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Klaus Schulze: The Wizzard of Moog

Von    |   23. Juni 2009   |   2 Kommentare

Die Retrospektive „La Vie Electronique“ schaut Klaus Schulze bei der Erfindung der elektronischen Musik über die Schulter. Ein Stück Musikgeschichte.

SchulzeKlaus Schulze ist ein Träumer, der seinen Traum verwirklicht hat. Lange bevor Midi-Sequenzer- und Sampling-Technologien auf den Markt kamen, hatte Schulze eine Vision: Er wollte elektronische Musik machen.

Dies gelang dem Ost-Berliner Klangforscher Jahre bevor Kraftwerk, Giorgio Moroder und Jean-Michel Jarre mit ihren Synthesizern Musikgeschichte schrieben. Nach seinen Anfängen als Schlagzeuger bei Tangerine Dream und Ash Ra Tempel begann Schulze Ende der 60er mit Hallspiralen, Echomixern und Gitarrenverstärkern herumzuexperimentieren, bis er sich schliesslich einem revolutionären Instrument zuwandte: Dem Moog-Synthesizer.

Die Musik, die Schulze auf dem Gerät komponierte, war so andersartig, dass sie bei Musikkritkern einen schweren Stand hatte. Wie ratlos die Medien seiner Zukunftsmusik gegenüberstanden, zeigen die Absurdities, die Schulze auf seiner Website gesammelt hat. Schulzes Stücke nahmen in der Regel eine komplette LP-Seite in Anspruch. Für Zeitgenossen mussten sie sich wie Ragas für Ausserirdische anhören. Seine Musik war meditativ, kosmisch und sakral. Ein endloser Fluss, geprägt von einer geisterhaft modulierenden Orgel, die wie ein Raumschiff durch ferne Galaxien gleitet.

Klaus Schulze ist einer der wenigen Musiker, der von sich behaupten kann, einen eigenen Klangkosmos erschaffen zu haben. Seine Diskografie umfasst unglaubliche 80 Alben. Nun lässt eine monumentale Retrospektive seine Karriere Revue passieren. Im Fokus steht dabei neben den Studioalben Material aus Schulzes Archiv, das bereits in den 90ern auf insgesamt 50 CDs veröffentlicht wurde. Obwohl man sich fragen kann, wer 64 Stunden Klaus Schulze zu Hause rumstehen haben möchte, waren die limitierten Box-Sets rasch vergriffen. Neben ihrem exorbitanten Preis hatte die Reihe ein weiteres Manko: Die Stücke waren nicht in chronologischer Reihenfolge angeordnet.

Anders ist dies bei der neuen Retrospektive „La Vie Electronique“, die anhand von 3-CD-Sets Schulzes Entwicklung von den späten 60ern bis in die Gegenwart chronologisch nachvollziehen lässt. Bereits erscheinen sind Volume I & II, die Einblick in je drei Schaffensjahre geben. Volume I deckt mit den Jahren 1969-72 eine besonders interessante Phase ab, weil sie die Experimente dokumentiert, die Schulze vor seinem 72er-Debüt „Irrlicht“ machte. Über vier Stunden hinweg zeigt sich, wie Schulze seinen Sound durch unermüdliches Tüfteln verfeinert hat. Man wird Zeuge der Erfindung der elektronischen Musik. Schulze über seine Frühphase:

„Damals meinte ich mit E-Maschinen die ganzen Sachen wie Hallspirale, Mikrofone, einen kleinen Echomixer und meinen Fender-Gitarrenverstärker. Den hatte ich ans Mischpult angeschlossen, bin aber mit dem Output vom Verstärker gleich wieder zurück in einen Mikrokanal vom selben Pult gegangen. Wenn du aufdrehtest, fing das Ding natürlich tierisch zu pfeifen an: eine Rückkoppelung, ist ja klar. Wenn du dann am Fender den „Tremolo-Knopf“ gedreht hast, fing der Ton an zu modulieren. Ich habe echt gerade die Platte geschafft, da war das Ding auch schon kaputt. Ja, und dann hatte ich natürlich meine Teisco-Orgel, da gab es damals schon so ein Pitch-Rad. Außerdem hatte ich sie aufgemacht und an den Oszillatoren ein paar Kabel umgesteckt, einfach so… Ich habe keine Ahnung von Technik, aber es klang auf einmal ganz anders. Das fand ich gut.“

Klaus Schulze 1977@WDR, mit seinem legendären, 100kg schweren Big Moog:
[youtube BUCYq2qLxJc]

Wie bereits im letzten Jahr ist Klaus Schulze diesen Herbst wieder mit Lisa Gerrard auf Tour, mit der er 2008 das Album „Farscape“ veröffentlicht hat.

17.9. Arkady Kubickiego, Warschau
19.9. Tempodrom, Berlin
20.9. Rabozaal, Amsterdam
22.9. Lichtburg, Essen
23.9. La Cigale, Paris

2 Reaktionen

  1. #1 Korrektorat

    13:48 Uhr, 23.6.2009, Link

    Wer kommt mit nach Paris?

  2. #2 Ralph Hofbauer

    11:45 Uhr, 24.6.2009, Link

    In Amsterdam sind die Drogen besser.

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