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Neu im Kopfkino: Quiet Village

Von    |   24. April 2008   |   1 Kommentar

Quiet Village machen Easy Listening wieder salonfähig. Gut möglich, dass dem britischen Duo bereits mit dem Debut der Durchbruch gelingt. „Silent Movie“ ist das „Moon Safari“ der 00er-Jahre.

Welcome to Quiet Village. Das Städtchen liegt am Meer und es ist das ganze Jahr über warm hier. Unangenehm heiss wird es nie, denn immer weht eine leichte Brise. Das Stadtbild ist idyllisch und doch geht von diesem Badeort etwas Glamouröses aus. Es gibt Yachten im Hafen und schicke Autos. Die Menschen dieser Stadt bewegen sich langsam und elegant. Sie sind auf eine subtile Art sexy, genau wie die Musik, die in den Bars der Hafenpromenade läuft. Auch sie kennt keine Eile. So sanft wie die Wellen den Strand streichelt sie deine Seele.

Der Film im Kopf stellt sich schnell ein, denn Quiet Village sind ein cineastisches Orchester. Meeresrauschen, Mövenkreischen und Streichersonnenstrahlen liefern den Vorspann zum Debut des britischen Duos. Was folgt, ist oskarverdächtig. „Silent Movie“ (VÖ 28.4. K7/Namskeio) ist eine Kopfkinoplatte, an der sich Worte die Zähne ausbeissen.

Matthew Edwards und Joel Martin brachte ihr aussergewöhnlicher Musikgeschmack schon zu Schulzeiten zusammen. Seither teilen sie ihre Liebe für Soundtracks, Library, Disco, Dub, Acid Rock, Soul und Easy Listening. Nun machen sie erstmals zusammen Musik. Der Name ihres Projekts verleiht ihrem Faible für Instrumentalmusik Ausdruck: Sie haben sich nach Martin Denny’s Exotica-Klassiker „Quiet Village“ benannt.

Dass Edwards und Martin Plattennarren mit DJ-Erfahrung sind, hört man ihrem Debut an. „Silent Movie“ ist der feuchte Traum jedes Plattensammlers: Das Album klingt wie eine perfekte Compilation aus Soundtrack-Obskuritäten und exotischen Grooves. Von Prog-Rock bis Cosmic-Disco streifen Quiet Village so ziemlich jedes Genre, das Räume öffnet. Trotz dem grossen Klangspektrum ist das Album ein homogener Fluss. „Silent Movie“ klingt sehr harmonisch und manchmal schon fast nach Easy Listening – um nicht zu sagen Chill-Out – in einem zeitgenössischen Gewand.

Zwar gibt es auf „Silent Movie“ verschiedenste Stimmen, doch von Pop-Songs kann nicht die Rede sein. Refrains bleiben die Ausnahme, stattdessen dominieren Vocoder-Fetzen, Chöre und wortlose Gesangsmelodien. Quiet Village let the music do the talking: Die Klangcollage aus Gitarren, Harfen, Pianos, Vintage-Synthies, Streichern, Bläsern und Glockenspielen dauert genau eine Stunde – und keine Sekunde davon ist verschwendet.

Wie Air vor 10 Jahren mit „Moon Safari“ gelingt Quiet Village mit „Silent Movie“ eine souveräne Gratwanderung zwischen Schönklang und Kitsch. Vielleicht fehlen den beiden Briten für einen ebensogrossen Erfolg die Refrains, doch ein Aufenthalt in Quiet Village ist jedem zu empfehlen. Erholung ist garantiert.

Quiet Village – Circus Of Horror
[audio:http://downloads.pitchforkmedia.com/Quiet%20Village%20-%20Circus%20Of%20Horror.mp3]

Eine Reaktion

  1. #1 derhalter

    20:01 Uhr, 25.4.2008, Link

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