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Platte der Woche: These New Puritans – Hidden

Von    |   26. Januar 2010   |   0 Kommentare

These New Puritans blasen mit ihrem zweiten Album zum Angriff. Die Londoner zeigen mit „Hidden“, dass sie zu den schlagkräftigsten Bands der Insel gehören.

Man kann These New Puritans, die mit ihrem Debüt 2008 haarscharf am Nu-Rave-Hype vorbeigeschrammt sind, leicht als Styler-Band abtun. Schliesslich haben sie einer Modekollektion von Hedi Slimane einen Song auf den Leib geschneidert. Wie ihr zweites Album beweist, würde man den Londonern damit jedoch Unrecht tun. Von Trendhörigkeit keine Spur. Das Quartett erweist sich mit „Hidden“ (Domino) als eine der eigensinnigsten Bands Englands.

Was im Intro nach kultivierter Kammermusik klingt, wird mit dem ersten Paukenschlag von „We Want War“ zur martialischen Schlacht. Verschwörerisch wetzen These New Puritans auf der programmatischen, 7(!)minütigen Single die Säbel und dreschen auf japanische Tempeltrommeln ein. „This is attack music“ – These New Puritans lassen Gegensätze aufeinander prallen: Sie paaren energetische Tribal-Perkussion mit ätherischen Chören und bringen Dancehall und Steve Reich unter einen Hut.

„Hidden“ klingt im Vergleich zum kompakten Debüt so episch, dass man versucht ist von einem Konzeptalbum zu sprechen. Anmutige Bläsersätze stehen neben brutalen Rhythmen. Synthie-Cembalos klimpern über wabernde Synthesizer. Ketten werden gerasselt und Melonen zerschlagen. Die Reibungsflächen der gegensätzlichen Klänge setzen in Songs wie „Three Thousand“ und „Attack Music“ eine Menge tanzbare Energie frei. Neben Echos aus mittelalterlichen Gruften hallen auf „Hidden“ auch die Beats der dunkelsten Keller Londons nach.

Obwohl These New Puritans ihre schamanischen Rituale mit repetitiven Mustern zelebrieren, ist die Klangvielfalt von „Hidden“ bestechend. Einziger Wermutstropfen bleibt die Stimme von Jack Barnett, der in den melodischen Passagen des Albums etwas mutlos klingt, während sein Sprechgesang nicht negativ ins Gewicht fällt. Doch wie die dessen Zwillingsbruder George unlängst verraten hat, will sich die Band ohnehin eine Lead-Sängerin suchen. Bei „Hidden“ hat Heather Marlatt vom aufstrebenden US-Duo SALEM ausgeholfen. Sollten These New Puritans fürs nächste Album eine kongeniale Stammsängerin finden, wären sie wohl unschlagbar.

> Albumstream „Hidden“

These New Puritans – We Want War:


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