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Diane Coffee: Die Geheimnisse von Freund Fisch

Von    |   12. November 2013   |   0 Kommentare

Vor dem Urknall ist nach dem Urknall, sagt Diane Coffees Freund Fisch. Hinter diesem abgefahrenen Statement stehen Klänge, die schwierig zu vereinbaren sind mit dem gängigen Weltbild.

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Als Dick Dale sich selbst 1963 zum König der Surf Guitar krönte, musizierte Shaun Fleming noch auf der anderen Seite des Mondes. Da wo unsere Ohren nicht hinreichen. Er ist vermutlich noch immer Wochenaufenthalter auf der erdabgewandten Seite und kommt nur runter an Wochenenden, um mit Diane Coffee altes Gebälk ehrwürdiger Clubs vibrieren zu lassen. Wer kann es ihm verdenken, wenn seine Stimme durch alte Mikrofone blecht und – irgendwie mit dem Higgs-Boson im Bunde – vor einem materialisiert und sich aufbaut, dass man nur die Schädeldecke lüften möchte um sich von ihr das Hirn lecken zu lassen?

Flemings Psych Surf ist mehr Effekt als Musik und wohl irgendwo gewachsen, wo menschliche Vorstellung versagt. Wer das Debut des Foxygen-Drummers anhört, erfährt am eigenen Leib den ganzen physikalischen Schabernack, welcher uns seit der Ursuppe derart überfordert. So krümmst du dich durch Raum und Zeit, nur um zu merken, dass da wo die Teilchen aufeinanderprallen Herzschlag und Liebe beginnen. Shaun Fleming kann das mit „My Friend Fish“ beweisen. Damit wird an der nächsten Vergabe des Nobelpreises kein erkaltetes Kammerorchester musizieren. Erstmalig wird die Wissenschaft vor Ort passieren. Während des Initialzünders etwa – bescheiden „Hymn“ genannt, welcher sich kurzfristig zum Space-Twist stilisiert. Während des vor Seelenschwere ins Bodenlose sackenden „WWWoman“. Oder während des expansiven „New Years“, in welchem Flemings Stimme die Manege des „American Metaphysical Circus“ in Beschlag nimmt, nur um in der folgenden Nummer „All The Young Girls“ in bester Rhythm’n’Blues-Manier auf dem Rücken wilder Pferde einer sengenden Sonne entgegenzusprengen.

Die grossen Geheimnisse von Flemings Freund Fisch sind frei zugänglich. Verpackt in warm rollende Bässe, spannendes Schlagzeugspiel und zeit- und raumlose Melodien konnten sie in diesem Seitenprojekt kaum vermutet werden und sind darum eine der entzückendsten Überraschungen des Musikjahres.

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