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Dr. Pop, welche CD soll ich meinen Eltern zu Weihnachten schenken?

Von    |   19. Dezember 2008   |   5 Kommentare

Noch fünf Tage sind die Geschäfte geöffnet. Wer nicht schon wieder ein Buch schenken möchte, greift zu einer CD. Doch zu welcher?

CDs gehören nicht gerade zu den originellsten Geschenkideen. Auf der Fantasielosigkeitsskala an erster Stelle steht bekanntlich Geld, dichtgefolgt von Wellnessweekend- und Yogakurs-Gutscheinen. Ersteres kann man – auch wenn man es nicht zugeben möchte – eigentlich immer brauchen, letztere laufen meistens ab, bevor man von ihnen Gebrauch macht. Unpersönlich ist beides. Eine etwas persönlichere Note haben Bücher und CDs, denn mit ihnen kann man dem Beschenkten etwas ans Herz legen. Deshalb sollte man sie mit Bedacht auswählen und sich nicht einfach das Erstbeste aus der Wühlkiste krallen.

Wenn die CD nach den Festtagen noch von Belang sein soll, empfiehlt es sich das Genre Weihnachtsmusik gleich ganz auszuschliessen. Steuern Sie im Fachhandel also an den verlockend billigen CDs von The Priests, den Schlager-Weihnachten und am „December Song (I Dreamed Of Christmas)“ vorbei, es sei denn, Ihre Mutter weiss noch immer nicht, dass George Michael schwul ist. Doch dann schenken Sie ihr vielleicht besser gleich eine CD der Tenor-Boygroup Il Divo, wenn möglich inklusive Ticket fürs Hallenstadion.

Sollten Ihre Eltern Teil der 68er-Generation sein, liegen Sie mit den grossen Helden dieser Zeit natürlich nie falsch. CDs oder im Idealfall gleich eine ganze Anthologie von den Beatles, Janis Joplin, Bob Dylan und Konsorten werden Ihre Eltern in Erinnerungen schwelgen lassen und können vielleicht sogar frischen Wind ins elterliche Schlafzimmer bringen. Sprösslinge der 68er-Generation sind ja auch ein Grossteil jener Entertainer, die die Samstagsabendunterhaltung Ihrer Jugend geprägt haben. Typische Wetten-Dass?-Künstler wie Phil Collins oder Tina Turner kommen bei den meisten Eltern immer gut an.

Neuerscheinungen im Genre Elternmusik gibt es zur Zeit einige: Wenn ihre Eltern ein Ferienhaus in der Provence haben, freuen sie sich vielleicht über die neue CD von Charles Aznavour. Falls sie englischen Schmalz bevorzugen, wäre das neue Album von Chris De Burgh die erste Wahl. Oder wieso nehmen Sie nicht das neue Tracy Chapman-Album für die Mutter und die Grönemeyer Best-of „Was Muss Muss“ für den Vater?

Wenn Sie Ihren Eltern lieber einen Künstler Ihrer eigenen Generation nahe bringen wollen, möchte ich von allzu heissem Scheiss abraten. Behalten Sie die hippen Indiebands für sich und schenken Sie stattdessen etwas Entspannendes, etwas, das einfach nur schön ist. Am besten eine CD von harmlosen Chanteusen wie Katie Melua oder Dido. Oder wie wär’s mit der neuen Sophie Hunger? Dann könnten Sie aus dem nächsten Hunger-Konzert gleich einen Familienausflug machen.

Sollten Ihre Eltern aufs Alter hin die Klassik entdeckt haben, würde ich Ihnen raten, keine CDs von der Cello-Fee Sol Gabetta oder vom japanischen Tastenwunder Lang Lang zu schenken, denn wahrscheinlich haben Ihre Eltern diese schon längst oder schenken sie sich gegenseitig. Suchen Sie lieber nach einer erbaulichen Symphonie – vielleicht nicht grad einen Allgemeinplatz wie Beethovens 9. sondern eher etwas von Mahler – oder zeigen Sie mit einer CD von Arvo Pärt, dass Sie sich auch mit moderner Klassik auskennen.

Am hingebungsvollsten ist es natürlich selbst eine CD zu brennen, falls Sie nicht ausschliesslich Punkrock, HipHop oder Elektro hören versteht sich, denn für das sind nunmal einfach alle Eltern zu alt. Doch egal für was Sie sich entscheiden – am Schluss verstaubt die CD vermutlich ohnehin im Regal, weil Ihre Eltern nur noch auf dem ipod Musik hören, den sie von Ihnen auf die vorletzten Weihnachten bekommen haben. Also vielleicht doch lieber ein itunes-Gutschein?

> Leserfragen an Dr. Pop, den Briefkastenonkel von 78s, an: dr.pop(ät)78s.ch

5 Reaktionen

  1. #1 Ronnie

    15:52 Uhr, 19.12.2008, Link

    hab vor 2 jahren meiner mutter EELS – LIVE AT TOWN HALL geschenkt.
    und sie findet sie gut.

  2. #2 ray gamma

    20:12 Uhr, 19.12.2008, Link

    mein vater kriegt dieses jahr john mayall with eric clapton „blues breakers“, meine mutter die neue tom jones, bruder 1 wird sich über cut copy freuen und bruder 2 über „remind me in 3 days“ von the knux.

    jetzt fehlt nur noch das geschenkpapier.

  3. #3 barone

    16:44 Uhr, 23.12.2008, Link

    meine mam hat sich im dezember bligg und die neue killers gekauft…

  4. #4 Torrez

    10:41 Uhr, 17.3.2009, Link

    Bin ein bisschen spät aber wie wärs mit Michael Hirte oder James
    (B)Last ???

  5. #5 Frieder

    13:34 Uhr, 8.10.2009, Link

    Hm, also wenn man hemmungslose Musik schenken will, hab ich einen Tip! ;-)
    „Nostalgische Weihnacht“, sechs CDs mit den gefühlvoll-schnulzigen Lieder von Peter Alexander, Erika Köth usw… das klingt wie das Radioprogramm am Heiligabend und weckt Erinnerungen an die Kindheit.
    Kitschig aber nett!

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