Platte der Woche: frYars – Dark Young Hearts
Von Mathias Menzl | 13. Oktober 2009 | 2 Kommentare
Ein Neunzehnjähriger, der für sein Debüt-Album Dave Gahan als Gastsänger engagieren kann, der muss entweder viel Kohle oder etwas drauf haben. Wir plädieren für Letzteres.
Der amerikanische Musikblog Stereogum bezeichnete Brett Garrett alias FrYars als Hitmaschine. Das war anlässlich der Veröffentlichung seiner EP „The Ides“ im November 2007. Mittlerweile sind fast zwei Jahre vergangen, der Release seines Debüts „Dark Young Hearts“ wurde mehrere Male hinausgeschoben und ist nun Ende September endlich offiziell erschienen. Hits bleiben aber Hits, egal in welchem Jahr sie veröffentlicht werden.
Mittlerweile ist der Londoner Teenager 19 Jahre alt und produziert als One-Man-Show Ohrwürmer am Laufmeter. Die Songs verströmen das Je-ne-sais-quoi des Synthie-Pop, das man mit beschwingter Melancholie beschreiben könnte. Songs, die sowohl traurig als auch fröhlich klingen, je nach eigener Laune halt. Garrett hat aber mehr zu bieten. Der Song „The Ides“ zeigt ihn zum Beispiel als elektronischen Kammermusikanten. Ein Piano-lastiges Stück mit zurückhaltenden Synthies. Auch sonst erinnern Garretts Songs eher an das Produkt eines Singer/Songwriter als an hippen Synthie-Pop. Die Songs sind denn auch nur bedingt tanzbar.
Der Engländer reiht sich ein in die Liste anderer Musik-Wunderkinder wie Randolph Chabot alias Deastro, Conor Oberst (Bright Eyes u.a.) und Zach Condon alias Beirut. Alle haben sie eines gemeinsam: Sie klingen schon im Teenie-Alter älter als sie wirklich sind. Die englische Presse verweist im Rahmen ihrer frYars-Berichterstattung auch auf Personen wie Jarvis Cocker, Patrick Wolf oder sogar Bowie. Ersterer wohl, weil Garrett sehr „sophisticated“ und zuweilen auch theatralisch klingt und Letzterer wegen der oft Hymnen- ja gar Symphonie-haftigen Kompositionen auf „Dark Young Hearts“.
Vergleiche halten dem Original aber nur bedingt stand, denn eigentlich trennen ihn, Bowie und Cocker wenn nicht Lichtjahre so zumindest ein paar Erdumrundungen. Der Mann wurde aber trotz seines ziemlich kleinen musikalischen Ausweises schon einige Male geehrt. Den Ritterschlag gabs von Dave Gahan, der unbedingt auf einem seiner Tracks mitsingen wollte und dies auf „Visitors“ (Video siehe unten) dann auch durfte. Goldfrapp haben ihn nach dem Release seiner zweiten EP „The Perfidy“ als Support mit auf Tour genommen und nun veröffentlicht frYars seine Debüt-Platte auf Rough Trade.
Vielleicht liegt es ja am Trinkwasser in der Schule. Brett Garrett drückte nämlich mit den Mitgliedern von Cajun Dance Party und Bombay Bicycle Club in Nordlondon zusammen die Schulbank. Erstaunen tut einen nur noch eines: Wieso ist frYars nicht schon viel bekannter?
frYars – Lakehouse
2 Reaktionen
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17:43 Uhr, 13.10.2009, Link
Mir gefällt ja dieses New-Romantic-Gehabe (vor allem im letzten Video). Ähnlich wie bei Friendly Fire … I can dig it!
06:41 Uhr, 30.8.2010, Link
Ich vermisste seine Show mit St. Vincent und jetzt bin ich sehr traurig. Seine Stimme erinnert mich an Alex Kapranos, Franz Ferdinand, wenn nur geblieben war interessant! Ja, wie du, ich frage mich, warum Fryars nicht auf jedem iPod! Ich muss die EPs jetzt hören.