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Hereinspaziert in Leilas Varieté

Von    |   24. August 2008   |   0 Kommentare

Die neue Platte der Elektro-Avantgardistin Leila Arab ist zwar schon längst in vieler Munde, dennoch soll hier nochmals auf das äusserst vielfältige dritte Werk der Londoner Exil-Iranerin hingewiesen werden.

Leila ArabAls 7-jährige war Leila 1979 mit Familie aus dem Iran geflüchtet, sie wurde Live-Mixerin in Björks Band und Ende der 90er neben Andrea Parker zu einer der wenigen Grandes Dames der (Londoner) Experimental-Elektroszene. Inzwischen sind ihre Eltern verstorben (worauf sie angeblich gar keine Musik mehr machen wollte) und bereits zehn resp. acht Jahre vergangen seit ihren ersten zwei Alben „Like Weather“ und „Courtesy of Choice“. Anfangs Juli folgte nun endlich ihr dritter Streich.

„Blood, Looms and Blooms“  (Warp/Musikvertrieb) unterstreicht erneut ihre avantgardistische Verspieltheit und ist doch ein relativ zugängliches, wenngleich sehr heterogenes Werk geworden. Die „Persische Königin des Elektro“ nimmt uns mit auf eine illustre Reise durch das bizarre Innenleben einer begnadeten Beat-Alchemistin, das mal durch dramaturgische Schwere à la Massive Attack, mal durch quirrlige Luftigkeit à la Plaid oder schleppende Verquertheit à la Tricky Ausdruck findet. Und doch sind Vergleiche letztlich müssig, denn alle Ähnlichkeiten fliessen ein in eine einzigartige, skurrile Darbietung eines untergründigen Varietés, das Leilas Prognose folgt und erfüllt: „The fun will start if we make electronics feel alive again“.          

Mit auf der Bühne stehen und mitverantwortlich für eine unterhaltsame, abwechslungsreiche Show zeichnen etliche Gaststimmen, wozu Martina Topley-Bird, Terry Hall (Specials, Fun Boy Three) und Andy Cox (The Beat, Fine Young Cannibals) ebenso zählen wie Leilas Schwester Roya (die ihre Stimme u.a. Archive lieh für deren unvergessliches Debut „Londinium“) und andere Freunde mitsamt deren Kindern. Dass sich Massive Attack, Björk (mit welchen sie dieses Jahr jeweils durch England getourt ist) oder Aphex Twin gerne als Gäste zu ihren Vorführungen gesellen, sollte Qualitätsnachweis genug sein. Also – Vorhang auf!  

Leila – Little acorns (w/Khemahl & Thaon Richardson)     
[audio:http://assets.artistdirect.com/Downloads/artd/listen/littleacorns.mp3]
Leila – Norwegian wood (Beatles cover w/Luca Santucci)
[audio:http://moviesofmyself.typepad.com/files/10-norwegian-wood-w-luca-santucci.mp3]
Leila – Lush dolphins (video)

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