Himmlisches Teufelszeug
Von Marco Durrer | 7. November 2008 | 0 Kommentare
„Turn on, tune in, drone out“ – Motto und Umstände haben sich seit den 1960ern gewandelt, mutmasslich bewusstseinsveränderte Musik ist geblieben. Und rockt heutzutage wie eh und je.Trotz der Gefahr einer inflationären Verwendung ist das vielsagende und oft vorurteilbehaftete Adjektiv ‚psychedelisch‘ für die Beschreibung von The Black Angels einmal mehr unumgänglich.
Psychedelia hat ihre subversive Kraft längst verloren, wurde aber auf der vornehmlich untergründig gebliebenen neo-psychedelischen Welle durch die 1980er ins neue Jahrhundert getragen. Seit ein paar Jahren erhält der Begriff durch einige junge, auch populärere Bands frischen Rückenwind. So verkünden auch die 2004 in Austin, Texas, erschienenen Schwarzen Engel dessen erneute Auferstehung. Oder verleihen zumindest dem Gerücht seines Fortbestandes weiteren Nachdruck. Die teuflisch gute und per „Hypno-Rock’n’Drone“ überbrachte Nachricht der Himmelsboten sprengt die spröde Einfalt religiöser Dogmen und verführt zum ausgiebigen Genuss verbotener Früchte.
PsychRock wie aus dem Bilderbuch: Dichter, die Sinne betäubender Klangnebel lässt die psycho(audio)aktiven Essenzen von etwa Brian Jonestown Massacre, Spacemen 3, The Warlocks und The Doors miteinander zum edlen Hypnotisiakum reagieren und entführt kurzerhand in nicht ganz geheuer schöne Zwischenwelten faszinierender Bewusstseinstäuschungen. Zurück bleibt das angenehme Gefühl, trotz aller falschen Verlockungen einer gottlosen Postmoderne zur rechten Zeit zu leben, in der auch ohne Drogen (fast) alles möglich scheint.
Das im Frühling erschienene zweite Album „Directions To Seek A Ghost“ enthält eine noch höhere Dosierung an Flash-Prozenten als „Passover“ (2006) bereits zu bieten hatte. Die Platte besitzt unwiderstehlich hypnotische Dynamik und rockt wie Sau bzw. Satan. Nur schade, dass die Black Angels während ihrer Europatournee im Dezember die Schweiz umfliegen (müssen) und so keiner hiesigen hilfsbedürftigen Psyche zum Höhenflug verhelfen (können).
Eine volle Gratis-Dröhnung „Doves“ vom neuen und „The First Vietnamese War“ vom alten Album kann man sich beim Label Light in the Attic reinziehen. Hier sollen einige (noch) bessere Songs gluschtig machen:
The Black Angels – Science Killer
[audio:http://www.box.net/shared/static/shwrye8g0w.mp3]
The Black Angels – Mission District
[audio:http://www.qfsmayhem.com/files/The%20Black%20Angels-Directions%20To%20See%20A%20Ghost-04-Mission%20District.mp3]
The Black Angels – You On The Run
[audio:http://www.qfsmayhem.com/files/The%20Black%20Angels-Directions%20To%20See%20A%20Ghost-01-You%20On%20The%20Run.mp3]
The Black Angels – Manipulation (von „Passover“)
[audio:http://www.rocktownhall.com/blackangels/06_Manipulation.mp3]
The Black Angels – Young Men Dead
[audio:http://omahype.com/blogtunes/blkangelsyoungmendead.mp3]
78s wird seit Juni 2015 nicht mehr redaktionell betreut. Die Kommentarfunktion ist deswegen deaktiviert.