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Mit Motorpsycho auf Space Odyssee

Von    |   22. Januar 2010   |   0 Kommentare

Motorpsycho sind seit über 20 Jahren im Geschäft, doch nach wie vor weit davon entfernt, eine ruhige Kugel zu schieben. Die Norweger legen mit „Heavy Metal Fruit“ ihr bislang komplexestes Album vor. 

„Heavy Metal Fruit“ wird seinem Namen nur bedingt gerecht. Zwar ist das 15. Studioalbum von Motorpsycho durchaus heavy – das tonnenschwere Riff von „W.B.A.T.“ löst unweigerlich Assoziationen mit Black Sabbath aus – doch Headbangen kann man zu diesen sechs überlangen Songs nur bedingt. Der uferlose Space-Rock der Norweger klingt, als hätten sich Jazzmusiker in eine Rockband verirrt.

Gerade mal ein halbes Jahr ist seit der letzten Veröffentlichung der Ausnahmeband aus Trondheim vergangen. Sänger Hans Magnus Ryan bezeichnete „Heavy Metal Fruit“ im Vorfeld als die Verlängerung  des Vinyl-Only-Albums „Child Of The Future“, mit dem die Band im letzten August ihr 20-jähriges Bestehen feierte. „Heavy Metal Fruit“ ist die bis anhin wohl konsequenteste Studio-Umsetzung des Live-Sounds von Motorpsycho, die ihre Setlists bekanntlich wechseln wie andere Bands ihre Unterhosen.

Das Ziel dieser einstündigen Space Odyssee steht in den Sternen. Seit dem Engagement des neuen Drummers Kenneth Kapstad klingen Motorpsycho improvisationsfreudiger als je zuvor. Die Irrungen und Wirrungen von „Heavy Metal Fruit“ sind so unvorhersehbar, dass es bisweilen schwer fällt, Motorpsycho auf ihrer Reise durch das Rockuniversum zu folgen. Die beiden Monster-Jams „Starhammer“ und „Gullible’s Travails“, die zusammen über eine halbe Stunde ausfüllen, sind selbst für routinierte Prog-Rocker eine Herausforderung.

In einer Ära, in der die Aufmerksamkeitsspanne der Menschheit gegen Null strebt, wirkt „Heavy Metal Fruit“ wie eine anachronische Rock-Oper. Konsequent am Zeitgeist vorbei musizierend gelingt es Motorpsycho „Bitches Brew“ und „Dark Side Of The Moon“ unter einen Hut zu bringen. Das muss ihnen erst mal einer nachmachen.

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