78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 42 Artikel von Philipp Albrecht

Winterthurer Musikfestwochen

jandelay_rgb.jpgDas vollständige Programm der Winterthurer Musikfestwochen ist nun bekannt. Die kostenpflichtigen Konzerte werden von Eagles Of Death Metal, Jimmy Eat World und Jan Delay (Bild) angeführt. Zum Aufwärmen spielen an diesen Abenden u. a. Slut, Blackmail und Namusoke. Aber auch die Gratisabende haben einiges zu bieten: The Delilahs, Radio 200’000, Mediengruppe Telekommander, William White und viele mehr. Das genaue Programm gibt’s hier.

… Los!

gnarlsbarkley.jpg„Crazy“ wurde Sommerhit, bevor es Sommer war. Gnarls Barkley liessen die letzten Monate niemanden kalt. Selbst hart gesottene Indie-Prediger mussten eingestehen, dass „Crazy“ einer jener Hits ist, wie er nur alle fünf bis zehn Jahre geschrieben wird. Ein gutes Gespür hatte einmalmehr das Montreux Jazz Festival bzw. Ko-Programmatorin Lori Immi, die das amerikanische Duo für die Miles Davis Hall engagierte. Leider kämpften die beiden dort aber mit technischen Problemen – ein Euphemismus für live unumsetzbaren Sound. Zuviele Samples sind auf dem Album und zuviel wollten sie live mit Instrumenten umsetzen. Nun gehen Gnarls Barkley nochmals über die Bücher und bis sie soweit sind, wird’s 29. August werden. Für dieses Datum hat sie nämlich der Zürcher Club Abart verpflichtet. Spielen werden sie aber nicht im dunklen Raum mit der tiefen Decke sondern in der Maag Event Hall. Obwohl dort gut 1000 Leute rein passen, wird das Konzert ziemlich schnell ausverkauft sein. Ab dem 10. Juli beginnt der Vorverkauf. Auf die Plätze, fertig …

Die versaute Alice Schwarzer

peaches.jpgSie mag keine Gitarrensoli, beteuerte sie kürzlich gegenüber dem deutschen Musikmagazin „Intro“. Solche waren auch nicht zu hören auf ihren ersten beiden Alben „The Teaches Of Peaches“ (2002) und „Fatherfucker“ (2004). Genausowenig wie auf ihrem dieser Tage erscheinenden Album „Impeach My Bush“ (XL/Musikvertrieb). Peaches mag einfache Rock-Riffs, die sie problemlos auch selbst auf der Gitarre spielen kann, während sie sich fünf Mal auf der Bühne umzieht, ohne diese ein einziges Mal zu verlassen. Wer sie ein bisschen kennt, weiss, dass sich bezüglich Sex auf dem neuen Tonträger nichts ändern wird. Dass es ihr aber nicht nur um das eine geht, ist relevant für das Verständnis dieser Frau. Ein Gegenpol zum Machismo ist sie, ein weiblicher Macho. Aber keine Schlampe. So wird aus „Shake Your Titts“ „Shake Your Dick“ und aus „Motherfucker“ „Fatherfucker“ – eine versaute Alice Schwarzer.

Nebenbei produziert Peaches groovigen Elektro-Rap, mit Beats, wie sie damals zu Beginn der Neunziger von Rap-Acts wie Ice Cube oder 2 Live Crew benutzt wurden, bevor der Jazz den Sprechgesang in das „Golden Age Of Hip Hop“ führte. In der Regel macht das Peaches nicht alleine. So gehörten in der Vergangenheit Leute wie Iggy Pop („Kick It“) oder Gonzales zu ihren Studiogästen. Diesmal wird sie von Joan Jett, Josh Homme (Queens Of The Stone Age) an den Gitarren und Samantha Maloney (Ex-Hole) am Schlagzeug begleitet. Ab und zu schauten auch Freunde aus der kanadischen Vergangenheit (Mocky, Feist) im Studio rein. Ihr Einfluss beschränkt sich aber auf unbedeutende Backgroundgeräusche. So unterscheidet sich „Impeach My Bush“ insbesondere durch die (erfrischende) homogenere Instrumentalisierung von seinen Vorgängern.

Lily again

lilyallen.jpgWeil uns die Charisma-Bombe Lily Allen mit ihrem Schönwettersound so sehr entzückt hat, legen wir hier noch einen drauf: Das ist das Video zu ihrer ersten Single „Smile“ (rm / wmv). Das Album soll Mitte Juli erscheinen und auf den Namen „Alright, Still“ hören. Toll, nicht?

Für den Nachwuchs

sugarplum fairy.jpgOk, sie wollen „Stones und Beatles musikalisch verbinden. Das wollten sie damals alle. Und dass sie aus Schweden kommen und supermelodiösen Retro-Rock’n’Roll spielen, will heutzutage auch nichts mehr heissen. Den Streifzug durch die Pop-orientierte Journaille hatten Sugarplum Fairy bereits letztes Jahr; besonders als kleiner-Bruder-Band von Mando Diao. 2006 wollen sie einfach abräumen. Dazu legt sich Universal Music nun richtig ins Zeug und macht schon Ende Juni darauf aufmerksam, dass dann im Fall am 4. August schon die erste Single „She“(Video / Audio) erscheint, gefolgt vom Album „First Round First Minute“ am 18. August. Wir empfehlen Sugarplum Fairy aber nur für den Nachwuchs, denn da ist immerhin viel Beat-Schule drin, bestens also für Links in Richtung Small Faces, The Animals und sogar The Who – damit die Kleinen bald Grosses hören.

Zu früh, Baby

kronzeugen.jpgEinen undankbaren Job hatten sie zu erledigen, die Kronzeugen. Am ersten B-Sides Festival auf dem Krienser Sonnenberg mussten die Luzerner am Freitag schon um halb sechs spielen, als viele den Gipfel noch nicht erreicht hatten. So standen höchstens dreissig Leute vor der Bühne. Schade auch. Dabei war das Festival eigentlich sehr gut organisiert – für das erste Mal.

Drafi Deutscher ist tot

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Stille.

Tangotan im Volkshausvolk

GotanProject.JPGJetzt ist’s klar: Gotan Project spielen im Haus des Volkes. Zwar erst am 22. November aber immerhin. Wer nicht nach Montreux kann/will/darf, soll sich noch bis zum nächsten Winter gedulden. Dann wenn’s warm und kuschelig wird, kommen sie und halten uns schön warm.

Dreieinhalbbisvierminutensongs

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Einst spielte Adem Ilhan mit Kieran Hebden in einer „Zwei-Mann-Post-Rock-Gruppe“ (Rolling Stone) namens Fridge. Sowohl Adem als auch Hebden wollten aber schon immer gerne etwas alleine machen. Der Erfolg meinte es schliesslich besser mit Hebden, der unter dem Namen Four Tet im „Underground-Laptop-Folk-Lager“ (nochmals RS) Erfolge feiern konnte. Adem hat nun sein zweites Soloalbum vorgelegt. Dass er damit erfolgreicher werden könnte als Hebden ist eher zweifelhaft, nicht zuletzt weil Adem, der aus London stammt, eine traurige Natur ist, die gerne experimentiert. So kommt es, dass sich auf „Love And Other Planets“ (Rough Trade/Phonag) herrlich traurige Dreieinhalbbisvierminutensongs versammeln, die nicht so richtig wissen, was sie zu tun haben. Dabei wäre Adem in der Lage, einfach gestrickte Jack-Johnson-Songs zu produzieren, um damit grössere Erfolge zu feiern als Hebden mit seinem Laptop-Folk. Aber er will und kann das nicht. Und das soll uns auch recht sein.

„Love And Other Planets“ kann problemlos so nebenbei aus der Anlage röcheln, ohne dass wir auch nur einen Funken Emotion verspüren können, ab und an wird’s etwas lauter, es gesellen sich Glockentöne oder ein Adem-Chor dazu. Mehr geschieht nicht. Wer sich jedoch öffnet oder sonst irgendwie plötzlich gefühlsanfällig wird und sich im richtigen Moment dem Album widmet, kommt kaum ungeschoren davon. Denn Adem hat etwas, dass den anfälligen Zuhörer sofort in seinen Bann zeihen kann. Etwas tief Sympathisches. Und auf seiner Website erklärt er, worum es auf „Love And Other Planets“ eigentlich geht: „It’s about space. And cosmic things. And people“. Ironiker, der.

Wilde Kreuzungen

guillemots.jpgIn der Insel-Presse werden sie gefeiert, in den USA suchen sie auch schon den Anschluss und in Deutschland starten sie bald die ersten Konzerte. Auf einer amerikanischen Musikwebsite heisst es pragmatisch: „If Coldplay’s Chris Martin fronted Animal Collective, it might sound like Guillemots“. Aber ich wurde zu spät geboren, um heute alles gut zu finden, was „ebenso gut 1982 hätte erscheinen können“ (Weltwoche). Guillemots‘ „From The Cliffs“ ist weder zugänglich noch abstossend. Sie kreuzen ein schales Schlagzeug mit pseudopädagogischen Texten, unterstreichende Keyboard-Böden mit wildem (Sopran-)Saxophon. Mir fehlen leider die Referenzen zur Referenzzeit, ich kann aber mit gutem Gewissen sagen, dass die CD Glückshormone ausschütten kann, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt eingeworfen wird.