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Feier-Abend mit Apparat

Von    |   9. Januar 2013   |   0 Kommentare

Sascha Ring aka Apparat macht die gute Stube zum Club. Für eine Stunde, und setzt dann ein Bettmümpfeli obendrauf.

Nach seinem Set im Berliner Boiler Room drückte ihm Regisseur Sebastian Hartmann, scheinbar ein Innovator des deutschsprachigen Gegenwartstheaters, Tolstois Krieg und Frieden in die Hand und meinte: „Lies das Buch durch und guck, was passiert. Wir sehen uns bei den Proben…“. Ring sollte zu dessen Theaterstück an den Ruhrfestspielen die Musik beitragen. Während seiner Thailand-Ferien las und musizierte er täglich je fünf Stunden.

Im Anschluss verbrachte er mitsamt 30-köpfigem Ensemble vier Wochen in der für die Proben angemieteten Fabrikhalle: „Mit konventionellem Theater hat das nichts zu tun. Da wird ein Raum geschaffen, in dem ein Haufen von Freaks freidrehen kann. Das fängt beim Licht an und hört bei den Schauspielern auf. Nachts haben wir dann in der leeren Halle an der Musik gearbeitet. Das war auch ein bisschen magisch“.

Beim Gedanken, als Live-Musiker Bestandteil einer Theaterinszenierung zu werden, wurde ihm aber mulmig. So platzierte ihn Hartmann am Rand der Bühne, nicht Teil des Geschehens, aber immer in der Lage, auf dieses einzugehen. Eine neue Erfahrung: „Ich habe gelernt, mich zurückzunehmen. Früher war ich ganz alleine, dann in der Band. Aber ich konnte mich immer komplett ausleben. Beim Theater war ich nur Teil von etwas viel Größerem“.

Das Projekt sollte eigentlich mit der letzten Aufführung abgeschlossen sein, doch für ihn sowie ein paar Mitmusiker war das Material noch nicht ausgeschöpft, weshalb man sich eine weitere Woche im Studio treiben liess: „Dort hat das Material noch mal einen Twist bekommen, hin zu einem Stück Musik. Diese Aufnahmen habe ich dann überall, wo ich gerade war – zu Hause, im Hotelzimmer, im Flugzeug – aufgeräumt. Mit dem absoluten Verbot da komplett wahnsinnig zu werden mit Edits. Ich wollte nicht, dass die Platte anstrengend wird. Jede Platte kippt irgendwann und wird zu Arbeit: Mit der Euphorie, dass man so viel Neues erschafft, ist es irgendwann vorbei und man merkt, dass man vor einer riesen Baustelle steht. Das habe ich hier vermieden“.

‚A Violent Sky‘ ist die Vorankündigung seiner eigenen, musikalischen Inszenierung von „Krieg und Frieden“, welche Mitte Februar als Platte auf Mute erscheint.

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