/Irascible). Das ist schön, weil gut. Aber seht selbst! Frida in „The Modern“.
Von Sven Zaugg | 27. September 2006 | Kommentare deaktiviert für Schön, weil gut
Vor Christian Kjellvander muss man grossen Respekt haben, denn nur wenige Künstler vermögen ein Publikum zum Schweigen zu bringen. Geschwiegen hat das Publikum im El Lokal an der Sihl am Samstagabend wahrlich und es war ein edles, ja behutsames Schweigen, in das sich des Kjellvanders zartes Gitarrenzupfen hüllte. Mit seiner wunderschönen Stimme orchestrierte er sich selbst, machte deutlich, dass es keine Band braucht, um Volumen zu erzeugen. Es waren einfache Songs für ehrliche Menschen, anspruchsvoll reduziert. Der Schwede versprühte eine wohltuende Melancholie, die in keinem Moment versucht war, dem Kitsch zu verfallen. Er lotste das Publikum durch ein Plasma der Gefühle, besang in „Juanita“ die Unfähigkeit zu Lieben: „Though sex’d left our bodies / It surely hadn’t left our minds / Why can’t I love this woman?! / I walked off alone“, und erhob das Denken in Einsamkeit zur Muse der Stunde: „Spent the past five years thinking / And the last five hours drinking / Eyes fell and it’s all sealed / Push myself – to close this deal“. Unterstützt wurde Kjellvander durch eine Dame mit elfenhaftem Gesang, deren Name mir unbekannt ist. Ein Konzert, das berührte und die Tränen kullern liess. Christian Kjellvander – Majestät des Zarten.
Von Sven Zaugg | 24. September 2006 | 1 Kommentar
Es war nur eine Frage der Zeit, bis Majors wie Universal Music, Sony BMG und EMI Music den virtuellen Tauschbörsen wie MySpace und YouTube versuchen den Riegel zu schieben. Leider eine unschöne Geschichte, denn die Grosskonzerne haben es einfach verpennt, die Synergien des World Wide Webs zu nutzen. So verzeichnete die Musikbranche in den letzten zehn Jahren einen Rückgang ihrer Einnahmen von 49,2 Mrd. auf 38 Mrd. Franken. Schuld seien illegalen Tauschbörsen. Heute erreichte uns über persoenlich.com die Nachricht, dass Universal Music Klage einreichen wird. Und das geht so:
Das Gratis-Angebot von diversen Video-Plattformen zum kostenlosen Up- und Downloaden von Videos entwickelt sich immer mehr zu einem kostspieligen Problem für die internationalen Musikkonzerne dieser Welt. Plattformen wie MySpace oder YouTube ermöglichen jungen Usern sich über Musik und Filme auszutauschen. Dabei wird häufig geschütztes Material wie etwa Musikvideos gratis ins Netz gestellt. Der internationale Konzern Universal Music plant nun, gegen diese Plattformen effektiv rechtlich vorzugehen.
Laut Angaben des Internetmagazins wurde bisher lediglich eine Abmahnung an MySpace und YouTube zugestellt, die sicherstellen soll, dass betroffene Videos von den jeweiligen Webseiten entfernt werden. Wie Jessica Reif Cohen, Analystin von der Investmentbank Merrill Lynch bemerkte, sei davon auszugehen, dass Universal Music die erste Salve gegen die Betreiber abfeuern und eine Klage einreichen wird.
Parallel zur Anklage von Universal Music gibt es bereits Gespräche zwischen diversen Konzernen und Communities. So verhandelt derzeit YouTube mit der Musikindustrie über Lizenzverträge für Musikvideos. Im Gegensatz zu den kostenpflichtigen Initiativen wie Apple’s iTunes Music Store sollen die Videos kostenlos downloadbar sein. Die Finanzierung soll über Werbung erfolgen und die Umsätze werden, laut YouTube, mit den Labels geteilt, so das Internetmagazin. Quelle: persoenlich.com (pte)
Von Sven Zaugg | 18. September 2006 | 1 Kommentar
Und wieder einmal hat dieser Wunderknabe aus Nebraska – Conor Oberst – seine Finger im Spiel. Tilly And The Wall und der Oberst sind nämlich dicke Freunde und für dicke Freunde stampft man auch schon mal ein Label aus dem Boden – Team Love. Unter dem Patronat von Oberst debütierten Tilly And The Wall 2004 mit „Wild Like Children“ auf eben diesem Label und wurden alsbald von den Kritikern für ihre „happy-clappy tweeness“ gerügt, was nicht von ungefähr kommt. Sind doch Tilly And The Wall in jedem Moment versucht Kind zu sein, wenngleich dieser ontologische Zustand aus der Perspektive des Älterwerdens kein Leichtes ist und somit der doofen happy-clappy Verunglimpfung den Wind aus den Segeln nimmt. Zwei Jahre und unzählige Gigs später (u.a. mit Rilo Kiley, Coco Rosie, Bright Eyes) ist ihr zweiter Longplayer „Bottoms of Barrels“ (Moshi Moshi/TBA; Vö: 29.9.) frisch gepresst. Ein verspieltes Album, das an Kinderchöre erinnert, mit Stepptanz experimentiert und sich dazu in ein infantiles Mehrstimmenkleid hüllt. Tilly And The Wall kokettieren mit der absenten Perfektion, so, wie es Kinder eben tun. Einfach und ungezwungen.
Von Sven Zaugg | 17. September 2006 | Kommentare deaktiviert für Kindsein mit Tilly And The Wall
Liebe Marianne Faithfull
Mit Schrecken haben wir erfahren, dass Du an Brustkrebs erkrankt bist und deswegen Deine Tournee, die Dich auch in die Limmatstadt geführt hätte, absagen musstest. Das verstehen wir natürlich und wünschen Dir eine rasche Genesung.
Mögest Du uns mit Deinen wundervollen Songs und Deiner verraucht grazilen Stimme noch lange verzücken.
Mit besten Genesungsgrüssen,
das 78s-Team
Von Sven Zaugg | 14. September 2006 | 1 Kommentar
Wer die Schnauze gestrichen voll hat, auf irgendwelche verkoksten, nie auftauchenden Pseudo-Poeten-Rocker zu warten, um sich dann selbst benebelt im Bierdunst irgendeines Etablissements wieder zu finden, dem sei hier abgeholfen: An den Orpheum-Musikfesttagen darf man die neuen Jahrhundert-Talente der klassischen Musik bestaunen. Zehn Solistinnen und Solisten haben die Möglichkeit mit renommierten Orchestern wie dem Tschaikowsky-Sinfonieorchester des Moskauer Rundfunks unter meisterlicher Stabführung (Vladimir Fedoseyev) aufzutreten. Die Orpheum-Musikfesttage finden vom 12.-19. September in der Tonhalle Zürich sowie im Casino Basel statt.
Von Sven Zaugg | 12. September 2006 | Kommentare deaktiviert für Jungtalente der klassischen Musik