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Schwarzes Gold von Amanaz

Von    |   23. Dezember 2009   |   1 Kommentar

Die Prise Afro-Beat, die Vampire Weekend oder Yeasayer ihren Songs beigeben, genügt dem aufgeschlossenen Musikfreund längst nicht mehr. Authentischeres Material muss her.

Amanaz_AfricaWer sich auf musikalische Entdeckungsreise durch Afrika begibt, bleibt unweigerlich bei Amanaz hängen. Die afrikanische Band hat 1975 in Sambia mit „Africa“ ein Meisterwerk erschaffen, das dem verwöhnten Ohr auch rund 35 Jahre später noch ein unaufgeregt aufregendes Hörerlebnis bietet. Das Cover liesse es anders vermuten, doch Amanaz zeigen sich auf „Africa“ stark westlich beeinflusst und haben sich mit dem Album neben der Band Witch als Afro-Psych-Aushängeschild Sambias etabliert.

„Africa“ wirkt schon beim ersten Hören seltsam vertraut. Amanaz frönen auf der Platte einer Vorliebe für schwer verzerrte Fuzz-Gitarren, die ihrem Sound einen gewissen 60s-Garage-Touch verleihen und unweigerlich Erinnerungen an Velvet Underground und die frühen Cream triggern. Verglichen mit der Musik der Briten spielen sich die Gitarren bei Amanaz allerdings nie als zu wichtig auf und selbst die ausgefranstesten Riffs geben sich weich und zurückgelehnt, so dass man sich in sie reinlegen könnte wie in eine Hängematte. Trotz Psychedelia-Anleihen verliert „Africa“ nie an Bodenhaftung und wirkt so mellow und entspannt, dass man sich beim Zuhören schon nach wenigen Takten einer Laissez-Faire-Attitüde hingibt und nur allzu gerne am Mikro oder mit den Schlaghölzli ein paar Töne beisteuern würde.  

Tatsächlich hat das Mikro bei den Aufnahmen zu „Africa“ die Runde gemacht und die Vocals wurden von den Bandmitgliedern im Turnus auf Englisch oder Bemba – der Sprache Sambias – eingesungen, so dass der Gesang mal sanft und beschwörerisch, mal stock-stoned rüberkommt oder sich in trockener Heiserkeit überschlägt. Auch beim Songwriting durfte jeder mal ran und so ziert eine Vielfalt von Musikstilen die Platte. Während „Khala My Friend“ locker als das schönste Lied der Welt durchgehen würde, die Seele sanft streichelt und auf Velvet Underground bettet, scheinen in „History of Man“ Black Sabbath einen Narren an Afro gefressen zu haben, der ihnen im Titelsong „Africa“ in einem befremdlichen Stammesritual wieder ausgetrieben wird.

Allen Songs gemeinsam bleibt dieser erdige, organische Sound, das jam-orientierte Zusammenspiel von Gitarre, Bass und Drums und eben diese Stimmen, aus denen mit jedem Wort ein bisschen von dem Geheimnis herausblitzt, das „Africa“ zu einem Meisterwerk macht.

Das auf Reissues spezialisierte deutsche Label Shadoks Music hat Amanaz‘ Album „Africa“ im letzten Jahr in einer Auflage von 450 Stück neu herausgegeben. Wie es scheint war die Reissue schnell vergriffen, worauf nochmals 300 Stück nachgepresst wurden und nun für rund 40 Euro erhältlich sind. Eine Investition, die sich auszahlt, denn das schwarze Gold von Amanaz gewinnt mit jedem Hördurchgang an Wert.

Amanaz – Khala My Friend
[audio:http://gvsbchris.com/khalamyfriend.mp3]

Amanaz – History of Man
[audio:http://www.ravensingstheblues.com/mp3/History_of_Man.mp3]

(via)

Amanaz – Africa

Amanaz – Green Apple

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