Zu schön um wahr zu sein: Die singenden Stillleben von Girl Crisis
Von Nina Wyss | 25. März 2011 | 0 Kommentare
Zweimal im Jahr steht im pulsierenden Brooklyn die Zeit still. Selbstvergessen drapiert sich ein loses Kollektiv von Musikerinnen vor der Super 8-Linse, auf dass einem Hören und Sehen vergehe.
2008 wird Girl Crisis von Chairlift’s Caroline Polachek, Elizabeth Harper von Class Actress, Jessica Lauretti und Bek Andersen von This Frontier Needs Heroes ins Leben gerufen. Seither finden sich die Musikerinnen und ihre ausschliesslich weiblichen Gäste zweimal im Jahr in Harpers Wohnzimmer in Brooklyn ein, um aus dem Stegreif einen Songklassiker weichzuzeichnen. Die Abmachung will es, dass im Winter ein Lied von einem Mann ins Dämmerlicht gerückt wird und im Sommer eines von einer weiblichen Interpretin.
So haben über die Jahre u.a. Mitglieder von Au Revoir Simone, Apache Beat oder Acrylics bei Girl Crisis reingeschaut und gemeinsam intime Porträts von Songs von Nirvana, Sade oder zuletzt Black Sabbaths „Paranoid“ gezeichnet. Die leisen Kunstwerke werden weder live noch auf Platte inszeniert. Allein in ausgewaschenen Super 8-Videos tritt das lose Kollektiv gegen aussen in Erscheinung, als entrückte Sirenen, sorgsam drapiert in einem betörend unheimlichen Stillleben. Fänd ich den passenden Rahmen, ich würde sie mir allesamt ins Wohnzimmer hängen.
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