Fiona Daniel: Das schaurig schöne Ertrinken
Von Sabrina Stallone | 23. April 2010 | 5 Kommentare
Fast aus dem Nichts tauchte vor einem Monat Fiona Daniels Albumteaser in Form eines funkelnden Videos auf, sodass wir kaum mehr aus dem Staunen herauskamen. Jetzt erscheint das Debütalbum Drowning.
Auf ihren Pressefotos schaut die 21-jährige Fiona Daniel manchmal schüchtern in die Kamera, manchmal lässt sie das Aufblicken ganz und schmunzelt den Boden an. Man könnte meinen, man müsse bei der jungen Dame äusserst behutsam anklopfen, bevor sie die Türe zu ihrer mal folkigen, mal jazzigen Musik mehr als einen Spalt auftäte. Angeblich schneide man sich mit dieser Annahme gewaltig, denn „früher habe ich oft irgendwo in der Öffentlichkeit lauthals angefangen zu singen“, gibt die Zürcherin mit den Rehaugen zu.
Drowning erstürmt das Herz tatsächlich mit Songtexten, die manchmal durch die Blume, manchmal direkt ans Entwaffnen gehen, kaleidoskopischer Instrumentierung und einer immer raumergreifenden Stimme. Es sind nicht nur die Pianostücke Drowning und They Got You, die in ihrer Ehrlichkeit vollends zu überzeugen vermögen, auch das trotzende Mrs. Lonelyheart und das vor Naivität strotzende Within A Minute tragen zur stillen Entzückung bei.
Es ist klar: Hie und da ist die gewollte Anlehnung an Künstlerinnen wie CocoRosie und Ane Brun offensichtlicher als erwünscht. Und was im vorab veröffentlichten Teaservideo versprochen wird, klingt auf Platte teilweise auch etwas dünn. Doch es sind Fionas Gespür für die richtigen Melodien, die nötige Leidenschaft für Musikinstrumente und für impulsive Aufnahmen in ihrer alten Garage, in die man während den 35 Minuten Laufzeit Drownings – eben – abtauchen kann.
Nicht nur spielt die Zürcherin in den nächsten Tagen eine Mini-Tour quer durch ihre Heimatstadt, welcher weitere Schweizer Gigs folgen werden: Diesen Sommer wird ihr Weg nach China führen, wo sie im Schweizer Pavillon der Weltausstellung in Shanghai eine Reihe von Konzerten spielen wird.