78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Alle 83 Artikel von Gregor Frei

Mokobé: Herkunft verpflichtet

1259326397_m.jpgGäbe es die Farbe Grau noch nicht, sie wäre heute erfunden worden. Um gegen anbahnende Depressionen vorzubeugen, will ich euch deshalb rechtzeitig aushelfen: Mit Musik von Mokobé – Und schon ist der Himmel nicht mehr grau, sondern rot-gelb-grün… Zouk zouk!
Der französische Rapper mit malischen Wurzeln vertritt mit 113 (Mafia K’1 Fry) eine Roots-verpflichtete Vision von Hip Hop. Sein heiss erwartetes Solo-Album „Mon Afrique“ (SonyBMG) droppt er am 8. Juni, wird mich den ganzen Sommer lang begleiten und verspricht ein kleines Nirwana von urbaner Multikulti-Musik. Zumindest wenn man der Featuring-Liste vertraut: Youssou N’Dour, Salif Keita, Manu Chau, Tiken Jah Fakoly, ja, sogar die Streithähne Booba und Diam’s werden auf ein und demselbem Album anzutreffen sein. Wer spricht da von Grau?

Kamini aus Marly-Gomont ist weiss

Kamini, der französische Anti-Gangsterrapper, schlägt erneut zu. Der Provinzmusiker unterscheidet sich von unserem Kutti MC eigentlich nur in einem: Er kann rappen. Das Album „Psychostar World“ (SonyBMG) ist seit gestern draussen.

[flash] http://www.youtube.com/watch?v=6gV5rsO2u_o [/flash]

The Fugees endgültig tot

thefugees.jpgDie erfolgreichste Hip Hop Band aller Zeiten scheint definitiv der Vergangenheit anzugehören. In einem Interview mit SOHH.com erklärt Prakazrel Michel die Fugees Reunion für „straight dead“. Nach unverhofften Weihnachten vor nicht ganz zwei Jahren, als die Reunion-Single „Take It Easy“ erschien, entspricht diese Aussage einem Neujahrskater ohne vorangehende Silvesterparty. Seit 1996 und „The Score“ haben Pras, Wyclef und Lauryn nichts Gemeinsames mehr veröffentlicht.
Ms. Hill kündigt dafür ein Solo-Comeback an. Der erste Song ist hier zu hören.

Berner Rapper rappen am besten

bern.jpgGestern ging das alljährliche HipHop im Fluss Battle über die Bühne: 16 MCs aus der ganzen Schweiz zogen in den Ring, um sich in verbalen Mann-gegen-Mann-Kämpfen gegenseitig über den Tisch zu ziehen. Gewonnen hat die Schlacht der scheinbar Schüchternste unter allen, ein MC namens MQ. Was aber viel interessanter ist: Alle drei Berner (MQ, Manekan, Vitus) und der einzige Solothurner (Rüfe) erreichten die Halbfinals, während es jegliche Rap-Prinzen westlich der Aare bereits in den ersten beiden Runden wegspülte.

Was wir daraus lernen: Die Berner sind nicht nur die beliebtesten Rocker, sondern auch die besten Rapper.

Der gestrige Abend im Dachstock unterstreicht diese These schon fast wissenschaftlich: Praktisch alle Gewinner der Zentral- und Ostschweizer Battles waren am Start, vorgegebene Themen verhinderten auswendig gelerntes Reimen, die Jury bestand aus drei Nicht-Bernern. Er hat seine Erben gefunden.

Ras Kass oder der Schatten der Musikindustrie

raskass.jpgEr schloss mit 14 Jahren die High School ab, gilt als einer der belesensten US-Rapper und ist wohl der Artist mit der grössten Featuring-Erfahrung überhaupt. Warum? Weil seine eigene Plattenfirma es nicht für nötig hält, Solo-Alben von Ras Kass zu releasen.

1996 unterschrieb der damals 24-jährige John Austin beim Label Priority Records, das im gleichen Jahr „Soul & Ice“ veröffentlichte. Zwei Jahre später erschien „Rasassination“, ein kleiner Klassiker. Dann wurde Priority Records von Capitol aufgekauft. Diese hielten den Vertrag mit dem Westküstenrapper aufrecht, veröffentlichen aber nun seit neun Jahren keine einzige Platte. Dabei ist Ras einer der Produktivsten: In den neun Jahren hat er drei Werke produziert ohne sie zu veröffentlichen, daneben etwa fünf Streetalben über Indie-Vertriebe rausgebracht. Auf ein Capitol Release wartet man weiterhin vergeblich.

Warum? Nobody knows. In einem offenen Brief hat Ras Kass Capitol aufgefordert, den Vertragspflichten endlich nachzukommen. Bis jetzt erfolglos. Vielleicht ist Ras zu kontrovers, zu ungewöhnlich oder zu störend für die schöne Pimp-Welt. Wer will, kann in einer Online Petition Druck auf Capitol ausüben. Oder wenigstens ein bisschen dran glauben.

Auf in die Arena, Könige!

royal1.jpg

In Cali Nights we gonna Jump Around – spätestens bei Worst Comes To Worst wird es Hammerhart! – Heute ist was passiert.

EKR schafft hert füre Chole

E.K.R. & Fabienne Louves. Die beiden haben sich gefunden. Nur für einen Song zwar, aber das ist schlimm genug. Kaum ein Head, der sich nicht fragt, was Eki dazu bewegt hat, dem Musicstar Königshilfe zu leisten. Ich persönlich kenne drei Varianten:

Eki1) E.K.R. war spitz auf Fabi.
2) E.K.R. macht sich im Song lustig über Fabi.
3) E.K.R. bekam einen Riesenhaufen Cash von SonyBMG.

Variante 1 fällt aus Geschmacks- und Ehe-Gründen weg.

Variante 2 wäre meine Traumvariante, ist aber angesichts der Kontrolle durch die Plattenfirma unrealistisch.

Wer sich hier den Song anhört, wird mit mir einig sein, dass es definitiv Variante 3 war, die Herrn Bollinger zur unseligen Zusammenarbeit mit Fabienne Louves bewog. Obwohl: Irgendwie macht sich der Strassenkönig ja doch ein bisschen lustig über das Flimmerkistenprodukt. Ich jedenfalls sehe das so. Besser gesagt: Ich rede es mir ein.

Falls nun jemand im Kommentar vermerken will „E.K.R. macht sowieso nur noch Schwachsinn…“ – hört euch hier „100 Bars“ an.

(via Aightgenossen)

Der Guru kommt wieder

GuruDer Guru des guten Geschmacks kündigt wieder mal Grosses an. Nach drei kultbehafteten „Jazzmatazz“-Alben soll anfangs Juni das vierte folgen, mit dem der Gangstarr Hip Hop nicht nur mit Jazz verschmelzen will, sondern auch mit Funk, Soul und Rock. Das mit Solar eingespielte „Guru’s Jazzmatazz Vol. 4: Back To The Future“ wird über das eigene Label 7 Grand Records erscheinen und wie immer eine Deluxe-Auswahl von wurzelverbundener Innovation beinhalten. Einen Vorgeschmack gibt es hier.

?uestlove, der Drogendealer

questlove.jpgDass Roots-Drummer ?uestlove ein Mensch mit göttlichen Fähigkeiten ist, hat er schon vielfach bewiesen. Nicht allen ist das ganz geheuer. Die Flughafen-Polizei von Buffalo vermutete illegale Einflüsse und schaltete kurzerhand die Drogendbehörde ein, um Questlove zu verhören. Was sollte ein Schwarzer mit einem Haufen internationalem Geld sonst sein, wenn nicht Drogendealer? Richtig, Rapper.

Also durchsuchte die Polizei die vielen Hip-Hop-Magazine, die sie in des Drummers Taschen vorfanden:
„Where are you in this magazine? Huh? You said you were in a rap group. Huh? How can a rapper not be in a rap magazine? Is your rap different than regular rap? (Pulls the Rolling Stone and spin out) Are you in here then?“…

Also, meine lieben Musiker. Jetzt wisst ihr, warum Medienpräsenz so wichtig ist. Es kann jeden treffen. Hier nachzulesen.

Und plötzlich gehen alle wählen

carte_electorale.gifFrankreich hat gewählt. Und wie: Rund 86% aller Wahlberechtigten strömten an die Urne, glatte 15% mehr als bei den letzten Wahlen. Der Effekt dieses rekordverdächtigen Wähleranstiegs: Le Pen ist draussen. Die französische Rap-Szene hat den Rechtsextremisten ausgeschaltet. Ouais, ouais, mon frère, so ist es!

„Tous dans les urnes, rien dans les burnes“, kommentierte Shurik’n die Wahlen 2002, als Le Pen die Stichwahl erreichte. Das Schockresultat hat die Hip-Hop-Vertreter wachgerüttelt: Diam’s und Akhenaton legten ihren Alben schriftliche Wahlanleitungen bei, Joeystarr rief die Jugendlichen auf, an die Urne zu gehen, verschiedenste Crews formierten sich in Video-Kampagnen und Wahl-Motivations-Tourneen. Die Bemühungen haben nun Früchte getragen: In Clichy-sous-Bois z.B., dem Ursprungsort der landesweiten Krawallen im Herbst ’05, ist die Wahlbeteiligung erheblich gestiegen, wie Tages-Anzeiger Online vermeldet: „Alle Jugendlichen aus den Vorstädten wählen heute, das ist der Wahnsinn“, erfreuen sich Beobachter.

Der einzige, der klar für einen Kandidaten Stellung bezieht, ist übrigens Doc Gyneco. Er setzt sich weiterhin für Sarkozy ein. Mal sehen, ob sein Einfluss ausreicht, damit die Banlieue-Jugend „Sarko“ verzeiht, dass er sie als „Abschaum“ betitelte. Am 8. Mai wissen wir mehr.