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Obskuradio: Riechmann – Wunderbar

Von    |   10. Februar 2012   |   1 Kommentar

Die ersten Exemplare seines Debüts wurden gerade gepresst, als Wolfgang Riechmann von einem Betrunkenen grundlos niedergestochen wurde. Sein Vermächtnis ist ein Meilenstein der elektronischen Musik.

„Wunderbar“ ist ein einzigartiges Album. Nicht nur, weil das Cover den Look von Gary Numan vorweggenommen hat und es das einzige Solo-Album ist, das Wolfgang Riechmann hinterlassen hat. Vor allem auch, weil der Düsseldorfer mit seinem Debüt seinen eigenen Stil kreiert hat. Riechmann gelang der Spagat zwischen der Berliner und der Düsseldorfer Szene. Er vereinte die Sphärenklänge der Berliner Schule um Tangerine Dream und Klaus Schulze mit dem Minimalismus seiner Düsseldorfer Kollegen von Kraftwerk, Cluster und La Düsseldorf.

Riechmann hat seine Musikerkarriere Ende der 60er-Jahre an der Seite von Michael Rother (NEU!) und Wolfgang Flür (Kraftwerk) in einer Band namens Spirits of Sound begonnen. Später wirkte er bei Phönix mit, worauf er Mitte der 70er mit Streetmark zwei Alben einspielte. Im November 1977 begab sich Riechmann in Begleitung des Schlagzeugers Hans Schweiss mit Gitarre, E-Piano, E-Geige, Bass und drei Arp-Synthesizern ins Studio, um sein Solo-Debüt einzuspielen.

Die Veröffentlichung von „Wunderbar“ bei der Hamburger Institution Sky Records hat Riechmann nicht mehr erlebt, denn er wurde am 21. August 1978 in der Düsseldorfer Altstadt unweit seiner Stammkneipe von einem Betrunkenen erstochen. Der Täter wollte sich abreagieren, weil er zuvor in einen Streit über eine Whiskyflasche geraten war, wie er nach der Festnahme zu Protokoll gab. Ironie des Schicksals, dass sein Opfer ein Meister der Harmonielehre war.

Riechmann – Wunderbar

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2012/02/Wunderbar.mp3]

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Eine Reaktion

  1. #1 StormOnTheSea

    16:53 Uhr, 10.2.2012, Link

    Dankeschön für die tolle Kolumne. Hier gibt es immer wieder wirklich spannende Musik zu entdecken!

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