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Platte der Woche: Jimi Tenor & Tony Allen – Inspiration Information Vol. 4

Von    |   3. November 2009   |   2 Kommentare

Mit der Zusammenarbeit von Jimi Tenor und Tony Allen geht die Kollaborationsserie „Inspiration Information“ in die vierte Runde. Die Chemie zwischen den beiden Freigeistern stimmt. Das Album groovt wie Sau.

Jimi Tenor & Tony Allen - Inspiration InformationDass Jimi Tenor eine Vorliebe für Afrobeat hat, weiss man seit den beiden Alben, die der finnische Tausendsassa mit dem in Berlin ansässigen Kollektiv Kabu Kabu eingespielt hat. Dass Tenor nun mit dem mutmasslichen Erfinder des Afrobeat zusammengespannt hat, ist die logische Konsequenz des Weges, den der mit Elektro berühmt gewordene Ausnahmemusiker in den ausgehenden 00er-Jahren eingeschlagen hat.

Tony Allen hat in den 70ern an der Seite der nigerianischen Legende Fela Kuti Musikgeschichte geschrieben, indem er Jazz-, Highlife- und Funk-Rhythmen fusionierte. Sein federleichter Stil verleitete Brian Eno zur Behauptung, Allen sei der grösste Schlagzeuger aller Zeiten. Wie „Inspiration Information“ beweist, ist er dies nach wie vor. Allein die schwindelerregenden Polyrhythmen des 69-jährigen Drummers machen dieses Album zu einem Hörvergnügen.

Der vierte Teil der nach einem Album von Shuggie Otis benannten Kollaborations-Serie „Inspiration Information“, die Strut Records Anfang Jahr ins Leben gerufen hat, stellt seine durchwegs interessanten Vorgänger mit Leichtigkeit in den Schatten. Mit Jimi Tenor und Tony Allen treffen zwei Freigeister aufeinander, die keine Angst vor dem Sprung ins kalte Wasser haben. Musik, das heisst für diese beiden in erster Linie Groove-basierte Improvisation. Tenor und Allen scheinen sich bei den Aufnahmen von „Inspiration Information Volume 4“ denn auch blind verstanden zu haben.

Dass die Kollaboration von Allen und Tenor zu einer einstündigen Jamsession ausgewachsen ist, erstaunt nicht. Erstaunlich ist vielmehr, dass das Album neben überlangen Monster-Jams auch kompaktere Songs enthält: Über der souligen Funk-Nummer „Selfish Gene“ thront Tenors gequältes Falsett, der verjazzte Rap „Path To Freedom“ wird mit den Reimen von Gast-MC Allonymous veredelt und das melancholische Thema von „Cella’s Walk“ erinnert stark an den Ethio-Jazz von Mulatu Astatke, der für Volume 3 der „Inspiration Information“-Serie mit The Heliocentrics zusammengespannt hat. Allen’s Groove legt die Basis für die Saxofon-, Querflöten- und Orgel-Improvisationen von Tenor. Den Rest besorgen Tenors Freunde von Kabu Kabu.

Die Chemie bei den Aufnahmen in Paris, Berlin und Helsinki hat offenbar gestimmt. Langeweile kommt während den neun Songs nie auf, denn die Reaktionsgeschwindigkeit der Moleküle ist hoch. Die Klangteilchen formatieren sich in immer neuen groovenden Verbindungen. Die Experimentierfreude im Labor von Allen und Tenor scheint unerschöpflich. Die Funken springen, die Suppe kocht und der Laden tanzt. Ein orgiastisches Album.

> Song des Tages: Selfish Gene

> Albumstream

Making-of „Inspiraton Information Volume 4“:
[youtube UcvzJu2vtV8]

2 Reaktionen

  1. #1 nico

    09:19 Uhr, 5.11.2009, Link

    oh verd…. IST DAS GUT! vom afro funk und highlife zu dicke aufgetragenem brass. nun denn, wem polyrhythmik ein begriff ist, wer das orchestre poly-rythmo de cotonou, die éthiopiques reihe oder die nigeria 70s sampler, the strangers, geraldo pino und fela mag, – bedenkenlos zugreifen.

    und btw: danke für die treffende rezi.

  2. #2 Cornelia

    13:10 Uhr, 16.11.2009, Link

    Unglaubliches Album. Bereits vorher hat Tenor eine gute Platte mit KabuKabu zusammen gemacht, aber hier vereint sich glutheißes Africa mit finnischen Jazz-Tönen. Das Saxophon ist göttlich !

    Mein Fav: Selfish Gene

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