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La Carta De Barcelona N°9: Faraday

Von    |   6. Juli 2009   |   1 Kommentar

Absolut Faraday ist ein charmantes Festival mit nur 1000 Besuchern am Strand von Vilanova i la Geltrú, 45 Kilometer südlich von Barcelona. Es gab einiges zu entdecken, ausserdem die Lucksmiths auf Abschiedstour und The Divine Comedy in Hochform.

Für den düsteren Wave- und Postpunk-Sound von Ipso Facto, war es noch ein bisschen früh am Tag, diesen Namen werde ich mir aber merken, ihr Debütalbum soll später in diesem Jahr bei Mute erscheinen.

Danach gleich eine weitere Entdeckung: The Leisure Society aus Brighton. Eine siebenköpfige Truppe um Songwriter Nick Hemming, der ehemalige Gitarrist der Creation-Band The Telescopes. Ihr harmonischer Indiefolk mit Streichern, Querflöte und Glockenspiel könnte auch Fans der Fleet Foxes glücklich machen. „The Sleeper“, ihr Debütalbum ist im März bei Willkommen Records erschienen.

leisure_society

Headliner des ersten Abends waren The Lucksmiths. Die australischen Twee-Helden befinden sich gerade auf Abschiedstournee, nach 16 Jahren und elf Alben soll danach Schluss sein. Dementsprechend spielten sie sich durch ein Best-Of-Set mit nur wenigen Songs von „First Frost“, der aktuellen LP aus dem letzten Jahr. Besonders schön die paar Stücke, bei denen sie sich von Gary Olson von der New Yorker Band The Ladybug Transistor an der Trompete begleiten liessen.

lucksmiths

Der Abschluss des ersten Tages bildeten Half Foot Outside, eine in der in der spanischen Indieszene vielbeachteten Band aus Pamplona. Erinnerten mich an Guided By Voices, Superchunk und Teenage Fanclub – also gut.

Eher elektronische Klänge erwarteten wir von Shugo Tokumaru, angekündigt als the next Cornelius. Stattdessen spielte der Japaner wunderbar verschrobenen Folk-Pop, glockenhell singend und virtuos an der akustischen Gitarre, begleitet von seiner Band mit allerhand ungewöhnlichen Instrumenten – kleine Plastik-Keyboards, Kindergitarren, Xylophone, Melodicas, Rasseln – wovon die meisten aus einer Spielzeugabteilung zu stammen schienen. Eine weitere grossartige Entdeckung, das aktuelle Album „Exit“ ist im Jahr 2008 erschienen.

Ebenfalls noch nie etwas gehört habe ich von The Mummers, einer orchestralen Pomp-Pop-Band um Sängerin Raissa Khan-Panni, die sich gut für Soundtracks von Märchenfilmen eigenen würde. Cooles, eigenwilliges Cover von Passion Pit’s „Sleepy  Head“.

mummers

Und mit eigenwilligen Covers ging’s gleich weiter, Manel coverten den Pulp-Klassiker Common People – auf katalanisch! „La Gent Normal“ kann man sich hier anhören.

Dann der absolute, herrausragende Höhepunkt des Festivals: The Divine Comedy. The Divine Comedy ist der Nordire Neil Hannon, seit Anfang der Neunzigerjahre veröffentlicht er in regelmässigen Abständen theatralische, orchestrale Alben zwischen Scott Walker, ELO und Morrissey. Hier präsentierte er seine Lieder – alles kleine, tragischkomische Geschichten – alleine am Flügel oder an der akustischen Gitarre, ganz ohne Streicher, ohne Bläser, ohne Firlefanz. Glücklicherweise, denn auf Platte war mir das immer ein bisschen zu pompös. So aber war es schlicht hinreissend, zumal Mr. Hannon ein sympathischer Entertainer ist, der es schaffte, das sonst sehr unaufmerksame Festivalpublikum so in seinen Bann zu ziehen, dass es sogar mal die Klappe hielt.

Die 1990s aus Schottland hätten mit ihrem LaLaLa-Singalong-Rock auch grossen Spass gemacht. Leider hatten sie nach zwanzig Minuten und fünf Hits keine Lust mehr und verschwanden wieder.

Nicht weniger chaotisch der Auftritt von The Ruling Class. Die Madchester-Revival-Band klingt nicht nur wie The Stone Roses, Ride oder The Charlatans, sie versuchen auch in allen anderen Belangen ihren Vorbildern nachzueifern: Drogen, Frisuren, Kleider, Gehabe – stimmt alles, wirkt aber leider auch ein bisschen lächerlich. Schade, es waren ein paar Klasse Songs dabei.

ruling_class

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