78s has left the building. ¯\_(ツ)_/¯

Jamie Lidell: It’s a feelgood thing

Von    |   29. April 2008   |   5 Kommentare

Heute erscheint das neue Album des Whiteboysoul-Wunderknaben Jamie Lidell. Es hat so viel gutgelaunten Popappeal, dass die Songs in Werbespots nicht weiter auffallen würden.

Der Auftakt von „Jim“ (Warp/Musikvertrieb) klingt nach frischgepresstem Orangensaft, Kaffeegemütlichkeit und gutgelaunt-übers-Gartentor-hüpfen. Mit „Another Day“ könnte man Actimel oder Hohes C verkaufen, so optimistisch begrüsst dieses Lied den neuen Tag. Ironie? Oder geht’s Jamie Lidell tatsächlich so gut?

Es macht ganz den Anschein. „Jim“ ist keine Platte für Morgenmuffel und erst recht nicht für 24/7-Muffel. Wie sagt doch Co-Produzent Mocky in Teil 1 der Making-of-Videos „Jamie Lidell is JIM“ (Pt. 1/2/3) ? „It’s a feelgood thing!“

„Jim“ ist Gutfühlmusik im Geiste des Gospel. Ganz als ob sich Jamie Lidell nach seinem überraschenden 05er-Album „Multiply“ mit Stevie Wonder- und Marvin Gaye-Platten im Keller eingesperrt hätte, im Glauben er könne, zurück an der Erdoberfläche, einen Motown-Vertrag unterzeichnen. Hatte der Vorgänger seine Hörer mit seinen Soul-Dekonstruktionen noch verwirrt aber begeistert zurück gelassen, ist „Jim“ eine einzige Hitfabrik inklusive Schlussballade. Diese Art von Retro-Soul steht derzeit hoch im Kurs. Gut möglich, dass Jamie und Amy bald im Duett auftreten.

Die 10 Songs von „Jim“ sind perfekt. Zu perfekt, denn man vermisst die „Multiply“-Sickness, die „Jim“ zu mehr als einer Motown-Replika machen würde, auch wenn Jamie Lidell den Vorbildern stilistisch natürlich gefährlich nahe kommt. Lediglich auf „Figured Me Out“ und „Hurricane“ dreht Lidell Prince durch die Häckselmaschine. Und mit etwas Blut am Kittel sieht Jamie Lidell doch eigentlich viel besser aus, als im strahlend weissen Werbespothemd.

> Zum Albumstream hier lang

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