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2:1 für die Schweiz – auch am B-Sides

Von    |   19. Juni 2014   |   0 Kommentare

Das B-Sides ist gegessen und verdaut. Junge Schweizer Musiker liessen am Festival auf dem Krienser Sonnenberg die internationalen Grössen alt aussehen.

Ambiente_SilvioZeder

(Foto: Sivlio Zeder)

Gut gemundet hat sie, die 9. Ausgabe des B-Sides. Die Küche erstklassig wie gewohnt. Bekömmlich auch die Musik, obschon die üppige Vielfalt des musikalischen Menüs nicht leicht verdaulich war. Kraut und Rüben und wir mitten drin. Zwischen Hauptbühne und Zeltbühne hin und herpendelnd, an der Panoramabar Caipirinha schlürfend. Und zwischendurch hiess es immer mal wieder: Bohemians Welcome.

Vielleicht war es die richtige Entscheidung den Donnerstagabend mit dem brasilianischen Torreigen zu verbringen. Jene, die auf dem Sonnenberg waren, berichten, Caribou habe mit einer monumentalen Version von „Sun“ das Gewitter vertrieben, das am frühen Abend so erbarmungslos über das Gelände hergezogen war, dass Ingrid Lukas ohne Publikum dastanden, weil sich dieses ins Trockene flüchtete.

Buvette1_MichaelMatter(Buvette, Foto: Michael Matter)

Am Freitag liessen junge Schweizer Musiker die arrivierten Grössen aus Übersee alt aussehen. Pink Mountaintops läuteten den Abend mit gut abgehangenem Blues-Rock ein, bei dem man den Verdacht auf Zapfen nicht los wurde. Auch Portugal The Man und Fucked Up servierten keinen Grand Cru, sondern alten Wein in neuen Schläuchen. Deutlich prickelnder – aller 90er-Referenzen zum Trotz – die Tessiner Peter Kernel. Auf eine ganz andere Art erfrischend das jazzige Trio Heinz Herbert. Süffig auch Buvette mit seinen neuen, fast schon balearischen Songs.

Das exotischste Gericht des Abends tischte kurz nach Mitternacht The Paradise Bangkok Molam International Band auf. Mit seltsamen Instrumenten läuteten die Thailänder den weniger gitarrenlastigeren und tanzbareren letzten Tag ein. Gleich vier Drummer sorgten an diesem für den Auftakt auf der Hauptbühne: Das Sartorious Drum Ensemble, angeführt vom Singer-Songwriter Merz. Dicke Beats nach dem Eindunkeln auch bei Moskito, mit Steff La Cheffe im Publikum.

Skip n Die(Skip & Die, Foto: Silvio Zeder)

Weiterhüpfen darauf mit Skip & Die. Globalisierungs-Crossover, der selbst das verhaltene Innerschweizer Publikum enthemmte. Von den energetischen Holländern abgesehen konnten auch am Samstag die internationalen Grössen nicht überzeugen. Damien Jurado wirkte als Solo-Vorspeise auf der grossen Bühne deplaziert und die Wahl-Berliner von Fenster im urchigen Setting zu sophisticated. Bei Suuns wurde deutlich, dass sie wohl eben doch nicht die neuen Radiohead sind, sondern nur ein Abklatsch von Clinic.

So gaben einige dann doch lieber den Luzerner Nachwuchshoffnungen den Vorzug: Je nach Geschmack dem Twee-Pop von Land Covered With Briar, dem Post-Emo von Wavering Hands oder dem Dark-Wave von Evje. Zum Abschluss die schwierigste Entscheidung, weil unglücklichste Überschneidung: Zentralheizung of Death des Todes oder Group Rhoda? Während die Erfurter Bierkonsum ein letztes Mal ankurbelten, kreierte die One-Woman-Show aus LA mit Keyboard und Drum-Machine ein raffiniertes Dessert. Lecker.

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