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Ein Psycho namens Egor

Von    |   25. März 2012   |   0 Kommentare

„Egor“ heisst das neue Werk von The Mount Fuji Doomjazz Corporation. Ein verstörendes, Furcht einflössendes Jazz-Monster zum lieb haben.

Dieser Tage erscheint „Egor“, das vierte Album der Mount Fuji Doomjazz Corporation, dem Improvisations-Nebenprojekt des Kilimanjaro Darkjazz Ensembles. Ein episches Jazz-Monster, sauber aufgenommen während einer 70-minütigen Live-Session in Moskau. Verhaltenen Applaus gibt es erst am Schluss. Viele Hörer noch gelähmt vor Furcht.

Zum Namen passend spielt die Musik des niederländischen Septetts noch immer dort, wo die Luft dünn wird. Wo sich nur die Risikofreudigen, Besessenen und Verlorenen hinwagen. Jene, die es gerne mal allein in schummrige Ecken und unwirtliche Gegenden verschlägt. Auch im eigenen Kopf. Der Anziehung dunkler Leere erlegen. Einmal zu tief hinabgetaucht, wird der Sauerstoff knapp, die Wahrnehmung verschwommen, der Wahnwitz greifbar.

Dem Irrsinn nah, füllt sich die innerliche Stille mit Geräuschen. Nervöses Rasseln, Tröten, Winseln. Bedrohliches Klopfen, Hämmern, Klappern. Geisterhafte Melodien und teuflisches Gedröhn. Dann betörende Geigenstriche und Arien, abgelöst von ergreifendem Wehklagen und Geschrei.

Hilflos ist man der Dynamik eines haarsträubenden Psychostreifens ausgesetzt. Die vier Stücke sind nicht bloss Soundtrack, sondern der Film selbst. Langsam und sanft baut sich die Spannung auf und entlädt sich in Horrorszenen. Mit Noise anstatt Gesplatter.

Ein ebenso faszinierender wie beängstigender Ausflug nah an die Grenze zur Kakaphonie, die in den tiefsten Katakomben so manch menschlicher Psyche herrscht. Ob man sich diesen Trip antun will, lässt sich bei Denovali per Albumstream klären.

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