78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Eine Lanze für die Lovebugs

Von    |   19. Januar 2009   |   78 Kommentare

Fans muss man sich erarbeiten, Feinde ebenso. Die Lovebugs haben in 15 Jahren Bandkarriere vieles richtig gemacht. Eine Würdigung zum zehnten Album.

Vielleicht sollte ich Eingangs erwähnen, dass ich die Musik der Lovebugs nicht besonders mag. Sie haben gute Ideen und grosse Melodien, aber es fehlt der Mut zu Zwischentönen. Das, was Chris von Rohr, mit dem die Lovebugs auch schon zusammen gearbeitet haben, mit seinem „meh Dräck“ meint.

Auch ihr zehntes Album „The Highest Heights“ (Gadget) macht da keine Ausnahme. Gefälliger, aber entbehrlicher 80er Synthie-Pop mit auffallend dominanten Beats. Gewohnt unverfroren werden Vokalfolgen eingestreut, dass einem das Blut im Herzen gefrieren könnte.

Am Freitag kommt das Album in den Handel. Ich käme niemals auf die Idee, es mir zu kaufen. Weil ich ganz einfach einen anderen Musikgeschmack habe. Das heisst aber nicht, dass die Lovebugs etwas falsch machen.

Man wirft ihnen vor, sie hätten sich von ihren Indie-Wurzeln entfernt und würden nur noch Mainstream-Radiohits produzieren. Aber erstens sind es genau diese Indie-Wurzeln, die die Lovebugs von vielem unterscheidet, was sich in den Charts tummelt. Sie haben sich selber dorthin gearbeitet, wo sie jetzt stehen. Und zweitens: Wer von uns hat schon einen Radiohit produziert? Eben.

Die Lovebugs haben sich in einem Genre durchgesetzt und jahrelang behauptet, in dem die internationale Konkurrenz mit der ganz grossen Kelle anrührt. Gitarren-Popmusik, das ist U2, ist Keane, ist Snow Patrol, ist The Killers. Niemand bräuchte die Lovebugs – und doch haben sie bereits rund 350’000 Alben verkauft (davon 100’000 im Ausland).

Ein Gölä hat zwar deutlich mehr Platten verkauft als es die Lovebugs je werden. Aber in einer Nische, die keine internationale Konkurrenz kennt. Als Gölä auf englisch sang, interessierte das keinen Menschen. Und wie erfolgreich wären wohl Züri West, Patent Ochsner und Plüsch, wenn ihre Texte nicht auf Mundart wären?

Doch die Lovebugs auf ihren kommerziellen Erfolg zu reduzieren, würde der Sache nicht gerecht. Sie haben ihren Stil gefunden und perfektioniert. Ein Lovebugs-Song ist sofort zu erkennen, ob man ihn nun mag oder nicht.

Und, nicht zuvergessen: Die Lovebugs haben, zumindest in Basel, eine neue Musikergeneration inspiriert und in den 90ern so manchen Jungspund dazu gebracht, selber mit einer Gitarre in den Keller zu steigen. Entstanden sind daraus nicht tausend neue Lovebugs, sondern durchaus Bands, die ihren eigenen Weg eingeschlagen haben. Die aber dank den Lovebugs gemerkt haben, dass es sich lohnt, Musik zu machen und ehrgeizig bei der Sache zu sein. Dafür gebührt den Lovebugs ein Lob.

Viele lieben sie, viele hassen sie – alle kennen sie. So verkehrt war das wahrlich nicht, was die Lovebugs in 15 Jahren gemacht haben. Gut, gibt es sie.

Die ersten Konzerte der Tour:
22. Januar: Hafenkneipe Zürich
23. Januar: Sous Soul Bern
24. Januar: Kuppel Basel