Song des Tages: Maike Rosa Vogel – So Leute Wie Ich
Von Sabrina Stallone | 1. Juni 2012 | 4 Kommentare
Sie trägt Ringelsocken an den Füssen und stets ein Lachen in der Stimme. Sie singt Parolen wie «Ich bin ein Hippie und ich wollt‘ immer einer sein». Maike Rosa Vogel, so mag es klingen, wird von keiner Sorge der Welt geplagt. Verträgt die Hörerschaft denn soviel raue Freude?
Vogel ist eine der Frauen und Mütter, die so vor positiven Energie strotzen, dass man ihr manchmal am liebsten den Öko-Kinderwagen umschubsen würde. Ihr drittes Album «Fünf Minuten» erscheint heute und beginnt mit einer glockenhellen Stimme, die über die Glücksmomente der Jugend singt und aus den Boxen schreit: «Du kannst alles sein!»
Das erste genervte Augenrollen lässt nicht auf sich warten. Eine unaufwändige Internet-Recherche ergibt, dass Maikes zweiter Vorname, Rosa, als Hommage an die Spartakistin Rosa Luxemburg gewählt wurde. Vor dem inneren Auge entstehen Bilder. Frankfurt, Achtziger Jahre, sozialistisch geprägtes Haus, Demonstrationen, Eltern, die ihren Kindern eine Gitarre und die Überzeugung in die Arme legen, dass sie etwas ganz, ganz Spezielles sind.
Und tatsächlich, die Liedermacherin schlägt die Saiten ihres Instrumentes ganz im Stile der alten deutschen Protestsänger. Je mehr sich die Spielzeit von «Fünf Minuten» jedoch dem Ende neigt, desto klarer wird, dass die Vogel alles jugendlich aufmüpfige seit ihrem letzten Album «Unvollkommen» abgelegt hat und die Worte «Ich hab meinen Platz und mach‘ nicht alles kaputt» ehrlich sitzen.
Doch kann das funktionieren? Stilistisch der Hamburger Schule treu, aber mit Kind und Ehemann glücklich in Prenzlauer Berg lebend? Es kann. Was Maike Rosa Vogel über ihre wilden, jungen Jahren besingt, strotzt nämlich nicht vor peinlicher Nostalgie. Die Lieder auf «Fünf Minuten» klingen eher so, als würde sie eines Tages damit ihrer kleinen Tochter die Welt erklären wollen. Wie es ist, furchtlos und leichtsinnig zu sein. Wie die erste Liebe alles fürchterlich verändert und weshalb man auch für 7,50 Euro die Stunde arbeiten geht. Da soll noch einer «Kitsch!» durch die Menge raunen.
> «Fünf Minuten» erscheint heute. Im Herbst steht eine ausgedehnte Tour an, bisher aber ohne CH-Termine.
4 Reaktionen
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10:40 Uhr, 1.6.2012, Link
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18:41 Uhr, 3.6.2012, Link
so gelingt das. gut getroffen von der autorin. es ist das lied des überwundenen hippies (im positivsten sinn) in uns, der dem offensiven idealismus entwachsen ist. tatsächlich lässt sich die quintessenz daraus gut am satz „ich hab meinen platz und mach nicht alles kaputt“ ablesen.
22:48 Uhr, 5.6.2012, Link
Hippiekacke
00:18 Uhr, 6.6.2012, Link
Leck mich, Reinhard Mey als Frau? Und auch noch in schlecht? Es ist keine gute Zeit, wenn solche Songs als Song des Tages gepostet werden.