Satan’s Inn: Schwärzer denn je
Von C. Destroyer | 25. Februar 2009 | 1 Kommentar
Black Metal. Die dunkelste, kaputteste, zerstörerischste aller Metal-Spielarten. Hier endet der Spass, hier beginnt es weh zu tun. In der Black Metal Szene tummeln sich die fürchterlichsten Gestalten die man – nebst Dieter Bohlen – in der Musikszene finden kann.
Stichworte dazu sind etwa: Burzum, NSBM, brennende Kirchen. So weit, so schlecht… Aber: Es gibt auch Black Metal, der sich jenseits von pubertärem Teufelszeug bewegt und einfach nur gnadenlos gut und ungemein faszinierend ist. Musik deren Wirkung sich am ehesten mit „Blair Witch Project“ vergleichen lässt, die einen aufwühlt und zu packen vermag. Sofern man denn ein Faible für harte Töne hat. Wer sich darauf einlassen will, dem sei z.B. das neue Album „Memoria Vetusta II – Dialogue With The Stars“ (Candlelight Records) der Franzosen Blut Aus Nord empfohlen. Die E-Card dazu gibt’s hier (leider werden die Tracks ausgefadet). Nach einigen Ausflügen in experimentellere Gefilde kehren Blut Aus Nord zu ihren Wurzeln zurück: Hyperschnelle Beats (vom Drumcomputer), bösartiges Gekeife, Gitarren wie Kettensägen, gespenstische Keyboard-Sounds. Doch unter der harschen Oberfläche verbergen sich Melodien, die einen auf die Knie sinken lassen. Die letzten 3 Minuten des über 8-minütigen Songs „The Alcove Of Angels (Vipassana)“ etwa sind geradezu anbetungswürdig und dürften auch bei Post-Rock-Fans auf Gefallen stossen.
Ebenfalls für eine Annäherung von Seiten des Post-Rock-Genres geeignet sind Wolves In The Throne Room, deren letztes Album „Two Hunters“ den spiegel.de-Kritiker glatt die 9 zücken und Folgendes schreiben liess: „Wer zwischendurch doch mal wissen will, was eigentlich Sache ist, der kauft bitte genau diese Platte.“ Die harten Passagen sind etwas grimmiger als bei Blut Aus Nord, die Atmosphäre in den ruhigeren Parts noch eine Spur beklemmender. Soeben ist die Vinyl-only EP „Malevolent Grain“ erschienen. Ende März folgt das neue Album „Black Cascade“ (Southern Lord), sicherlich eines der meisterwarteten Black-Metal-Alben des Jahres.
Übrigens: Wer sich lieber auf wissenschaftlicher Ebene mit Black Metal beschäftigt, dem sei die Magisterarbeit „Black Metal – Musiksoziologische Analyse der Darstellungsformen und -inhalte einer Subkultur“ zur Lektüre empfohlen.
> C. Destroyer berichtet in der Reihe „Satan’s Inn“ für 78s regelmässig aus der Welt der schnellen und harten Riffs. Sind die Artikel zu hart, seid ihr zu schwach. Wenn ihr noch mehr wollt, hier entlang bitte.
Eine Reaktion
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11:09 Uhr, 26.2.2009, Link
In diesem Kontext wäre auch das neue Album der helvetischen (okay: Walliser) Black-Metal-Institution Samael eine Erwähnung wert. Eine Platte ohne Rücksicht auf Verluste.