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Favez: „Oh, diese Typen leben noch?“

Von    |   2. Oktober 2008   |   1 Kommentar

Wenn Chris Wicky loslegt, ist er nicht mehr zu bremsen. Weder auf der Bühne, noch im Interview. Mit 78s.ch unterhielt sich der Favez-Frontmann über die Energie auf der Bühne und das nächste Kapitel in der Bandgeschichte.

Noch vor drei Jahren standen Favez vor dem Ende.
Chris: Jedes Mal, wenn wir ein Album aufnehmen, fragen wir uns, ob wir das wirklich tun wollen. Damals dauerte alles etwas länger. Wir waren zuvor lange getourt und irgendwie wurde uns das alles ein wenig zu laut. Je älter man wird, desto mehr strebt man nach Veränderungen. Wir wollen nicht so klingen, wie wir mit 17, 18 Jahren klangen. Wir gingen also in den Proberaum und versuchten uns an ganz ruhigen Songs, sehr basisorientiert. Aber die funktionierten irgendwie nicht. Wir müssen offensichtlich energetische Songs machen, sie müssen zumindest ein wenig rocken.

Das war, als die Keyboards ins Spiel kamen?
Genau. Damit wurde die Musik harmonischer, viele neue Türen wurden geöffnet. Das klang alles so aufregend für uns. Wenn wir auf der Gitarre einen C-Akkord gespielt haben, dann hat das uns nur gelangweilt. Und dann kam Jeff, spielte etwas auf dem Keyboard und wir drehten fast durch. Dabei war es ebenfalls ein C-Akkord.

Das klingt wie eine Art „Pre-Midlife-Krise“.
Nicht wirklich. Wir versuchen Krisen immer im Vorfeld abzuwenden. Nehmen wir als Beispiel Fabrice, unseren Drummer. Er hat zwei Kinder und eine Frau. Wenn er nie zuhause wäre, dann wäre das natürlich ein Problem. Das ist aber nicht der Fall – und seine Frau liebt ihn auch dafür, dass er bei Favez ist. Wir touren aber auch nicht mehr so ausgiebig, wie noch in den Jahren 1999 bis 2003. Wir spielen heute weniger, dafür an ausgewählten Orten.

Ist die Energie auf der Bühne die gleiche wie in der Anfangsphase?
Ich denke schon. Wir haben einige Videos von unserer letzten Tour in Deutschland gesehen und die mit Live-Videos aus früheren Jahren verglichen. Und da spürt man immer noch die gleiche Energie, obschon wir zehn Jahre älter sind. Aber jetzt machen wir die Musik für uns – wir müssen niemandem mehr etwas beweisen.

Euer aktuelles Album „Bigger Mountains, Higher Flags“ sei das erste Kapitel einer Geschichte, die hoffentlich lange andauern werde. Was sind die nächsten Kapitel?
In der Anfangsphase einer Band fragt man sich jeden Tag, was als nächstes kommt. Werden wir Millionen von Alben verkaufen? Oder stehen wir kurz vor dem Split? Heute sind wir offener. Vielleicht werden wir als 50-Jährige sogar Bluesrock spielen, wenn das für uns stimmt. Wir schätzen es, in den Proberaum zu gehen, ohne zu wissen, was sich entwickelt. Wenn man hingegen dorthin geht mit dem Wissen, wie man klingen soll, dann ist das nur noch langweilig.

Der nächste Schritt ist ein neues Album?
Momentan sind ja noch Alben angesagt, aber vielleicht werden bald nur noch einzelne Songs veröffentlicht. Wir haben schon länger darüber nachgedacht. Aber das macht es schwieriger für Bands, auf Tournee zu gehen. Wir müssen ein finales, grosses Ding veröffentlichen, damit wir Aufmerksamkeit kriegen und Shows spielen können. Je näher wir an einer Albumveröffentlichung sind, desto mehr Leute kommen an die Konzerte. Je weiter entfernt man davon ist, desto mehr häuft sich die Frage: „Oh, diese Typen leben noch?“

Eine Reaktion

  1. #1 Fred

    00:59 Uhr, 2.9.2009, Link

    Ich meine!

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