Temporär beste Band der Welt®: Freelance Whales
Von Mathias Menzl | 2. November 2009 | 7 Kommentare
Die Freelance Whales kommen eigentlich ein paar Jahre zu spät. Ihr Sound ist ziemlich 2005. Aber sie sind so dermassen gut, dass sie gar nicht trendy sein müssen, um die „Temporär beste Band der Welt“® zu sein.
Endlich haben wir eine neue „Temporär beste Band der Welt®“! Nach Empire of the Sun, Passion Pit und The xx, möchten wir euch die Freelance Whales aus Queens, New York, vorstellen. Die Band schleicht sich zwar erst langsam in die Blogosphäre ein, nachdem Stereogum sie Ende September als „Band to Watch“ ausgerufen hat, doch ihr grandioses, ohne Label veröffentlichte Debüt-Album „Weathervanes“ wird für Nachhaltigkeit sorgen. Das zeigen auch die jüngst geäusserten Voten. Pretty Much Amazing schreibt zum Beispiel:
„Falling in love with a young band is a lot like falling in love with a young woman – the same exhilaration, the same trepidation, the same split-second panics. […] There’s an excitement unique to young bands, a promise and enthusiasm that’s difficult to capture. Freelance Whales embody that promise, with a debut album that has garnered more praise and buzz in the last few weeks than it did during its first few months of existence.“
Und Neon Gold, der mit Passion Pit einen der Vorgänger dieser Rubrik protegiert hat schreibt:
„Freelance Whales are like Arcade Fire for your little sister, only your little sister is in college now and she’s actually pretty cool and has tons of hot friends.“
Der Vergleich mit Arcade Fire, den neben Neon Gold auch Stereogum bemüht hat, verspricht viel und ist zum Teil auch nachvollziehbar. Die Songs sind stark harmonienlastig, haben eine breite Instrumentierung, von Banjo, Akkordeon über Streicher bis zum Glockenspiel, und einen Folk-Touch. Doch die Freelance Whales gehen noch weiter. Sie integrieren auf elegante Art und Weise elektronische Samples und Synthesizer und schaffen somit auch den Brückenschlag zwischen 2005 und 2009. Die Samples machen die Freelance Whales aber keinesfalls kühler oder abweisender. Sie sind im Vergleich zu Arcade Fire zärtlicher und sanfter, sind mehr Pop, mehr Emo irgendwie weiblicher. Auch andere Referenzen wie Nada Surf, The Postal Service oder Death Cab For Cutie kratzen lediglich an der Oberfläche.
Veröffentlicht wurde das kleine Juwel bereits am 23. August, doch gebührend Notiz hat niemand so richtig genommen, obwohl die Band anlässlich zahlreicher Outdoor-Performances in New York sehr viral auf sich aufmerskam gemacht hat (siehe Videos unten). Fahrlässigkeit hat damit einen neuen Namen erhalten. Was wäre, wenn diese grandiose Platte untergangen wäre? Jeder Hördurchgang offenbart einen neuen Lieblingssong, eine neue Melodie oder einen harmonischen Übergang bei dem man hängen bleibt. Es ist ein Hitalbum mit Songs, die miteinander grosses Tennis spielen, ein Ballwechsel schöner als der andere. Es gibt kaum Ruhepausen, die Intenstiät ist enorm hoch und die Stilsicherheit offenbart eine erschreckende Erhabenheit. Erstaunlich für eine dermassen junge Band, die erst seit Ende 2008 zusammen musiziert.
Nach all den Bear-, Wolf- und Fox-Bands, die uns Indie Rock in der zweiten Hälfte der Nullerjahre gegeben hat, scheinen die Freelance Whales nun zum Ende dieser Dekade die Whale-Ära einzuläuten. Auch hier schliesst sich der Kreis mit Arcade Fire, die 2004 mit ihrem Debüt-Album „Funeral“ all diesen animalischen Indie-Rock-Bands den Pfad geebnet haben.
Freelance Whales – Starring
Freelance Whales – Generator ^ First Floor