Sonderbares Treiben der Naturgeister: Under Byen
Von Marco Durrer | 29. September 2010 | 0 Kommentare
Je genauer man den avantgardistischen Ammenmärchen von Under Byen lauscht, desto tiefer ziehen sie in Bann und plastischer wird ihre wundersame Welt.
Im Zuge der exklusiven Schweiz-Tour haben wir bereits im Frühjahr den Titelsong kennengelernt. Inzwischen ist das vierte Album „Alt Er Tabt“ (Aurora/K-tel) der dänischen Klang-Avantgardisten von Under Byen auch in der Schweiz physisch erhältlich.
Eigentlich wurde damals schon alles gesagt: Die Band ist seit 15 Jahren ein Phänomen, das sich nur schwer fassen lässt. Trotz schwerwiegendem Besetzungswechsel seit „Samme Stof Som Stof“ (2006) und einer gewissen Erdung hat die eigenartige Klangwelt nichts von ihrer Magie eingebüsst. Würde Henriette Sennenvaldt ihre ebenso bezaubernden wie verstörenden Geschichten nicht auf Dänisch erzählen, hörten sich die Songs nach Vertonungen isländischer Ammenmärchen an.
Diese berichten von einer Fabelwelt under byen (unter der Stadt), wo Elfen durch vergessene Höhlen flirren und dabei dumpfe Beats in die Erde stampfen, über tiefe Basslinien hüpfen, dramatische Klaviaturen marschieren, flinke Pizzicati turnen, auf der Marimba Rumba tänzeln, Celli zu Tränen streicheln, Sägen Singen beibringen und hysterische Geigen ohrfeigen beschwichtigen.
Je öfter man einen Moment innehält und dem kurligen Treiben der Horde Naturgeister lauscht, desto fordernder werden die Zwischentöne und verführerischer wirken die verschrobenen Melodien – desto weiter locken sie hinab in ihre sonderbare (Unter-) Welt. Die 11-Song-Platte ist mit knapp 40 Minuten leider etwas kurz geraten, aber die Zeit geht bei aller Abwechslung, Spannung und Unberechenbarkeit schnell vergessen.
Under Byen – Unoder
Under Byen – Territorium
Under Byen – Konstant
Under Byen – Protokol
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