78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Stream mir das Lied vom Tod

Von    |   11. Februar 2012   |   45 Kommentare

Ich kann sie nicht mehr hören, die Klagen von Musikern und Labelvertretern, dass Spotify und dessen Mitbewerber ihnen zu wenig Geld bezahlen würden. Eine Richtigstellung.

Gewiss, 0.007 Euro pro Stream (je nach Quelle ist es etwas mehr oder etwas weniger, offizielle Zahlen gibt es nicht) klingt nicht gerade nach viel. Die Zahl alleine sagt aber wenig aus, wenn man den Kontext ausblendet.

Es ist an der Zeit, mal ein paar Fakten festzuhalten.

1. Jeder Rechteinhaber entscheidet selber, ob seine Musik bei Spotify und anderen Streamingdiensten verfügbar ist. Wer nicht will, dass seine Musik zu diesen Konditionen gestreamt wird, muss nicht mitmachen.

2. Ein Stream bedeutet, dass ein einziger Mensch ein einziges Mal den Song angehört hat (oder gar nur einen Teil davon). Das lässt sich nicht vergleichen mit einem Download, nicht mit Radio-Airplay und schon gar nicht mit dem Kauf eines physischen Tonträgers.

3. Einem Stream steht nicht zwingend ein entgangener bezahlter Download oder CD-Kauf gegenüber. Die Realität sieht viel häufiger so aus: Steht ein Song nicht als Stream zur Verfügung, lädt ihn der Konsument entweder kostenlos herunter oder hört sich ganz einfach etwas anderes an.

4. Spotify schreibt keine Gewinne. Es ist also nicht so, dass eine böse Firma auf dem Buckel der Rechteinhaber gross Kasse machen würde. Vielmehr zeigt Spotify auf, was der Musikmarkt noch hergibt. Und vielleicht hat selbst Spotify noch zu grosszügig gerechnet.

5. Spotify ist nicht primär Einkommensquelle für Musiker, sondern eine Möglichkeit, Reichweite zu erzielen und neue Fans zu gewinnen. Insbesondere seit der Zusammenarbeit mit Facebook hat Spotify und damit die darauf vertretenen Künstler deutlich an Sichtbarkeit gewonnen. Während in Download-Stores die Mehrheit aller Songs im Katalog innerhalb eines Jahres kein einziges Mal gekauft wird, werden bei Spotify 70% aller Songs mindestens einmal pro Jahr abgespielt.

Es gibt gute Gründe, Spotify zu kritisieren, Hypebot hat acht davon schön zusammengetragen. Sich über die 0.007 Euro zu beklagen, bedeutet hingegen, die Realität zu verkennen und den Überbringer der schlechten Botschaft zu köpfen.