78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯
Eben hatten wir’s noch von der One-Man-Show Bob Log III, der gestern Abend die Zukunft mit Speed-Blues zudrosch, so erhöhen wir unser Kontingent heute auf Zwo.
Two Gallants sollen Punk-Folk-Rock machen. Nun, es ist weit simpler, das was Adam Stevens und Tyson Vogel tun, der Kunst des Troubadours zu zuordnen. Zwei verruchte Troubadoure, die das Scheitern, Hadern, Zaudern, Verlieren in solch erfrischenden Geschichten erzählen, die unser schüchternes Herzelein zum Schüttelbecher der Emotionen machen. Es wäre naiv, an dieser Stelle unanständige Vergleiche mit Anderen dieser Gilde zu erzwingen, denn Two Gallants – wie jeder Troubadour – haben etwas zu erzählen, something special. Im Abart nämlich, heute Abend (30.11). Hört, staunt und trinkt.
Von Sven Zaugg | 30. November 2006 | 1 Kommentar
Anscheinend soll heute Abend ein sehr lustiger Kerli halt in der Zukunft machen. Sein Name: Bob Log III. Eine One-Man-Band aus Tucson, Arizona. So schreibt die Zukunft: „Live spielt er in einem azurblauen, eng anliegenden Wrestlinganzug. Dazu trägt er einen Motorradhelm mit eingebautem Telefonhörer, der als Mikrofon dient. Er spielt „speed-delta on blues“ – Gitarre mit den Händen und Drums und Kickzymbals mit den Füssen.“ Wenn das nicht ein heiterer Mittwochabend wird… Ab in die Zukunft.
Von Sven Zaugg | 29. November 2006 | 3 Kommentare
The Young Gods geben sich gern als stille Grandseigneure der Sample-Technologie. Oder als Impressionisten, die vollendete Bilder dekonstruieren, um diese neu zu arrangieren. Sie mischen Fragmente von Tschaikowsky mit Madonna, Prince mit Van Halen oder Mozart mit Billy Idol und das schon seit über 20 Jahren – mit Erfolg. Die 1985 gegründete Band um Franz Treichler versprüht nach knapp zwei Dekaden immer noch eine mitreissend Frische kontemporärer Musikkunst. Nie langweilig, aber immer ihrem Stil treu geblieben, sind TYG die Pioniere der Sampling-, Syntie- und Loopkultur. Fasziniert von den fast unerschöpflichen Möglichkeiten technischer Innovationen unserer Zeit, kreiert das Trio ihren unvergleichlichen, einzigartigen Industrial-Sound in Metal Programmatik. TYG entarten Violinen zu verstörenden Geräuschkulissen, kombinieren Klassik mit Trash und sie sind die wahrscheinlich lauteste Rockband ohne Gitarre.
Anlässliche der Buchvernissage von TRUCE Diaries – The Young Gods, ihrem Tournee- und Studiotagebuch, musizieren die drei Ausnahme-Künstler das erste Mal in ihrer Karriere unplugged im Cabaret Voltaire und dies gleich drei Mal. Am 23./24./25.11. Ab 19.00 Uhr gibt’s Literatur, ab 21.00 Uhr gibt’s The Young Gods unplugged. Pflichtstoff für pflichtbewusste Klangkonsumenten.
Von Sven Zaugg | 23. November 2006 | 3 Kommentare
„La Revanche De La Tango“ verkaufte sich über eine Million Mal. Soundtüftler wie Matthew Herbert, Peter Kruder und Gilles Peterson schwören auf die Fusion des Elektro-Tango-Trios. Die Rede ist von Gotan Project. Dem Trio, das der Jugend Argentiniens den Tango wieder zurück und uns näher brachte. Jetzt sind Christoph H. Müller, Philippe Cohen Solal und Eduardo Makaroff mit „Lunatico“ zurück. Heute Abend (22.11) im Volkhaus.
Von Sven Zaugg | 22. November 2006 | 2 Kommentare
Geht nämlich so: Ein bisschen Joni Mitchell, ein Schuss Annette Peacock, eine Prise Chrissie Hynde (The Pretenders) – gut rühren, jahhh nicht schütteln. Zur Intensivierung des Geschmacks (wenn vorhanden) mit Antony and The Johnsons verfeinern, und ein paar Neo-Folk-Jahre in Dusty Springfield Fässern ruhen lassen. Abzapfen et Voilá: Joan As Police Woman – ein exquisites Säftchen. Heute Abend mit seinen Liebsten zu geniessen. Im Moods. Für 35.- Franken – inklusive. Cheers.
Von Sven Zaugg | 15. November 2006 | Kommentare deaktiviert für Exquisites Säftchen im Moods
Aus dem Dunstkreis des französischen Duos Air entsprungen, sieht sich der Soundtüftler Sebastian Tellier als Verkünder der „unglaublichen Wahrheit“. Dem darf man getrost beipflichten. So fügt sich sein jüngstes Werk „Universe“ (V2/TBA; VÖ 10.11) modular in sein reichhaltiges Oeuvre ein, unterstreicht die agit-proppige Art des Wuschelbartträgers. Ein dynamisches Oeuvre, das von instrumental Preziosen auf seinem Debüt „L’incroyable“ über stilsicheren Synthiepop der 80er („Politics“) bis hin zum luftig-leicht arrangierten Post-Chanson-Albm „Universe“ reicht. Ein Antidepressivum für nasskalte Herbsttage. Garantiert.
Von Sven Zaugg | 9. November 2006 | 1 Kommentar
Chan Marshalls Darbietung vom letzten Dienstagabend lässt sich getrost in zwei Akte unterteilen. Den Ersten in einen faden Akt von Rhythm and Blues Kaskaden mit einer kaum anwesenden Chan Marshall und den Zweiten in einen Akt der Offenbarung.
Die Memphis Rhythm Band (ehemals Begleitmusiker des legendären Al Green) eröffnete, das mit solch grosser Spannung erwartete Konzert (einziges Konzert in der Schweiz) mit unsäglich langweiligen Standards, die sowohl inadäquat per- formed wurden, als auch das Konzert in ein ödes Replikat verwandelten, das irgendwo in der Peripherie, unter dem Motto „Ich bin auch ein Südstaatler“, hätte stattfinden können. Frau Marshall war eine leblose Hülle, von Zuckungen gepeinigt. Kurzum ein Graus. Dem Pöbel wars egal, den der kennt nur „The Greatest“.
Sowie die Band das Parkett verlassen hatte, sich Marshall ans Klavier setzte, um die Tasten zu streicheln, füllte sich der Konzertsaal mit einer solch schönen Magie, die selbst im Jenseits nur schwer zu finden sein würde. Marshalls Stimme tanzte durch den Raum, erhob sich, fiel in sich zusammen, zitterte, ja machte eins klar: diese wunderbare Künstlerin ist nur fähig, ihr Potential vollends auszuschöpfen, wenn sie sich exponiert, alleine. Und alleine auf der Bühne musizierend, ist dieses Mädchen eine musikalische Offenbarung.
Die Band kehrte zurück und der Abend war gelaufen. Fazit: Bitte liebe Chan, komm nie wieder mit Band und wenn Du eine brauchst, dann ruf doch die Johnsons vom Antony an, die können sicher weiterhelfen. Ganz sicher.
Von Sven Zaugg | 8. November 2006 | 4 Kommentare
Karl Lagerfeld sagt: „Sogar rauchend wirkt Chan Marshall glamourös“. (Naja, Karli) Ein Journalist vom amerikanischen Musik-Magazin „Filter“ war hingerissen, als er sie das erste Mal sah: „The first time I see her she’s a smile and a wave from the open door of a yellow cab. Chan Marshall, Cat Power, fittingly maritime in her gold-buttoned blue blazer, grey sweatshirt, blue jeans and white boating shoes. Miami, South Beach“. (Ja, ja – in Miami tragen alle flotte Klamotten) Die „Zeit“ ist der Meinung, dass „Ihre Lieder, die in der amerikanischen Musikgeschichte wurzeln, todtraurige Weisen von großer Intensität sind, in der die Liebe eine Sehnsucht und die Wirklichkeit schmerzhaft ist“. (Alles tut weh! Autsch) Die deutsche Ausgabe des Rolling Stones ist verwirrt, aber angetan: „Das Erstaunliche ist die kuriose Balance aus sonderbarer, offenbar recht leidvoller Introspektion und einer durchaus lebensnahen, überaus freundlichen Bodenständigkeit“. (Aha, ein In-die-Menschen-Horcher) Und wir? Wir sagen nur eins: Heute Abend (7.11) im Kaufleuten: Cat Power & The Memphis Rhythm Band. Nicht quasseln! HÖREN!
Von Sven Zaugg | 7. November 2006 | 1 Kommentar
Was? Ihr wart nicht dort? Am Fishbone, im Abart? Tja, selber doof und das ging euch durch die Lappen.
Seit 1979 in immer wieder wechselnder Besetzung beschallen die „Prinzen der Fusion“ aus L.A. die Trommelfelder rund um den Globus mit ihrer wahnwitzigen, hinreissenden und von allen guten Geistern verlassenen Show. Sie sind Gaugkler, welche unsäglich leichtfüssig verschiedene Genres mischen. Sie Sind Energiepakete, welche die Musikgeschichte schwindlig jonglieren. Sie sind Originale, welche die unterschiedlichsten Stile in ein Zwiegespräch verwickeln bis es Knallt. Sie sind Funk, Ska, Punk, Metal, Rock, Hip-Hop, Soul – alles und nichts zu viel. Arschwackeln bis zum Umfallen – an einem Sonntagabend im November. Und ihr wart nicht dort. Pfeifen!
Von Sven Zaugg | 6. November 2006 | Kommentare deaktiviert für Fishbone! Verpasst?
Dass die DVD „On/Off The Record“ (Cityslang) von The Notwist schon hier zu kaufen ist, wissen wir ja bereits. Nun, warum sollte man sich diese feinsinnige Dokumentation anschaffen. Ganz einfach: weil sie das Label DOK verdient. Jörg Adolphs Visualisierung der Arbeit von The Notwist an ihrem Album „Neon Golden“ (2002) ist nicht einfach eine Laudatio auf die äusserst experimentierfreudigen Bayern. Nein, denn keine pubertären Mitschnitte schreiender Groupies, keine Selbstbeweihräucherung und keine Imagepflege erwarten den neugierigen Konsumenten des vorliegenden Objekts.
Jörg Adolph beobachtet unaufdringlich die künstlerische Arbeit, die Tüfteleien, das Suchen, das Verwerfen, das Noch-Einmal, ja das Finden des perfekten Arrangements einer Band, die ständig zum Perfektionismus neigt, auf angenehm distanzierte und elegante Art. Im Vordergrund steht die Arbeit, nicht das Suhlen in Selbstlob. Somit sind wir schon zum Kern von „On/Off The Record“ vorgestossen: Am Anfang war das Handwerk, nicht die Kunst. Der Leidensweg ist lang, bis ein Album im keimfreien, hermetisch abgeriegelten Raum seine Form findet. Das Schaffen eines Kunstwerks sowie der sich verändernde ontologische Zustand der Band im Arbeitsprozess stehen im Mittelpunkt, zeigen die Einsamkeit im Konglomerat von Gleichgesinnten. Eins wird klar: in der Ruhe liegt die Musik. The Notwist.
Von Sven Zaugg | 4. November 2006 | 1 Kommentar