Zwischen zwei Welten: Firewater
Von Ralph Hofbauer | 26. März 2008 | 5 Kommentare
Sich von Musik aus dem Osten inspirieren zu lassen, obwohl man im Westen lebt, ist kein Widerspruch mehr seit es Beirut, Gogol Bordello, Shantel, Balkan Beat Box und Devotchka gibt. Nun melden sich die Pioniere des Brückenbaus zwischen Okzident und Orient zurück: Firewater.
Firewater entstanden 1995 aus der Asche der New Yorker Industrial-Punk-Band Cop Shoot Cop. Nachdem Frontmann Tod Ashley in einem russischen Trödlerladen auf Platten und Kassetten mit osteuropäischer Musik gestossen war, beschloss er fortan östliche Klänge sowie allerlei andere exotische Zutaten mit seiner ersten Liebe zu Verknüpfen – Punk.
Inzwischen hat Tod Ashley den Culture Clash, den er mit seiner Band verkörpert, am eigenen Leib erfahren. Enttäuscht von der Liebe und der amerikanischen Politik wandte er seinem Heimatland für drei Jahre den Rücken zu und reiste von Dehli nach Istanbul. Mit dem Laptop nahm er dabei in Hotelzimmern Jamsessions mit Musikern aus Indien, Pakistan, Israel und der Türkei auf, die das Fundament des sechsten Firewater-Albums bilden.
Die Reise hat sich gelohnt. „The Golden Hour“ (28.3. 21.3. Noisolution/Irascible) klingt sehr live, sehr energetisch und sehr tanzbar. Statt naivem Globalisierungspop der Marke Manu Chao findet man auf „The Golden Hour“ Musik mit Biss, wie ihn Manu Chao mit Mano Negra noch hatte. Wütend und doch gut gelaunt, verzweifelt und doch glücklich solange die Musik spielt. Das hört sich an, als würden Calexico und The Clash zusammen in den Osten reisen. Nicht erzwungen exotisch und frei von jeglichem Orient-Kitsch. Firewater beweisen, dass Worldmusic gar nicht so weltfremd ist, wie man gemeinhin meint.
Zum Making of von „The Golden Hour“ geht’s hier lang, das Reisetagebuch von Tod findet man da, das Album streamen kann man dort.
> Firewater live: 17. April Palace, 18. April Reitschule