78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Sven Regener: „Künstler sind alles Nutten“

Von    |   22. März 2012   |   23 Kommentare

Autor und Musiker Sven Regener (Element of Crime, „Herr Lehmann“) hat im Radio ein Pamphlet sondergleichen gegen das „Urheberrecht-Cyberbulling“ vom Stapel gelassen.

Eigentlich wollte Zündfunk-Autor Erich Renz von Sven Regener nur ein kurzes Statement zum Thema Urheberrecht. Daraus ist dann ein Instant-Pamphlet geworden (via). Und ja, das Zitat im Titel ist total aus dem Kontext gerissen, bewusst.

[audio:http://cdn-storage.br.de/mir-live/MUJIuUOVBwQIb71S/iw11MXTPbXPS/_2rc_71S/_-ZS/_-rH5Axy/1abdba29-8e11-4b49-86c2-40e4b861dfc0_2.mp3]

Denkfehler 1: Vielleicht wollen wir oder will man gar nicht mehr dieselbe Musiklandschaft vorfinden können, wie vor zehn oder fünfzehn Jahren.
Denkfehler 2: Die Indie-Labellandschaft ist nicht tot. Im Gegenteil, sie ist lebendiger denn je.
Denkfehler 3: Ein Businessmodell ist dann gut, wenn man damit im legal geltenden Rahmen Geld verdienen kann. Dann nützt es auch nichts, dieses Geschäftsmodell als „scheisse“ zu bezeichnen, nur weil man es nicht versteht. Und: Mit Youtube kann man auch Geld verdienen.
Denkfehler 4: Apple ist zwar ein geschlossenes Modell und diktiert die Regeln, es darf aber jeder damit Geld verdienen.
Denkfehler 5: Künstler sind nicht alles Nutten, sonst müssten die Sex-Boxen in Zürich, Altstetten, bald ausgebaut werden.

Gerne dürfen die Denkfehler in den Kommentaren weitergeführt werden, womit impliziert ist, dass es im Radio-Beitrag durchaus noch ein paar mehr hat.

23 Reaktionen

  1. #1 Mani Pulator

    17:12 Uhr, 22.3.2012, Link

    Bravo, da spricht die Wahrheit!!! Das kann ich als „Musiker der mehr als 20Jahre aktiv ist“ genau so unterschreiben. Das heutige Musikmarkt-System rentiert nur noch für die ganzgrossen Bands a la RollingStones, U2, Shakira`s oder für die lokalen Freizeitbands die sich mit 200 verkauften CDs und ein bisschen Youtube-Fame begnügen. Alle Bands dazwischen (mit einigen Ausnahmen)können über längere Zeit nicht wirklich von ihrer Kunst leben. Warum gibt’s momentan so viele Folk`ies die alleine mit ihrer Klampfe unterwegs sind??? Weil sie keine Bassisten und Drummer bezahlen können! REALITÄT!!!

  2. #2 Flo

    17:58 Uhr, 22.3.2012, Link

    Nur Denkfehler? Herr Regner spricht doch durchaus sehr wichtige und auch richtige Dinge an. Klar, Denkfehler 3 mag stimmen. Manche (ältere) Musiker mögen mit den neuen Technologien nicht richtig Schritt halten bzw. können die nicht nutzen. Und beim Klagen über das Fehlen von kleinen (Indie)-Labels musste auch ich schmunzeln.

    Doch wie soll dann diese ach so viel bessere Musikwelt aussehen, lieber Mathias? Alles für nix aus dem Internet aber dafür im Gegenzug immer höhere Konzertpreise bezahlen müssen? Ich finde den Vergleich mit dem Klauen im Supermarkt nicht völlig weit hergeholt. Sondern ziemlich treffend.
    Und was soll Punkt 5? Regener sagt ja gerade, dass Musiker nicht als Nutten gelten sollen, falls sie auf ihr Geld bestehen und ihre Werke zu schützen versuchen. Sollte wohl irgendwie witzig gemeint sein mit den Sexboxen… Ahja, noch zu Apple: Du schreibst ja netterweise selber, dass der Multi eigene Regeln diktiert. Aber da er mit seiner Grösse im Musikgeschäft kaum umgangen werden kann ist das doch gerade das Problem?
    Denkfehler finde ich eher im obigen Artikel als in Regeners Pamphlet…

  3. #3 Mathias Menzl

    23:05 Uhr, 22.3.2012, Link

    @Flo:
    1. Apple hat das nachgeholt, was die Labels über Jahre hinweig versäumt haben. Die Majors haben lieber Napster versucht zu bekämpfen und das Internet versucht unter den Teppich zu kehren, als daraus zu lernen. Nun sich darüber zu beklagen, dass andere den Reibach machen ist ziemlich, na ja, schwach. Wieso sollen jene bestraft werden, die erfolgreich sind, nur weils früher andere waren und die die Modernisierung verpennt haben? Verstehe ich nicht. Schon mal was von Strukturwandel gehört? Regener klingt wie ein trauriger, verbitterter Modernisierungsverlierer. Das macht mich traurig.
    2. Wie soll eine viel bessere Musikwelt aussehen? Wer sagt denn, dass es der Musikwelt scheisse geht? Regener? Die Majors? Es gibt auch viele die sagen, dass wir in der besten aller Musikwelten leben. Regener hat ein Problem: Er hat das Problem, dass das Urheberrecht, wie es heute versucht ihn als Urheber zu entgelten, mit der Digitalisierung und der ländergrenzenüberschreitenden Art des Internets nicht Schritt halten kann. Da brauchts andere Modelle. Aber da können doch Google und Youtube nichts für? Wieso sind denn die die Bösen, wenn Regener sein Geld nicht kriegt? Mann müsste diese Frage doch mal den Urheberrechtsverwaltern und den Gesetzgebern stellen. Die sind gefordert, die Gesetze an die neue Lebensform anzupassen. Wenn wir das Urheberrecht wie es gelten soll durchsetzen möchten, dann wären all die schönen Plattformen, wo du dich vernetzen kannst und Dinge publizieren kannst, nicht mehr möglich. Leidgergottes werden diese Angebote aber von hunderten von Millionen Menschen genutzt. In einem anderen Wirtschaftszweig hätte der Gesetzgeber schon lange reagiert auf einen solchen Misstand und die Gesetze angepasst. Aber beim Urheberrecht nicht. Wieso nicht? Weil er es für irrelevant hält und auf den Strukturwandel setzt. Face the truth, Flo! Siehe dazu die Stellungnahme des Bundesrates: http://www.ejpd.admin.ch/ejpd/de/home/dokumentation/mi/2011/2011-11-30.html
    3. Das mit den Sexboxen war witzig gemeint. Dass du das nicht verstehst, ist nicht so schlimm.

  4. #4 Christoph

    00:36 Uhr, 23.3.2012, Link

    nicht so schön gesprochen, doch eine gute widerrede: http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/das_unbehagen_am_copyright_1.15297670.html

  5. #5 Tim

    02:25 Uhr, 23.3.2012, Link

    Nana, da stärkst du den Musikern aber nicht gerade den Rücken.
    Das ausser den Newcommern und Hobbymusikern so ziemlich niemand zufrieden ist mit der jetzigen Situation betrachte ich als Tatsache. (gerne eine Umfrage starten).
    Klar ist das Internet der ideale Nährboden für neue Projekte und schwupps, weiss es die ganze Welt, super, aber Geld kommt damit nur in den wenigsten Fällen rein. Für die Betrachter poppen immermal wieder schöne Projekte und Geschichten vor einem auf, aber ich befürchte die Lebensdauer der Projekte wird immer kürzer.
    Wenn ein Projekt wächst und mann es noch mehr anschieben will braucht man Geld und das ist je länger je weniger vorhanden. (Apple weiss nicht mehr wohin mit den Milliarden…) Da werden wir alle Nutten, auch die Bloggers und Journis. (Facebook ist unsere Sexbox).
    Dass du deine Aussage mit der Meinung des Bundesrates unterstreichst, finde ich schon fast lustig.

  6. #6 Patrik

    06:19 Uhr, 23.3.2012, Link

    Sehr hörenswert, vielen Dank fürs teilen. „Denkfehler“ ist aber wohl etwas gar besserwisserisch formuliert. Der Herr legt seine aktuelle Sicht der Dinge dar und nicht alles ist so falsch was er in seiner Wut vom Stapel lässt. Ich verstehe den Frust eines Künstlers der sieht, wie mit seinem Content Geld gemacht wird, von dem er keinen Cent bekommt. Nur sollten sich die Künstler nicht zurücklehnen und hoffen dass die Majors mit Lobbying alles richten. Denn die klammern sich an die guten alten Zeiten und dies ist, wie du schreibst, der falsche Weg.

  7. #7 Mathias Menzl

    08:48 Uhr, 23.3.2012, Link

    @Tim: Den Musikern den Rücken stärken sollten Meinungsführer wie Sven Regener, die Major-Labels oder eben der Gesetzgeber. Aber diese machen das Gegenteil und verunflimpfen mit ihrer Lobby diejenigen, welche halt wissen wie das Internet genutzt werden kann oder spielen das Problem runter (Bundesrat und Parlament). Das finde ich ICH witzig. Dazu kommt ihre Argumentationslinie, die sich seit Napster nur bruchstückhaft verändert hat. Diese verfolgt nämlich immer noch die gleiche Strategie wie bei Napster. Alles Alte bewahren wolen und neue Technologien mit hohen Pauschalforderung versuchen klein zu halten, auch wenn sie bereits riesig sind (siehe GEMA in Deutschland, oder Warner überall). Nun wird dasselbe auf dem Rücken des Urheberrechts nochmals ausgetragen. Meiner Meinung der völlig falsche Ansatz und dass Künstler wie Sven Regener dieser Strategie noch Wasser auf die Mühle schütten, ist leider einer Lösung nicht gerade förderlich. Denn, schaut doch mal die Realität an: Auch der Schliessung von Megaupload gibts weiterhin Dutzende von One-Click-Hostern, die jedes Album anbieten, auch das von Sina oder Plüsch. Da nützt ihr Interessenverband redlich wenig. Nach der Schliessung von Kino.to hab ich dasselbe Angebot auf Kinox.to. Denken die Urheber wirklich, dass sie mit ihrer Strategie Erfolg haben werden? Das finde ich witzig. Es sollten endlich jene Institutionen in die Pflicht genommen werden, die was ändern können: Und das sind die Labels mit ihrer Lobby und der Gesetzgeber bzw die Urheberrechtsverwalter. Die müssen sich um eine Lösung kümmern und nicht Google, Facebook oder Apple. Es bringt nix, diese grossen multinationalen Firmen anzuprangern.

  8. #8 Tim

    09:37 Uhr, 23.3.2012, Link

    Was ich bis jetzt mitbekommen habe, hinken Majors und Politiker tatsächlich hintendrein, ausser kriminalisieren kommt ihnen nichts in den Sinn. Da muss eine dritte Lösung her zwischen kriminell und gratis. Spotify ist auf dem Weg dazu, und youtube etc. hoffentlich auch. Obwohl die Beträge noch lächerlich sind.
    (Ich hoffe in meinen kühnsten Träumen auf ein Grundeinkommen für Künstler, oder wenigstens eine gesicherte Altersvorsorge.)
    Den Musikern bleibt im Moment einzig immer wieder darauf aufmerksam zu machen, damit es wenigstens von den Konsumenten gehört wird. Und sich dann die lieben 5% wiedermal bisschen Geld in die Hand nehmen. Das tönt halt weinerlich, aber das werden wir je länger je mehr zu hören bekommen. Musik ist teuer und Zeitaufwändig und immer minus machen ist frustrierend.
    Vielleicht stösst wirklich das Internet zuviele hoffnungsvolle Projekte an, die nach den ersten 2 Jahren keine weiterführende (finanzielle) Unterstützung mehr finden.
    Ich habe gehofft, dass die Förderstellen in diese Lücke springen, können sie natürlich nicht, aber ich habe auch nicht das Gefühl, dass sie sich Mühe geben darum. Ausser vielleicht der Labelförderung, die unterdessen recht etabliert ist. Aber ist ja auch ein bedenkliches Zeichen, wenn die Labels nur noch mit Förderungen überleben. Also Bürojobs mit Kunstförderung erhalten werden muss.
    Ich andererseits finde es lustig, wie sich die Gratis-Nützler gerade angepisst fühlen vom Sven. Die CC Inhalte sind eigentlich eh spannender, damit könnte man das Netz schon alleine gut füllen. Aber auch Piraten wollen kommerzielle Sachen schauen und hören. Naja, da müssen die Piraten auch mal überlegen, wie sie in den Himmel kommen wollen.

  9. #9 Mathias Menzl

    10:45 Uhr, 23.3.2012, Link

    aiaiai, jetzt noch den Heiland in die Argumentationslinie miteinbeziehen, ist wohl auch nicht der richtige weg. Da gibts meines Wissens nämlich keine Fördergelder zu holen. Die muss man beim Dutti holen ;). Und auch dein argumentativer Rückbezug, „Wir Musiker sind ja die, die leiden und dürfen darum jammern“ hilft halt nicht weiter. Es braucht ein Modell, das Kunst- und Medienschaffende (Musiker, Schriftsteller, Filmemacher, Journalisten, Blogger etc) für die nicht kontrollierbare Vervielfältigung ihrer Arbeiten entlöhnt und das kann offensichtlich das bestehende Urheberecht in seiner Art und Weise, wie es heuer gilt, nicht mehr übernehmen und ob ein Leistungsschutzrecht wie das in Deutschland diskutiert wird, das kann, na ja . Daran muss man rumdenken und da sollte sich der Herr Regener drüber enervieren, dass es da nicht vorwärts geht und die massgebenden Stellen so dermassen anachronistisch unterwegs sind, dass es weh tut. Der Ansatz sich über Google, Apple und Youtube zu enervieren, bringt nix, aber auch rein gar nix. Denn die operieren gekonnt um das bestehende Urheberrecht, haben massig User im Rücken und werden sich davor hüten, ihr erfolgreiches Geschäftsmodell auf ein veraltetes Urheberrecht zu limitieren. Dass das nicht ganz fair ist, ist leider so, aber so funktioniert Strukturwandel. Und es ist sicherlich der falsche Ansatz die Erfolgreichen zu verteufeln und einschränken zu wollen. Und jammern, klar, darf man, aber man darf sich davon keine Verbesserung erhoffen.

  10. #10 Mani Pulator

    12:48 Uhr, 23.3.2012, Link

    @ Mathias Menzi
    Das veraltete Urheberrecht ist aber immer noch das geltende Urheberrecht! Die „Erfolgreichen“ sind wohl nur so erfolgreich weil sie „erfolgreich“ das geltende Recht umgehen!
    Das macht ein internationaler Multi natürlich erfolgreicher (legaler?) als ein kleines international unbedeutendes Indielabel das vom Multi schlussendlich ein paar Rappen für x Tausend „klicks“ erhält.
    Zudem: Wo versteuert der grandios absahnende Multi seine ganzen Einnamen?
    Kriegt da der von Staat (z.B. unsere Schweiz) geförterte Künstler (Berufsmusiker, Labelförderung u.s.w.) etwas davon ab?

  11. #11 Jonas

    13:25 Uhr, 23.3.2012, Link

    einerseits:
    https://11k2.wordpress.com/2012/03/22/sven-regener-du-erzahlst-unsinn-und-ich-erklar-dir-warum/
    andrerseits:
    musiker unterschreiben seit jahrzehnten irgendwelche verträge, und das tun sie wirklich selber, die sie im nachhinein als fehler bezeichnen, aber keiner wird gescheiter, und immer geht etwas mehr dem musiker ab, wenn nicht geld, dann etwas mitspracherecht, irgendwo. am ende dann auch bei irgendwelchen urheberrechten und verwertungskanälen und deren möglichkeiten – pink floyd haben darüber schon 1975 zwei tolle songs gemacht, genützt hats nichts, auch den geilen bob marley song von 1977 covert man lieber, als man sich ihn wirklich zu herzen nimmt….
    und sowieso:
    wir vom volk kaufen die musik, wir zahlen die tickets, via steuern werden produktionen und auftrittslokalitäten subventioniert, mit der billag stützen wir ein radio, das solche musik dann spielen und fördern soll und finanzieren die anfallenden urheberrechtsabgaben gleich mit. wir zahlen auf leertonträger und speichermedien, eine grossgenossenschaft aus dem detailhandel, wo das allgemeine volk kunde ist für den täglichen bedarf, spendiert freiwillig mit einem prozent seines gewinns tourbusse, videoproduktionen und unterstützt konzerte, die aus wirtschaftlicher sicht nicht durchfürbar wären, aber dem künstler den würdigen raum schaffen. hunderte freaks gehen freiwillig in clubs und an festivals arbeiten, weil es geil ist dabei zu sein und es ein shirt und ein hämbi gibt dafür. und wenn ich dann zu einem absolut läppischen, geforderten „kollegenpreis“ noch irgendwelche fotos mache, krieg ich die kohle auch nur, nach langem warten, als „naturalien“ ausbezahlt…
    und jetzt schreibt da ob einer noch was von grundeinkommen und altersvorsorge – danke
    ich habe nichts gegen musiker, ich liebe musik, ich finde all das downloaden auch nervig, aber nerviger finde ich, dass fast jeder der ein instrument bespielt denkt, er sei nun künstler und bekomme dann mal geld dafür.

  12. #12 the aeschli

    13:26 Uhr, 23.3.2012, Link

    einerseits:
    https://11k2.wordpress.com/2012/03/22/sven-regener-du-erzahlst-unsinn-und-ich-erklar-dir-warum/
    andrerseits:
    musiker unterschreiben seit jahrzehnten irgendwelche verträge, und das tun sie wirklich selber, die sie im nachhinein als fehler bezeichnen, aber keiner wird gescheiter, und immer geht etwas mehr dem musiker ab, wenn nicht geld, dann etwas mitspracherecht, irgendwo. am ende dann auch bei irgendwelchen urheberrechten und verwertungskanälen und deren möglichkeiten – pink floyd haben darüber schon 1975 zwei tolle songs gemacht, genützt hats nichts, auch den geilen bob marley song von 1977 covert man lieber, als man sich ihn wirklich zu herzen nimmt….
    und sowieso:
    wir vom volk kaufen die musik, wir zahlen die tickets, via steuern werden produktionen und auftrittslokalitäten subventioniert, mit der billag stützen wir ein radio, das solche musik dann spielen und fördern soll und finanzieren die anfallenden urheberrechtsabgaben gleich mit. wir zahlen auf leertonträger und speichermedien, eine grossgenossenschaft aus dem detailhandel, wo das allgemeine volk kunde ist für den täglichen bedarf, spendiert freiwillig mit einem prozent seines gewinns tourbusse, videoproduktionen und unterstützt konzerte, die aus wirtschaftlicher sicht nicht durchfürbar wären, aber dem künstler den würdigen raum schaffen. hunderte freaks gehen freiwillig in clubs und an festivals arbeiten, weil es geil ist dabei zu sein und es ein shirt und ein hämbi gibt dafür. und wenn ich dann zu einem absolut läppischen, geforderten „kollegenpreis“ noch irgendwelche fotos mache, krieg ich die kohle auch nur, nach langem warten, als „naturalien“ ausbezahlt…
    und jetzt schreibt da ob einer noch was von grundeinkommen und altersvorsorge – danke
    ich habe nichts gegen musiker, ich liebe musik, ich finde all das downloaden auch nervig, aber nerviger finde ich, dass fast jeder der ein instrument bespielt denkt, er sei nun künstler und bekomme dann mal geld dafür.

  13. #13 Michael

    16:14 Uhr, 23.3.2012, Link

    Es ist irgendwie schon lustig. Ich bin nun fast 30, habe mir damals als erstes Kassetten gekauft, mein Bruder hatte stapelweise Vinyl und dann kam die CD. Die hatten wir wenigstens eine Weile – bis zum iPod. Und gerade in diesem Magazin wird gerne verkündet, dass bald nur noch Streams à discrétion konsumiert werden. Sven Regener hat nicht mit jedem Satz recht, dafür hat er zu viel gesagt und zu viel Zwiespältiges, aber geht es ihm nicht auch darum, wie man als junger Mensch zur Musik kommt? Ich musste mir früher verdammt gut überlegen, ob ich nun 30 CHF für eine Platte bezahlen will oder nicht. Das prägt das Musikverständnis. Zahle ich 30 CHF pro Monat und habe alle Musik zur Verfügung, muss ich mich nicht entscheiden. Das ist sicherlich bequem. Muss aber auch Einfluss auf die Wahrnehmung der Konsumenten haben – oder sehe ich das falsch?

    Strukturwandel gibt es in vielen Branchen. Zwei Dinge dazu: Man muss ihn deswegen nicht immer gut finden. Digital ist nicht immer besser. Zweitens: Die neuen Technologien lösen sich zu schnell ab, für dass die Auswirkungen immer gleich klar werden. Deshalb hinkt z.B. die Politik hinterher – deshalb hinkt wohl auch Herr Regener hinterher. Und wenn ich all das immer verstehen möchte, was hier kommentiert und verlinkt wird, dann muss auch ich zugeben: hinke ich mit 30 Jahren auch schon ein bisschen hinterher. Sitzt also nicht zu sehr in eurem Elfenbeinturm, lacht über VISIONS-Abonnenten sowie Plattenspielerbesitzer und stellt eine Ansicht an den Musikblog-Pranger, sondern lieber in einen textlich breiteren Kontext, der das Thema dann auch wirklich behandelt: „Gerne dürfen die Denkfehler in den Kommentaren weitergeführt werden, womit impliziert ist, dass“ auch 78s Fehler macht. Wie wir alle.

  14. #14 Mathias Menzl

    17:03 Uhr, 23.3.2012, Link

    @manipulator: genau, darum gehts ja. Das Urheberrecht tut so als höre das Internet jeweils an der Landesgrenze auf. Kann ja nicht funktionieren.
    @Michael: klar, jeder macht (denk)fehler. wenn aber einer wie Herr Regener so ein Pamphlet loslässt, dann darf man darauf reagieren. Und: Hier wird nicht gelacht, auch wir finden es ein ernstes und wichtiges Thema. Ein bisschen Ironie hat aber noch nie geschadet.
    @der textlich breitere Kontext: Dafür können wir hier alle in den Kommentaren beitragen.

  15. #15 Mathias Menzl

    17:55 Uhr, 23.3.2012, Link

    Dirk von Gehlen mit einem offenen Brief an Sven Regener: http://www.dirkvongehlen.de/index.php/netz/lieber-sven-regener/

  16. #16 Heinz Darr

    18:15 Uhr, 23.3.2012, Link

    Was in Deutschland speziell ist, ist dass die GEMA sehr sehr viele YOU TUBE-Videos wegen ungeklärter Rechte sperren lässt. Während Regner aber von der GEMA Geld sieht, kann eine kleine amerikanische Indie-Band nicht mal auf ihrer eigenen Webseite ihr neues Video einstellen, ohne dass es die GEMA für Deutschland sperren lässt. Allerdings sähe diese Band nie einen Cent von der GEMA, gleiches gilt für Live-Konzerte, letztlich wird durch die GEMA die Gagen der Kleinen gekürzt, ohne dass da je Geld für die jeweilige Band fliesst. Da ist einiges verbesserungswürdig.

  17. #17 Robin

    19:35 Uhr, 23.3.2012, Link

    The Aeschli ist immer destruktiv!
    Das mag ich nicht!

  18. #18 David

    12:56 Uhr, 25.3.2012, Link

    Das sture Beharren auf bisherigen Gesetzen und Strukturen ist sicher nicht die Lösung, aber alles in allem finde ich die Aussagen von Regener viel zutreffender als deine Kritik.

    Denkfehler 1: Vielleicht wollen wir oder will man gar nicht mehr dieselbe Musiklandschaft vorfinden können, wie vor zehn oder fünfzehn Jahren.

    In der Schweiz wurden im Jahr 2011 weniger als ein Drittel Umsatz mit Musik erzielt als 2000. In D ähnlich. Da kann man sich als Berufsmusiker schon die früheren Zeiten zurückwünschen. Und wo genau ist der Denkfehler, wenn jemand andere Wünsche hat?

    Denkfehler 3: Ein Businessmodell ist dann gut, wenn man damit im legal geltenden Rahmen Geld verdienen kann. Dann nützt es auch nichts, dieses Geschäftsmodell als “scheisse” zu bezeichnen, nur weil man es nicht versteht. Und: Mit Youtube kann man auch Geld verdienen.

    Regener meint natürlich das Geschäftsmodell von Google, nicht das der Musiker. Gemäss deiner Definition taugt dieses Modell nichts. Weder verdient Google damit unter dem Strich Geld, noch ist das ganze «im legalen Rahmen». YouTube ist in erster Linie durch die massenhafte Verletzung von Urheberrecht gross geworden. Und jetzt, wo es gross ist und Google unglaublich mächtig, beugt man sich unvorteilhaften Bedingungen – so wird das ganze im Nachhinein legal.

    Im übrigen ist die Unterstellung, dass Regener das Geschäftsmodell nicht versteht, aus der Luft gegriffen, aber das ist ein sattsam bekanntes Totschlag-Argument. Wer es wagt, irgendwelche Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Internet schlecht zu finden, der hat einfach keine Ahnung, nicht wahr?

    Wenn es für Musiker so einfach wäre, das Web als Cashmaschine zu nutzen, dann hätte sich das längst herumgesprochen und alle würden es tun. Natürlich funktioniert es für einzelne, besonders für die ganz bekannten (Radiohead). Aber unter dem Strich geben die Leute heute einfach weniger Kohle für Musik aus als vor 20 Jahren, weil sie auch so bestens unterhalten werden. Ich weiss auch nicht, was man dagegen tun kann oder soll, aber mich nervt, dass man immer so tut, als gäbe es für die Musiker gar kein Problem und alles sei supi-dupi.

    Denkfehler 5: Künstler sind nicht alles Nutten, sonst müssten die Sex-Boxen in Zürich, Altstetten, bald ausgebaut werden.

    Äh… Wörter kann man auch im übertragenen Sinn gebrauchen, imfall.

  19. #19 David O.

    14:12 Uhr, 25.3.2012, Link

    Da ist viel Wahres dabei!

  20. #20 trüx

    17:25 Uhr, 25.3.2012, Link

    @ Mathias Menzl: http://www.zeit.de/2012/12/Urheberrechtsdebatte/komplettansicht

  21. #21 JV

    13:31 Uhr, 26.3.2012, Link

    zwar schon länger im umlauf… aber evtl. in der debatte für eine etwas stringentere argumentation auch hilfreich:
    http://www.everythingisaremix.info/
    http://ripremix.com/
    beides sehr zu empfehlen

    denkfehler(xy): wozu macht herr regener ein musikvideo?

  22. #22 Simon Aeschbacher

    12:26 Uhr, 27.3.2012, Link

    Tut mir leid, dass für Sven Regener nichts wird aus der Frühpensionierung. Mit dem abfälligen Gebrauch des Begriffs “Subventionstheater” hat er meine Sympathien prompt verspielt.
    Auf Youtube kann man sich keine Videos von Element of Crime anschauen, auf ihrer eigenen Website aber schon. Sowas kann ich vor dem Hintergrund einer Qualitätskontrolle sehr gut verstehen. Youtube, nach meinem Dafürhalten, ist nicht viel mehr als ein Schaufenster. Da guck ich rein und wähle aus, was ich mir erwerben will. Und die Künstler stellen rein, was sie anzubieten haben. Jedes Video auf Youtube will irgenwo ja nichts anderes, als mir etwas verkaufen. Nun will Sven Geld bekommen alleine dafür, dass jemand in seinem Laden herumstöbert? Mein Vorschlag an die Indie-Rocker: macht mal wieder ein interessantes Album!

  23. #23 JV

    11:42 Uhr, 17.4.2012, Link

    Für all die, welche Sven lieber Singen als Schimpfen hören… – und dann seine alten Platten kaufen.
    http://www.videoportal.sf.tv/video?id=1d86dc10-c228-4fe6-8494-535c8c9529ef

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