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Operette Prostitution Phantom Ghost, just swell!

Von    |   19. Juli 2012   |   0 Kommentare

Phantom Ghost haben den Schrägstrich im Namen abgelegt und verzichten auch auf ihrem neuen Album „Pardon My English“ auf jegliche Eskapaden.

In den noch jungen Nullerjahren veröffentlichten Dirk von Lowtzow und Thies Mynther ihr erstes gemeinsames Album. Als Phantom/Ghost hangelten sie sich von gefälligem Elektro über Fantasy-Pop durch die Musikstile und veröffentlichten 2009 das kokette „Thrown Out Of Drama School„. Seit wenigen Wochen trägt das „exzentrische Hobby“ (O-Ton von Lowtzow) der beiden neue Früchte, ihre fünfte Platte steht in den Regalen.

„Pardon My English“ orientiert sich an Showtunes und Operetten des frühen 20. Jahrhunderts und verzichtet gänzlich auf elektronisches Gefrickel. Stattdessen fungiert Michaela Meise zum wiederholten Mal als Duettpartnerin, der Schauspieler Thomas Niehaus werkelt erstmals an der Posaune und Cellistin Boram Lie vom Brandt Brauer Frick Ensemble verleiht dem Treiben einen professionellen Anstrich. Seinen Titel verdankt das Album einem Musical von George Gershwin. Das passt wie die Faust aufs Auge, nimmt die Band den ewigen Pronunciation-Nörglern vorsorglich schon mal den Wind aus den Segeln. Zudem korrespondiert Gershwin’s satirischer Unterton vorzüglich mit Phantom Ghosts Spezialdisziplin, dem Abfüllen von Gesellschaftskritik in heitere Liedchen.

So spricht „Pardon My English“ – getarnt als leichte Abendunterhaltung – just diejenigen Bereiche an, an denen den modernen Menschen der Schuh drückt: Stellvertretend für mich und dich konsultieren Phantom Ghost „Dr. Schaden Freud“ zur Behandlung der Burn-out-Symptome, lassen in „Dreams of Plush“ den Cocooning-Trend der Neunziger wieder aufleben und in der Coverversion „Smashing New York Times“ fährt ein „Just Swell!“ vom Feuilleton wider Willen tausendmal besser ein als die schmeichelhaften Worte des Liebsten: „The words we need are not from our lover / But words some stranger writes / Fond caresses / From newspaper presses / Won’t warm you on winter nights.“

„Pardon My English“ wird mit ähnlich grosser Geste aufgetragen wie der Vorgänger. Und doch hält sich das satirische Element der Songs angenehm zurück. „Universal Prostitution“, der zweite Titel der Platte, bringt überraschend gesetzte Töne an den Mann und regt in seiner Melancholie mehr zum Nachdenken an als zum Schmunzeln. Auch Mynthers pianistische Parade-Einlage, das in drei Parts gesplittete, instrumentale Titelstück, überzeugt durch eine geradezu ernsthafte Spielart. Eine schöne Entwicklung! Just lovely! Come back soon!

Phantom Ghost – Phantom Of The Operette

Phantom Ghost – Dreams of Plush

[youtube PBXFqpQtPQE]

> „Pardon My English“ ist am 18. Juni auf Dial Records erschienen.

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