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Jennifer Castle: Pink City

Von    |   11. September 2014   |   0 Kommentare

Grosse Töne ganz leise. Aber Jennifer Castle betreibt kein Understatement – „Pink City“ lässt den Detektor für sensationelle Musik deutlich ausschlagen.

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Eine besonders helle Stimme erreicht die geneigte Hörerin dieser Tage aus Toronto. Jennifer Castle veröffentlicht mit „Pink City“ ihr zweites Album. Es ist kein reduziertes Folk-Album, welches sie damit vorlegt. Ihre ansprechenden Texte werden von Arrangements getragen, die aus der Feder von Owen Pallett stammen. Das Songwriting glänzt im Dreigestirn von Castles ungetrübter Stimme, den Texten und Palletts akkuraten Streicherakzenten. Wo Buffy Sainte-Marie ausschweifte, wo Joan Baez nur Dylan mit Stimme war und Joni Mitchell nicht mehr an ihren eigenen Erfolg heranreichte – da hinkt der Vergleich zu „Pink City“. Es sind die herausragenden Werke dieser Künstlerinnen, welche im Kern denselben Schatz einschlossen, wie ihn „Pink City“ hütet.

Castle schreibt Lieder von ausnehmender Eleganz. Sie schmeicheln sich ein mit unaufdringlicher Zuwendung und schwindelerregender Präsenz. Es sind zugleich Gesten der Selbstverständlichkeit, welche man der Protagonistin unter tausend speziellen Hinweisen verdanken möchte. Das Ätherische, welches sie mit „Broken Vase“ versprüht. Der Augenblick unversehrter Freiheit, welchen sie mit „Sailing Away“ davonträgt. Die elektrisierende Liaison von Stimme und Saxophon im Titeltrack und Closer des Albums. „Pink City“ wäre allerdings kein Werk dieser Ordnung, liessen sich solche Ideen verlustlos aus den Liedern gewinnen. Mit inwendigem Glanz und einfacher Erhabenheit sichert sich Jennifer Castle ein Maximum an Aufmerksamkeit für „Pink City“.

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