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Dr. Pop, darf man an Festivals einen Bierhut tragen?

Von    |   31. Juli 2008   |   21 Kommentare

An Festivals ist nichts peinlich. Ausser lustige Hüte.

Illustration: Sarah von Blumenthal

Gut aussehen ist an Openairs Nebensache. Selbst Regenstiefel, Öljacken und Pellerinen sind hier nicht stillos, sondern in erster Linie praktisch. Praktisch sind natürlich auch Kopfbedeckungen, zumindest wenn die Sonne sticht oder der Regen nicht nachlassen will. Allerdings kann man davon ausgehen, dass Wikingerhelme, Plüschzylinder, Rastaperücken und Narrenkappen nicht getragen werden, weil sie praktisch sind, sondern weil ein Festival (wie auch die Streetparade und jedes Fussballspiel) eine geschlossene Anstalt ist, in der man endlich mal wieder aus dem grauen Alltag ausbrechen kann. Offenbar ist dieser Ausbruch für einige noch befreiender, wenn sie in einem bunten Kostüm stecken.

Im Gegensatz zum Maskenball hat man an Festivals die Wahl, ob man mit oder ohne Verkleidung erscheint. Wer vernünftig ist, setzt auf funktionale Kleidung, wer eitel ist, gibt sich cool und wer weder das eine noch das andere ist, zwängt sich in pinkige Spandexhosen oder trägt einen Turban. Die letzte Gruppe hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Stimmung eines Festivals. Ein Openair ohne bunte Hunde wäre schliesslich nur halb so lustig. Doch wie an der Fasnacht, ist es auch an einem Festival ein schmaler Grat zwischen Originalität und Lächerlichkeit, insbesondere was den Kopfschmuck betrifft.

Man kommt nicht umhin festzustellen, dass unter den eingangs erwähnten ulkigen Kopfbedeckungen ein gewisser Schlag Mensch steckt, dem ohnehin nichts peinlich ist: Es sind Männer mit Bierbauch und Sonnenbrand, die laut über ihre eigenen Witze lachen, Typen, die mit Wonne johlen und rülpsen, Elefanten im Porzellanladen, Fussballfans in der Regel. Was sie dazu bringt, ihre fluffigen Zylinder nicht mit Scham sondern mit Stolz zu tragen, darüber lässt sich nur spekulieren. Ist es Geltungsdrang? Ist es eine hutgewordene Entschuldigung für pubertäres Benehmen? Sind diese Menschen gescheiterte Clowns? Oder nehmen sie einfach nur ihre eigene Unattraktivität mit Humor?

Da die Lustige-Hut-Fraktion meist in Gruppen anzutreffen ist, kann man sie nur schwer ignorieren. Was für den biergeilen Pulk einen unbestreitbaren Vorteil hat – egal wie betrunken man ist, man kann seine Saufkumpanen nicht aus den Augen verlieren – wird für andere Festivalbesucher schnell zum Ärgernis. Weil lustige Hüte nicht nur von vorne, sondern vor allem auch von hinten scheisse aussehen, zum Schluss noch einige Empfehlungen, was an einem Festival auf den Kopf darf und was nicht. Flach soll’s sein, das restliche Publikum wird es Ihnen danken!

Go: Stirnband, Baseballcap, Wrestlingmaske, Panamahut, Borsalino, Turban, Ski-, Schwimm-, Tropen-, Basken- und Matrosenmütze.

No-Go: Tirolerhut, Polyesterzylinder und andere Bierhüte (Klatschhändehüte ausgenommen), Perücken, Kronen, Indianerfedern und sonstige Artikel aus dem Kostümverleih, Bandanas, Earbags, Helme aller Art (ausser vielleicht der Bierhelm), Kappen mit Frisuren, Mützen mit überlangen Zotteln sowie sämtliche Kopfbedeckungen aus Leder.

Und unter keinen Umständen der Henessy Hat (Klicken auf eigene Gefahr), ein perverser Bastard aus Cowboyhut, Stirnband, Igelfrisur und Leopardenfell. Ohne Frage der hässlichste Hut, der je von Menschenhand geschaffen wurde. In der Produktebeschreibung heisst es: „Mit dem Henessy Hat macht Ihnen optisch keiner was vor.“ Tatsächlich. Da kann der Bierhut einpacken.

21 Reaktionen

  1. Hutgewordene Bierseeligkeit « Jane’s Field
  2. fortschritt.tv — Darf man auf Festivals Bierhüte tragen?
  1. #1 jawa

    10:30 Uhr, 31.7.2008, Link

    endlich bringt’s mal jemand auf den punkt!! an festivals sollten nebst hunden, glas und waffen definitiv auch nicht-alltagstaugliche hüte verboten sein!

  2. #2 Christoph

    11:03 Uhr, 31.7.2008, Link

    Du hast so Recht! Großartig.

  3. #3 marcus

    16:33 Uhr, 31.7.2008, Link

    hahaha – habe sehr gelacht!!
    Dieser letztgenannte Hut mit Frisur ist wirklich ganz ganz sehr daneben.

  4. #4 Stephan

    11:05 Uhr, 1.8.2008, Link

    Nein, nein, nein auch der Bierhelm geht mal gar nicht! Außer man heißt Homer und ist gelb! so!

  5. #5 jdw

    17:29 Uhr, 1.8.2008, Link

    also bandanas sind erlaubt wenn man entweder david eugene edwards oder mike muir ist!

  6. #6 David Bauer

    17:40 Uhr, 1.8.2008, Link

    Schlimmer als Hüte sind ja die Leute, die immer noch „Helga“ rufen. Wobei Hut und Helga meist in Personalunion auftreten.

  7. #7 marcus

    12:34 Uhr, 2.8.2008, Link

    „also bandanas sind erlaubt wenn man entweder david eugene edwards oder mike muir ist!“
    mit dem namen brett michaels darf man auch bandana und cowboyhut kombinieren :D

  8. #8 deus

    13:46 Uhr, 3.8.2008, Link

    „Helag“, „Timiii“ und all die anderen Verbrechen, die einmal lustig waren, jetzt aber nur noch peinlich sind.
    Der kommende Killerspruch für kommende Jahre, den ich am eigenen Leib erfahren „durfte“:
    Gehe mit einem Horn, morgens um vier durch die Zelte, hupe mit dem Horn bei jedem Zelt und sage:“Hey, chönder au ned schlafe?“ =)
    Damit macht man sich Freunde.
    Und mit peinlichen Hüten.

  9. #9 marcus

    14:21 Uhr, 3.8.2008, Link

    Apropo Zelt – für Irritation von (vorzugsweise bekannten) Zeltnachbarn (sonst gibts vielleicht ein paar vor die Zwölf) ist, dröppelnd, dann etwas fliessender und dann wieder dröppelnd eine wasserflasche aufs untere drittel des zelts zu entleeren. Der Phantasie der Zeltinsassen bei diesen Geräuschen sind mit Sicherheit Grenzen gesetzt.
    ]:D

  10. #10 sundance

    19:52 Uhr, 7.8.2008, Link

    also deus..die sache mit der hupe und dem bekloppten nachgefrage finde ich jetzt, zumindest so aus büro-distanz, urkomisch.
    kommt halt draufan wer sich das erlaubt..der wankende bierhelm mit dem tshirt mit lustigem spruch drauf darf das nicht.

    die ganze helgasache ist einfach ein problem von openairveteranen, finde ich.

  11. #11 wert

    11:09 Uhr, 20.4.2011, Link

    Nein, nein, nein auch der Bierhelm geht mal gar nicht! Außer man heißt Homer und ist gelb! so!

  12. #12 zotto

    11:23 Uhr, 20.4.2011, Link

    stimmt es eigentlich, das ebendiese helga bei einem openair ums leben gekommen ist? oder ist das eine falschmeldung?

  13. #13 HREE

    21:34 Uhr, 20.4.2011, Link

    solche liedern 21 black jack film heerfuhrers

  14. #14 Dale C.

    14:43 Uhr, 21.4.2011, Link

    ou scheisse, schreien an festivals irgendwelche leute immer noch „helgaaaaa“ durch die gegend? das war doch 1997 schon vorbei…

  15. #15 poter

    22:47 Uhr, 21.4.2011, Link

    Apropo Zelt – für Irritation von (vorzugsweise bekannten) Zeltnachbarn (sonst gibts vielleicht ein paar vor die Zwölf) ist, dröppelnd, dann etwas fliessender und dann wieder dröppelnd eine wasserflasche aufs untere drittel des zelts zu entleeren. Der Phantasie der Zeltinsassen bei diesen Geräuschen sind mit Sicherheit Grenzen gesetzt.

  16. #16 ss

    11:07 Uhr, 22.4.2011, Link

    “Helag”, “Timiii” und all die anderen Verbrechen, die einmal lustig waren, jetzt aber nur noch peinlich sind.
    Der kommende Killerspruch für kommende Jahre, den ich am eigenen Leib erfahren “durfte”:
    Gehe mit einem Horn, morgens um vier durch die Zelte, hupe mit dem Horn bei jedem Zelt und sage:”Hey, chönder au ned schlafe?” =)
    Damit macht man sich Freunde.
    Und mit peinlichen Hüten.

  17. #17 tukilu

    10:39 Uhr, 23.4.2011, Link

    Apropo Zelt – für Irritation von (vorzugsweise bekannten) Zeltnachbarn (sonst gibts vielleicht ein paar vor die Zwölf) ist, dröppelnd, dann etwas fliessender und dann wieder dröppelnd eine wasserflasche aufs untere drittel des zelts zu entleeren. Der Phantasie der Zeltinsassen bei diesen Geräuschen sind mit Sicherheit Grenzen gesetzt.

  18. #18 kiper

    00:35 Uhr, 26.4.2011, Link

    “also bandanas sind erlaubt wenn man entweder david eugene edwards oder mike muir ist!”
    mit dem namen brett michaels darf man auch bandana und cowboyhut kombinieren

  19. #19 KILER

    09:58 Uhr, 26.4.2011, Link

    Apropo Zelt – für Irritation von (vorzugsweise bekannten) Zeltnachbarn (sonst gibts vielleicht ein paar vor die Zwölf) ist, dröppelnd, dann etwas fliessender und dann wieder dröppelnd eine wasserflasche aufs untere drittel des zelts zu entleeren. Der Phantasie der Zeltinsassen bei diesen Geräuschen sind mit Sicherheit Grenzen gesetzt.

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