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Obskuradio: In the pines, in the pines where the sun never shines

Von    |   10. Februar 2011   |   2 Kommentare

„Where Did You Sleep Last Night“ wurde weder von Kurt Cobain noch von Leadbelly geschrieben. Die Wurzeln des Stücks reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück.

Leadbelly – „Where Did You Sleep Last Night“ (1944)

Die Credits von „Nirvana Unplugged“ bezeichnen die Folk-Legende Leadbelly als Urheber von „Where Did You Sleep Last Night“. Kurt Cobain hatte das Stück durch Mark Lanegan kennengelernt, der von seinem Vater eine Schellackplatte mit der Version von Leadbelly geerbt hatte. Beide waren vom Song so angetan, dass sie für Lanegans Album „The Winding Sheet“ eine Coverversion einspielten.

Allerdings kannte auch Leadbelly das Stück aus zweiter Hand. Das Traditional ist im späten 19. Jahrhundert im Süden der Appalachen entstanden und wurde durch die mündliche Überlieferung zu einem Stück amerikanischer Volksmusik. Die erste gedruckte Fassung datiert auf das Jahr 1917 und enthält lediglich vier Zeilen:

Black girl, black girl, don’t lie to me
Where did you stay last night?
I stayed in the pines where the sun never shines
And shivered when the cold wind blows

Um diesen Refrain herum entwickelten sich im Laufe der Zeit verschiedenste Strophen, die die Geschichte von der kalten Nacht im Wald immer wieder etwas anders interpretierten. Der Text der einzelnen Fassungen variiert so stark, dass selbst der Titel nicht immer der gleiche ist. Unter dem Namen „In The Pines“ war das Stück vor allem auch bei Hillbilly-Country-Gruppen wie The Louvin Brothers populär:

The Louvin Brothers – In The Pines (1956)

Von Pete Seger über Bob Dylan bis hin zu Bill Callahan hat das Stück Generationen von Folk-Songwritern geprägt. Auf Tonträger existieren gegen 200 Versionen, die das Motiv von „In The Pines“ aufgreifen, und alle klingen sie etwas anders. Unter so unterschiedlichen Titeln wie „Poor Girl“, „Black Girl“, „Brownskin Blues“ und „Rolling Mill Blues“ taucht immer wieder die gleiche Frage auf: „Where did you sleep last night?“ Connie Francis beantwortet sie unter dem Titel „True Love True Love“.

Connie Francis – True Love True Love (1962)

[audio:http://www.78s.ch/wp-content/uploads/2011/02/True-Love-True-Love.mp3]

2 Reaktionen

  1. #1 nico

    13:20 Uhr, 10.2.2011, Link

    schon lustig: am stärksten wirkt musik noch immer da, wo mystik auf einfache worte trifft.

  2. #2 heinz darr

    14:46 Uhr, 10.2.2011, Link

    Gelegenheit für ein verspätetetes R.I.P. Charlie Louvin, der vor 2 Wochen starb.

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