78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Suchresultate für philippe

78s Motel: Philippe Amrein 70’000 Zigaretten später

Die ganze Nacht über hatte es geschneit. Knietiefer Schnee bedeckte die Strassen der Stadt, als ich mir draussen in der Einöde von Zürich-Wipkingen tapfer meinen Weg zur Bushaltestelle bahnte, um die letzten Details eines Projekts zu klären, das eigentlich nur Vollbekloppte in Angriff nehmen können: den Neustart der Musikzeitung «Loop», die in ihrem ersten Betriebsjahr grandios gescheitert war, was man aus heutiger Sicht wohl als Grounding bezeichnen würde – diesen Begriff überliessen wir freilich in weiser Voraussicht der Swissair, die ihn dann ein paar Jahre später mit Nachdruck prägte.

Februar 1999: Auf den Plattenspielern drehten sich die epochalen Werke «I See a Darkness» (Bonnie ‚Prince‘ Billy) und «Knock Knock» (Smog), und in einem backofengrossen Büro an der Langstrasse machten wir uns ans Werk, bastelten ein aufgefrischtes Layout zusammen und hauten in einem wahren Kraftakt die erste «Loop»-Ausgabe nach neuer Zeitrechnung (die elfte insgesamt) raus. «We hit the ground running», um es mit den gesungenen Worten von Bill «Smog» Callahan zu formulieren, und wenn man gleich mit satter Beschleunigung auf dem Boden der Realität auftritt, läuft man einfach immer weiter – bis heute. Man mag das stur nennen, unbeirrbar oder schlicht «dedicated», um eine etwas nettere Vokabel zu bemühen.

Dezember 2007: 70’000 Zigaretten später sitze ich vor einem schwach erleuchteten Bildschirm am anderen Ende der Stadt. Wohnorte, Arbeitswege und sogar die Büroadresse haben sich im Verlauf der Jahre verschoben, doch eine Konstante ist geblieben: «Loop», dessen 100. Ausgabe druckfrisch neben der Tastatur liegt und Zeugnis davon ablegt, dass es irgendwie immer geht – weil es nun mal gehen muss. Da ist sie wieder, diese Sturheit, die mich jahrelang fluchend und improvisierend von Ausgabe zu Ausgabe getrieben hat. Nach langen Jahren der Entbehrung, der Selbstausbeutung, -behauptung, -verarsche, -verherrlichung und -zerstörung, die das kleinbetriebliche Zeitungsmachergeschäft so mit sich bringt, werfe ich einen wehmütigen Blick zurück, der an einzelnen Erinnerungen hängen bleibt. Erinnerungen an eine Zeit, als sich der digitale Briefverkehr allmählich durchzusetzen begann. Als man noch stapelweise CD-Covers einscannen musste. Als die Plattenindustrie ihrem Namen noch gerecht wurde. Als der jugendliche Enthusiasmus allmählich verwehte, um dann doch immer wieder zurückzukehren. Denn wenn man erst einmal damit begonnen hat, seine Leidenschaft für Musik in Worte zu fassen, gibt es kein Entrinnen mehr.

Nun, heutzutage würde ich wohl ebenfalls einen Blog wie 78s.ch führen, würde liebevoll gestaltete Videointerviews hochladen und voller Elan das musikalische Tagesgeschehen kommentieren. Doch mitterweile bin ich zu alt, um noch jung sterben zu können, also halte ich mich ans bedruckte Zeitungspapier, das allmählich zwischen meinen Fingern vergilbt. Bis meine Hände kalt und tot sind. Aberschosicher!

Aus Anlass des zehnjährigen «Loop»-Jubiläums spielt das famose Hamburger Trio Hoo Doo Girl ein grosses Konzert: Freitag, 14.12., 20.20 Uhr, El Lokal, Zürich

Philippe Amrein (31) ist Chefredaktor der Musikzeitung «Loop» in Zürich. Nebenberuflich ist er unter dem Kampfnamen Phil Duke auch als singender Songschreiber unterwegs.

> Illustration: Sarah von Blumenthal

78s Motel: 2.14 Sekunden Ruhm für Philippe

European Music- and Medianight, E-Werk, Berlin. Stellt Euch vor: Ich steig ausm Taxi, betrete den roten Teppich und schon geht das Blitzgewitter los. Die Fotografen, Kameramänner und Reporter der internationalen Presse sind in den Startlöchern. Ein raunen geht durch die Menge. Ich aufm Titelblatt der Gala. Geil, nicht?

Nach ca. 2.14 Sekunden rempelt mich ein Neandertaler mit schwarzem Anzug und nem Knopf im Ohr von hinten an. „Kannst de ma Platz machen?“. Da seh ich sie. Die Mangafigur in Fleisch und Blut. La Frisür. Der Mann, der wieder mal nen Börger schletzen sollte. Bill von Tokyo Hotel umzingelt von 5 Security Männern lächelt sympathisch und leicht unsicher in die Kameras. Na gut, denke ich mir und gehe weiter an die Bar. Auf der Bühne werden The Cinematics gerade von ner dunkelhäutigen Schönheit angesagt.“…the band told me to tell you, that they are the best band in the world…“. Jaja, und meine Mami ist Uschi Glas. Gott!

Mit nem Bier in der Hand quetsche ich mich wieder nach draussen. Unsere Agentin wartet schon und stellt uns diversen wahnsinnig hektischen Personen vor. Alle liegen sich in den Armen. Die ganze Industrie ist innig befreundet, gutaussehend und arbeitet perfekt zusammen. Man feiert sich ab und klopft sich gegenseitig auf die Schultern. Die Branche boomt!!! Da gibt’s Grund zum feiern…

Vielleicht liegt es an den Drogen, dass jedes Gespräch nicht länger als 78 Sekunden dauert aber fröhlich ist es allemal. Ich auf jeden Fall werde immer langsamer. Die Gratisgetränke zeigen ihre Wirkung. Malte zwinkert zu mir rüber und schreit überlaut: „Ich geh mal Sarah Connor klar machen“. „Find ich gut“, brülle ich zurück. „Bring mir doch auch gleich eine mit“. 30 Sekunden später steht er mit zwei Flaschen Bier da. Das nenn ich mal Kommunikation.

>>> Wenn Philippe Laffer nicht grad aufm roten Teppich in Berlin Sarah Connor klar macht leitet er das Alterna Recording Studios in Basel und musiziert bei Zhivago.

Illustration: Sarah von Blumenthal

Song des Tages: Yuri Landman Ensemble – That’s Right, Go Cats

In einem Workshop am diesjährigen B-Sides kann man unter Anleitung von Yuri Landman seine eigene Gitarre bauen. Und hier in die neuste Veröffentlichung des Experimentalmusikers reinhören. Lesen »

Music Alliance Pact #3/2012: 78s macht Castling Queen’s Side weltberühmt

36 Blogs aus aller Welt stellen ihre aktuellen Favoriten vor – alles kostenlos. 78s macht sechs Zürcher weltberühmt.
Lesen »

Obskuradio: Jo Lemaire + Flouze – Je Suis Venue Te Dire Que Je M’en Vais

Jo Lemaire + Flouze zeigen anhand des wohl bekanntesten Schlussmach-Songs wie eine Synthese aus Synthesizer und Gainsbourg klingen könnte. Lesen »

Song des Tages: Baschi – Neui Wält (We Love Machines Remix)

Baschi ist drauf und dran sich von Camenzind und SF loszureissen und kreiert sich seine eigene musikalische Identität- sini neui Wält halt. Beim nächsten Schritt in Richtung Emanzipation begleitet ihn das Berner Remix-Duo We Love Machines.
Lesen »

Konzertvorschau für nächste Woche

Nächste Woche in der Schweiz und im nahen Ausland: Gossip, Tortoise, Yo La Tengo, Tony Allen, Mediengruppe Telekommander und viele, viele mehr. Lesen »

Creaked-Jubiläums-Compilation: IDM de la Romandie (mit CD-Verlosung)

Ikarus Records haben es in der Deutschschweiz vorgemacht, nun kontert Creaked Records aus der Westschweiz mit einer 5-Jahres-Jubiläums-Compilation. Auch auf diesem Label-Sampler gibt es einiges zu entdecken. Lesen »

Liftmusik ohne Lift: 24 Hours – The Starck Mix

Was tun, wenn man dringend Lust auf Liftmusik hat, aber kein Lift in der Nähe ist? Lesen »

My Heart Belongs to Cecilia Winter: Die komplette „La Catrina-Session“

Die hoch gehandelte Züri-Indie-Band My Heart Belongs to Cecilia Winter war im April die Resident-Band im La Catrina und hat neue Songs vor Publikum getestet. 78s präsentiert die unveröffentlichten Song-Skizzen exklusiv als Stream. Lesen »