Das Universum hört Fennesz
Von Ralph Hofbauer | 8. Mai 2014 | 0 Kommentare
Der abstrakteste aller Saitenhelden ist zurück: Nach sechs kollaborativen Jahren veröffentlicht Fennesz ein weiteres Soloalbum mit narkotischem Gitarrenlärm.
Ein Kreis schliesst sich. Mit „Endless Summer“ hat Christian Fennesz 2001 erstmals auf sich aufmerksam gemacht. Mit seinem vierten Solo-Album kehrt er nun zu Editions Mego zurück, jenem Wiener Label, auf dem bereits sein Debüt erschienen ist. Der Titel „Bécs“ steht im Ungarischen für Wien, wo das Album unter Beihilfe von vier Gastmusikern entstanden ist. Der Meister versprach im Vorfeld auch konzeptionell eine Rückkehr zu seinen Anfängen. Zwar sind die Glitch-Elemente des Debüts verschwunden, dennoch werden alte Erinnerungen wach. „Static Kings“ klingt wie eine Reprise von „Endless Summer“ und macht mit einem zum Verwechseln ähnlichen Intro den Auftakt:
Der Titel des Openers „Static Kings“ steht sinnbildlich für die Musik. Fennesz, der mit dem uferlosen Feedback seiner Gitarre die Gehörgänge wie kaum ein anderer zu kitzeln versteht, ist selbst ein König des Statischen. „Bécs“ ist ein schwebendes Werk, das deutlich homogener und wärmer wirkt wie der eisige Vorgänger „Black Sea“. Vom dunklen „The Liar“ abgesehen, verströmen die Songs ein ähnlich laues Flair wie Fennesz‘ Zweitling „Venice“. Auch hier entsteht ein Fluss, in dem sich die Grenzen zwischen den Stücken auflösen. Wer sich darin treiben lässt, wird mitgerissen.
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