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Alle 145 Artikel von 78s Redaktion

Daze Tourtagebuch: Aufwärm-Gig für die Tour

Freitag. Heute ist also die erste Show der Tour. Der Ort, wo wir auftreten werden ist ziemlich cool. Wir waren schon mal da und haben einen Blick reingeworfen. Das ist so eine Art alternative Mediothek, wo man allerlei Bücher, Zeitschriften, Magazine, Filme und anderes Zeugs lesen oder ausleihen kann. Man findet dort viele regierungskritische Medien und es ist einer der wenigen Orte, wo sich die Amerikaner mit wirklichen Facts informieren können – die Massenmedien sind voll von billiger Propaganda. Leider ist diese Woche  „Dead Week“ in der Studentenstadt Gainesville, weil Semesterferien sind, weshalb die Show leider auch nicht ausverkauft ist, wie wir es uns erhofft haben. Egal. Wir sind froh, nach der Studioarbeit endlich wiedermal live vor Publikum auftreten zu können. Den Leuten gefällt’s – vor allem, als Mathis unseren Song „Fuckhole“ dem amerikanischen Presidenten G.W.Bush widmet!

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Endlich haben wir auch die Guys von unserer Support-Band The Illustrated getroffen. Sie sind sehr nett und hilfsbereit. Sie lassen uns auf der ganzen Tour ihre Amps und ihr Drum benützen, was uns sehr entgegen kommt. Ihr Sound ist schwierig zu beschreiben – ziemlich wirr und schräg, aber irgendwie cool. Das schrägste an der Show war jedoch nicht der Sound von Illustrated, sondern die komischen amerikanischen Gesetze. Trinken darf man nur im Club drinnen, rauchen darf man nur ausserhalb des Clubs – beides gleichzeitig ist also praktisch unmöglich. Wir haben jedoch eine Möglichkeit gefunden, dieses Gesetz zu umgehen, indem wir einfach einige Propaganda-Blätter, die dort rumlagen, um die Bierflaschen drum gewickelt hatten. Wenn man die Alkoholflaschen nämlich in irgendwas einpackt, dann darf man sie auch nach draussen nehmen. Ziemlich dämlich, aber was solls. Morgen geht die Tour dann richtig los – dann machen wir uns auf den Weg nach Atlanta! Gruss und bis bald, Peter

Daze Tourtagebuch: Das Album ist im Kasten

Donnerstag. Heute waren wir produktiv. Das Album ist im Kasten und geiler als alles zuvor. Laut und klar. Catchy. Damit werden wir in Europa auf Labelsuche gehen. Doch das kommt später. An die Hitze haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Sie vermittelt ein Gefühl von Ferien. Um 10 Uhr Morgens trafen wir im Studio ein, um das Album abzumischen. Die Arbeiten dauerten bis neun Uhr Abends, alle waren ziemlich entnervt am Ende, doch es hat sich gelohnt. Folgende 10 Stücke haben wir aufgenommen:

– Okypete
– No One Hanged
– Bad Weather Sculpture
– Mindgun
– I Don`t Know What I Want
– Zauber
– Shower Queen
– Gimme Some More
– Fuckhole
– Your Hit Is Shit

Morgen ist unser erster „Day off“, am Abend findet das erste Konzert der Tour statt. Wir sind sehr gespannt auf die Reaktionen! Daze live im Civic Media Center, ein alternativer Treffpunkt und Recordstore. Seid gegrüsst ihr alle! Mathis

78s-Motel: Rolf Schlup über Nachwuchsförderung

Statistisch gesehen wird der Mensch immer älter. Und weil Künstler ja bekanntlich auch nur Menschen sind, können wir heute vor allem diejenigen auf den breiten Bühnen bewundern, die schon vor Jahren und Jahrzehnten da vorne gestanden und gesungen haben. Arrangements und Gesichter wurden zwar in vielen Fällen mehr oder weniger sanft renoviert – Hits und Menschen stammen aber fast ausnahmslos aus den 80er-, 70er oder gar 60er-Jahren. Jungblut ist wenig zu finden. Selbst Madonna könnte meine Schwester sein und bei Robbie und Kylie bin ich mir schon nicht mehr ganz sicher, was sie 2015 tun. Zukunftssicherer Künstlernachwuchs scheint also Mangelware. Doch für einmal ist nicht die Statistik schuld.

Die Musikindustrie behauptet ja noch immer, dass sich das musikalische Konsumentenverhalten Anfang der 90er-Jahre von heute auf morgen schlagartig geändert hätte und man mit Retortenbands und Schnellschuss-Talenten nur auf die Wünsche der Käufer reagiert hätte. Bullshit! Oder hat irgendjemand mal von Demonstrationen von Musik-Fans gehört, an denen statt glaubwürdiger Künstler nur noch profillose und austauschbare Interpreten mit einer künstlerischen Lebenserwartung von maximal 18 Monaten gefordert wurden? Leute, dass mit den MP3s hätte man ahnen können

Glücklicherweise haben viele Musiker einen harten Kopf – vor allem wenn’s um Musik geht. Und darum sind nicht zuletzt in der Schweiz zahlreiche Revoluzzer zu beobachten, die sich „die alte Schule“ zum Vorbild nehmen. Mit viel Talent, Fleiss und Ausdauer touren sie landauf landab, schreiben Songs, die aus dem Bauch und nicht aus der Mikrowelle kommen und träumen nicht davon, morgen auf irgendeiner Titelseite und übermorgen nirgends mehr zu sein. Ihnen ist zu wünschen, dass ihnen dasselbe passiert, wie den Jungrockern von gestern, die heute Legenden sind: Eine Mannschaft, die sie in ihrem Sinne unterstützt und eine Industrie, die sie fördert und publik macht. Das Publikum braucht man Ihnen nicht zu wünschen – es wartet schon.

> Rolf Schlup ist einer der erfahrensten Musikpromoter der Schweiz und hat u.a. für Sony BMG gearbeitet. Seit April dieses Jahres ist er als „das office.ch – Promotion und mehr“ gemeinsam mit Claudia Boggio und Nick Heizmann in Sachen Musik unterwegs.

Illustration: Sarah Von Blumenthal

Daze Tourtagebuch: Salat statt Burger

Es ist bereits Mittwoch, die Zeit vergeht schnell. Wir haben uns schon relativ gut aklimatisieren können. Vieles ist allerdings noch gewöhnungsbedürftig. Die Leute hier sind zwar alle ausserordentlich nett und freundlich, doch oft auch sehr undurchschaubar und ziemlich anstrengend. Die Arbeit mit Rob macht auf jeden Fall nach wie vor sehr viel Spass. Er weiss, wie wir uns unseren Sound vorstellen und ausserdem ist er extrem sympathisch und zuvorkommend.

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Was wir von Gainesville halten sollen, wissen wir noch nicht so genau. Die Stadt wirkt ziemlich öde und langweilig. Die Strassen und Häuser sehen alle genau gleich aus und ausser Dutzenden von Fast-Food-Restaurants, Tankstellen und Motels, gibt es hier nicht besonders viel zu sehen. Aber wir sind ja schliesslich auch nicht als Touristen hergekommen, sondern um zu arbeiten. Eine Stadt wie New York oder ein schöner Palmenstrand würde uns wahrscheinlich eh nur ablenken.

Ansonsten gibt’s noch nicht allzu viele spektakuläre Stories zu erzählen. Wir haben einen XXXL-HipHop-Gangsta-Truck als Tourbus. Wir übernachten zu sechst in einem Hotelzimmer, welches nur zwei Betten hat. Wir trinken jeden Morgen „America’s Best Coffee“ und wir sind die Einzigen, die in einen amerikanischen Supermakt gehen und uns dort mit Salat und Früchten eindecken. Chuck von Livid Records (Bild) liess sich überreden, Salat anstatt Burger zu essen – und wir glauben es hat ihm sogar geschmeckt. Am Abend waren wir dann zum ersten Mal an einem Konzert. Das hat sich jedoch nicht wirklich gelohnt. Wir hoffen, dass wir auf unserer Tour noch bessere Bands sehen werden. So far, so good… Take care, Peter.

Daze Tourtagebuch: Aklimatisieren in Gainesville,Florida

Wir sind gut in Gainesville angekommen. Gestern (Dienstag) war der erste Aufnahmetag mit dem bereits im ersten Tagebuch-Eintrag erwähnten Produzenten Robert Mc Gregor, der es aber definitiv verdient hat, noch tausend mal erwähnt zu werden. Ein sehr angenehmer Typ. Um ihn herum eine sehr nette Truppe von Leuten, die alle das selbe Ziel haben: eine gute Zeit zu verbringen und möglichst guten Sound zu produzieren. Das Album wird geil. Ein echter Fortschritt, weils das erste, komplett im Studio aufgenommene Daze-Album ist. Die Aufnahmekosten sind auch nicht zu vergleichen mit der Schweiz. Sogar mit Hotels und Flug kommen wir da noch recht gut weg.

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Robert weiss wie wir klingen wollen, und das ist gut so. Das Studio befindet sich in einem ganz normalen Haus in Gainesville. Robert hat eine Katze, was es hier noch gemütlicher macht. Gestern wurden vor allem Einstellungen vorgenommen aber dennoch haben wir es tatsächlich geschafft, schon gut die Hälfte des Albums aufzunehmen, wodurch wir Zeit und Raum gewonnen haben, um neue Ideen zu entwickeln. Das Essen hier ist wie erwartet fettig und fastfoodorientiert. Zum Fruehstueck Wurst, Eier und Speck. Ein anderes Thema das unbedingt angeprochen werden muss ist die Hitze. Überall gibt es Klimaanlagen, welche einen in die Eiszeit befördern und wenn man sich danach ins Freie wagt, trifft einen fast der Schlag. Grausam heiss hier. Ebenso gewöhnungsbeduerftig wie die Einwohner, welche sehr freundlich und sehr redsam sind. Jeder merkt auf Anhieb, dass wir keine Amis sind, jeder vermutet, dass wir eine Band sind. Irgendwie gruselig, aber auch cool. Morgen wird weiter aufgenommen, Peter wird euch davon berichten. Cheers an euch alle. Mathis

NEU! Daze-Tourtagebuch: CH-Indieband erobert die USA

Endlich ist es so weit. Heute reisen wir vier von Daze (Mathis, Moritz, Andreas und Peter) zusammen mit Zoppi von Mellow Die in die USA. Dort erwarten uns Aufnahmen mit dem Produzenten Robert McGregor (Against me!, Hot water music, Less than Jake) in Gainesville Florida. Dafür sorgt das Indie-Label Livid Records aus Miami, Florida, bei dem wir seit der letzten Platte „Slow Down To Speed Up“ unter Vertrag stehen. Anschliessend begeben wir uns auf eine East-Coast-Tournee, um danach mit neuen Aufnahmen zurück zu kehren. Unter anderen sind Konzerte in Miami, New York und Washington D.C. geplant.

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Nachdem wir gestern die bevorstehende Tour in der Roten Fabrik gebührend gefeiert haben, liegen nun 10 ½ Stunden Flug und mindestens drei Stunden Körpervisitationen durch amerikanische Polizisten vor uns. Danach geht’s im viel zu kleinen Van, welcher von Chuck von Livid Records gefahren wird, weiter – fünf Stunden Fahrt nach Gainesville. Dort befindet sich das Studio und unser Fleabaghotel mit drei Betten für sechs Personen… Wir freuen uns auf schwaches amerikanisches Bier, eine gnadenlose Staatsmacht und natürlich nicht zuletzt, auf unseren verehrten George W. Bush.

Auf 78s könnt ihr in den nächsten Wochen unsere Invasion Amerikas live miterleben! Noch wenige Stunden und Daze sind international, weltweit sozusagen. Huh, haben wir uns nicht träumen lassen, als wir angefangen haben. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.

78s-Motel: Dennis Busch – Indieaner der ersten Stunde

Mit Salbei-Tee und Halsschmerzen fühle ich mich mit meinen 30 Jahren schon ziemlich alt heute. Vielleicht reserviere ich mir am Openair St. Gallen doch noch ein Hotel Zimmer. Im Hintergrund singen die Smiths „Panic on the Streets of London“. Mmmh, schon lang nicht mehr gehört. Apropos Panic: „Panic at the Disco“ überkommt mich regelmässig. Tanzen mit gleichaltrigen scheint mir schwierig geworden zu sein.

Aber tanzen tu ich und das wirklich gern. Für Gespräche sind die Bars da, in den Clubs muss ich mich bewegen. Ist wohl schon des öftern passiert, dass ich jemanden mitten im Gespräch stehen gelassen habe, weil gerade ein Hit zum Tanzen aufforderte. Sorry for that. Ich gebs zu: Elektro ist weniger mein Ding als Indie. Aber muss die Indie Szene so jung sein oder bin ich einfach schon zu lang dabei und sollte schleunigst meine Lederjacke gegen ein Schatzalp-Ticket für Elektro Idylle tauschen?

Meine Indie-Phase begann mit „Bittersweet Symphony“ und hält erstaunlicherweise bis heute an. Hab schon einiges durchgemacht, von 70s, 80s, über Hard Rock, NDW, bis zu hin zu Disco & Funk. Fallera, kann ich da nur sagen. Ein paar Jahre lang legte ich mit meinem besten Freund 60s-90s Hits auf und verdiente nicht schlecht Geld dabei. Aber glaubt mir: Ich kann nicht nachvollziehen wie Vitamin S YMCA ohne Ohrenstöpsel erträgt. Und noch weniger, dass es noch immer Leute gibt, die dazu tanzen können.

Indie ist geblieben, aber die Zeiten haben sich geändert. Wir werden vernünftiger. Ach wie vermisse ich die Gebrüder D’Aulerio, die regelmässig meine Couch im Seefeld besetzten, den Laundry Day und die verkaterten Donnerstage – das waren noch Zeiten. Ein Hoch auf das LUV!

23 Uhr, ich fühle mich müde und schwach. Im Badezimmerspiegel betrachte ich meine grauen Haare. Freue mich aufs Schlafen. Ich bin mir sicher, dass der Salbei-Tee seine Wirkung zeigen wird und ich mich Morgen um Jahre jünger fühlen werde. Ich leg mich aufs Bett, schmeiss meinen Lieblings-Hit „Finally“ von „The Frames“ rein und warte auf den Schlaf. Endlich.

Dennis Busch organisiert die Tea Time-Partys und hat vor kurzem die Website indie.ch lanciert.

Illustration: Sarah Von Blumenthal

Tourtagebuch Knackeboul: Die spinnen, die Amis!

Kaum jemand ist so lange im HipHop-Bizz mit dabei, wie die Jungs von De La Soul, die sich schon vor zwei Jahrzehnten ans Mikrophon schmissen und etwas anderes boten, als das grassierende Gangstergetue in der Szene. Und ehrlich gesagt merkt man den Herren das viele Touren, das lauwarmen-Cognac-Schlürfen und das Gras-aus-allen-Herren-Ländern-Rauchen auch etwas an. Obwohl De La Soul unter Veranstaltern nicht als besonders komplizierter HipHop-Act gelten, sind sie nicht gerade pflegeleicht. So ist ihr Catering-Rider drei Seiten lang und der lauwarme Cognac ist nur einer ihrer etwas ausgefallen Wünsche.

Die Monsieurs reisen mit einem riesigen Nightliner mit Schottischem Fahrer durch Europa, übernachten im Luxushotel und speisen im teuren Restaurant. Da haben wir sie übrigens das erste Mal getroffen, nachdem Hänsu und ich als abgespeckte Knackeboul-Crew in Chur von einer liebenswürdigen, De La Soul geprüften Bandbetreuerin zum Essen chauffiert wurden. Die Amis ignorierten uns und ich träumte davon, wie ich in zehn Jahren auf Amerika-Tour gehe, die Einheimischen dort auf Schweizerdeutsch herumkomandiere, meinen Mischer zehn Stunden vor Konzert ins Baseball-Stadion zum Monitor-Check schicke und mich beschwere, wenn es statt Fondue Raclette zu Essen gibt.

Hänsu und ich rockten dann in Chur zusammen mit „Gudrun“, unserem Loopgerät, das Palazzo mit einer improvisierten Beatbox- und Freestyleshow. Die Leute, die Veranstalter und der Clubbesitzer waren dufte. Tags darauf im Bierhübeli. Volles Haus, komplette Knack-Crew und das ganze Programm. Ist schon Ironie des Schicksals: Erst träume ich jahrelang von einem Gig im Hübeli und dann spiele ich da gleich zweimal dicht hintereinander vor vollem Haus. Das alles ist wie ein schöner Traum. Ein Traum, der ohne viel Herzblut, etwas Grössenwahn, niedrigen Gagen-Ansprüchen und vielen lieben Leuten nicht viel mehr als Fantasie wäre. Aber es ist die Realität. Ich bleibe dran und am Boden.

78s-Motel: Michel Mettler – 40 und ein bisschen leise

STELL ENDLICH DIESEN LÄRM AB – wer kennt den Satz nicht von früher her, aus dem Mund einer besorgten Mutter, die um die Hirnmasse ihres headbangenden Sprösslings bangt? Dass der gleich noch etwas aufdreht, ist Ehrensache. Aber Hand aufs Ohr, Freund um die 40: Wie hältst du’s heute mit der Lautstärke?

Die einen haben damals ein Ausrufezeichen hinter das Wort Lärm gesetzt: „Ist Intensität, ist unser Leben, ihr Leisetreter!“ Die andern, zu denen ich zähle, haben widersprochen: „Wer das Lärm nennt, hat kein Ohr und keine Ahnung von Kunst.“ Mit dieser Strategie bin ich nicht weit gekommen bei meinen Erziehungsbevollmächtigten. Immerhin habe ich sie dazu gebracht, einzuräumen, das sei organisierter Lärm. Wie grossmütig!

Doch die Lebensjahre, muss ich zugeben, haben auch mich leiser gemacht. Oft stelle ich fest, wie ich, statt andere zu stören, mich beim Erlauschen feiner Details stören lasse. Immer öfter möchte ich vom Schreibtisch weg auf die Strasse rennen und jetzt, zwanzig Jahre später, selbst jene Forderung rausbrüllen: Stellt endlich diesen Lärm ab! Weil niemand zuhören würde, lasse ich’s bleiben und merke schon bald, dass ich intuitiv Gegenlärm produziere. Für Momente soll ein Lärm den andern erträglich machen. Vielleicht gelingt es mir, ein Reservat der Stille zu errichten, an dessen äusserer Umfriedung der Lärm vorbeitobt, für kurze Zeit meinetwegen…

Doch die Unterscheidung zwischen Lärm und Musik ist nur eine blauäugige Übereinkunft zwischen friedliebenden Menschen. Würde dieser Friede einmal aufgekündigt, käme zum Vorschein, wie unhaltbar jene Definitionsgrenze ist, die durch die Geräuschwelt verlaufen soll, eine Seite zu Musik, die andere zu Lärm erklärend. Wir haben uns geeinigt, da nicht allzu scharf hinzuhören – und so lassen wir Lärm Lärm sein, damit Musik Musik bleiben darf. Nun denn, Gehörschutz runter! Aber was zum Teufel ist das schon wieder für ein Garten­gerät, mit dem mein Nachbar am Zaun ein exzessives Solo spielt?

Michel Mettlers Romandebut „Die Spange“ ist bei Suhrkamp erschienen. Lesen!

(Illustration: Sarah Von Blumenthal)

78s-Motel: Clau Dermont über Musica dal Grischun

Gust è gust – quai san tuts. Ch’il Grischun porscha blers gusts, è era cler. En il Grischun è oravant tut la cultura da cors derasada. Oravant tut tar ils giuvenils han auters stils da musica chattá la via enfin il Grischun.

Els davos onns è la cuntrada musicala dal Grischun vegnida pli vasta. Fitg enconuschent è il hip hop Grischun, ch’entschaiva tar Sektion Kuchikästli, va sur Breitbild e Gimma e finescha tar las Liricas Analas, l’emprima furmaziun rumantscha da hip hop. Dentant era auters stils da musica èn enconuschents sur il cunfin ora: Mario Pacchioli ha chantá sasez cun sias balladas en ils cors da las mammas Svizras, ils Skywards han schizunt gudagná il MyCokeMusic-Songcontest.

Dentant tut quai na fa betg plaschair vairamain a mai. Pitschnas bands, pli pac enconuschentas, èn las bands che plain a mai. The Pets, Helicobakter, Unused Pawnshop, The Pansonic Airports, The Happy Space Hippies, Projekt 12á30 ni era The Capoonz, mo per numnar insaquantas. Quellas sco era autras bands han adina puspè la pussibilitá da concertar el Grischun. Dentant èn las bands rumantschas tranter quell’elecziun plitost scart…

Sper paucas bands grischunas „bunas“ vegn la musica il bler importá ord auters lieus en il chantun Grischun. Saybia (DK), Click Click Decker (D), Masters of Disguise (GB), My Name is George (ZH), Asleep (ZH), Heidi Happy (LU) ed era auters visitan il chantun Grischun e fan plaschair a cors musicals che na lessan betg tadlar mo il mainstream grischun. Adina puspè chattan ils Grischuns bunas bands. Da recumandar èsegiramain dad adina puspè consultar il program da l’ustaria „Werkstatt“. Jau sper, che nus vegnin era els proxims onns visitads stediamain da bunas bands, per che era nus avain insatge da tadlar e na stuain betg emigrar or da noss bel chantun.

Illustration: Sarah von Blumenthal