Platte der Woche: Verstörende, betörende Editors
Von Mathias Menzl | 6. Oktober 2009 | 13 Kommentare
Das dritte Album der Editors, „In This Light And On This Evening“, wird polarisieren. Wir vertreten die positive Seite.
Die Editors sind wahrscheinlich jene englische Retro-Band der Nullerjahre, welche sich die meisten Copy-Paste-Vorwürfe hat anhören müssen. Viele sahen in ihnen sogar eine Kopie einer Kopie. Es waren nämlich die New Yorker Interpol welche Joy Division wieder zum Leben erweckt haben, die Editors hätten es dann Interpol einfach gleichgetan, so der oft erhobene Vorwurf.
Die Band aus Birmingham hat trotz ihrem Ruf zweifelsohne sehr viele Vorzüge. Ihr Debüt hat viele weggeblasen, inklusive der Kritiker. Der Nachfolger machte die Band zur zweitgrössten englischen Band hinter den Arctic Monkeys, zumindest gemäss The Mail on Sunday. Die Editors waren also auf gutem Weg in die ganz grossen Hallen.
Trotz dem erfolgreichen Weg, den die Band eingeschlagen hat, haben sie sich nicht davor gescheut neue musikalische Wege zu gehen. „In This Light And On This Evening“ ist verglichen mit den Vorgängern kalt, düster, Synthie-lastig, elektronisch, einer Science Fiction-Szenerie gleichend. Die Songs sind beherrscht von einer permanent bedrückenden Stimmung, erfüllt mit Agonie und dem Drang nach Eskapismus. Keine schöne Vorstellung. Dennoch bleibt man hängen und wird eingesogen in die vor Kälte, Düsterkeit und Strenge trotzenden Songs. Es ist wie ein böser Fluch, der sich pötzlich in einem Segen auflöst.
Tom Smith: “In my opinion the great bands evolve over the course of their careers and take risks…this album will alienate some Editors fans, it will split opinion…good.“
Trotz dem Aufbruch zu neuen Sounds, bei denen die Editors von Mark „Flood“ Ellis (Depeche Mode, U2, Nine Inch Nails) unterstützt wurden, werden die Plagiatsvorwürfe wahrscheinlich nicht verstummen. Anstatt Joy Division wird mit Bestimmtheit auf Depeche Mode oder New Order referenziert. Das ist schade, denn „In This Light And On This Evening“ überzeugt mit grandios-simplen Tracks, die schlicht und ergreifend grosse Poptunes darstellen. Und Einfachheit mit Nachhaltigkeit zu verbinden, ist bekanntlich ein schweres Unterfangen.
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